Hannover Rück legt 220 Millionen Euro für Corona-Schäden zurück - Aktie steigt
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück muss sich in der Corona-Krise durch einen Nebel der Unsicherheit tasten.
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Angesichts der unklaren Folgen der Pandemie für Versicherer und Finanzmärkte hält sich der Vorstand mit einer Gewinnprognose für 2020 weiter zurück. "Alle Berechnungen, die wir durchführen, führen zu einer großen Bandbreite", sagte Finanzchef Roland Vogel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Zur Gewinnentwicklung in diesem Jahr könne man derzeit kaum seriös etwas sagen. So lägen kaum einzelne Schaden-Meldungen von Kunden vor.
Nach ersten Schätzungen legte die Hannover Rück für versicherte Pandemie-Folgen wie den Ausfall von Großveranstaltungen im ersten Quartal 220 Millionen Euro zur Seite. Auch wenn sich der Vorstand mit der Rückstellung gut gewappnet fühlt, könnte die Summe je nach Krisenverlauf noch steigen, räumte Vogel ein. Allerdings sei die Hannover Rück finanziell gut aufgestellt, um die Belastungen zu schultern. So blieb das Eigenkapital des Konzerns mit 10,5 Milliarden Euro Ende März praktisch genauso hoch wie drei Monate zuvor.
Gut die Hälfte der Hannover-Rück-Aktien gehören dem Versicherungskonzern Talanx. Dieser streicht damit auch den Großteil der Dividende von 5,50 Euro je Aktie ein, die die Aktionäre bei der Hauptversammlung an diesem Mittwoch beschließen sollen.
Nachdem die Hannover-Rück-Spitze ihr ursprüngliches Gewinnziel von 1,2 Milliarden Euro für 2020 im April gestrichen und dabei auch Eckdaten für das erste Quartal gemeldet hatte, ging es im Quartalsbericht am Mittwoch vor allem um Details und eine genauere Einschätzung der Krisenfolgen für das Unternehmen.
Im ersten Jahresviertel machte der Rückversicherer die hohen Schaden-Belastungen mit dem Verkauf von Aktien, Anleihen und einer Immobilie wett. Dadurch stieg der Nettogewinn im Jahresvergleich um 2,5 Prozent auf knapp 301 Millionen Euro, obwohl die 220 Millionen Euro für Corona-Versicherungsschäden das Ergebnis belasteten. Andere Großschäden - vor allem durch Buschbrände, Sturm und Hagel in Australien sowie Sturmtief "Sabine" in Deutschland - schlugen mit rund 64 Millionen Euro zu Buche.
Die Rückstellung für die Corona-Krise umfasse die Betriebsausfall-Versicherung, die Kredit- und Kautionsversicherung und die Versicherung gegen den Ausfall von Großveranstaltungen, sagte Vogel. Prominentester Fall ist die Verschiebung der Olympischen Spiele, die nun statt in diesem erst im nächsten Jahr stattfinden sollen. Vogel zufolge läge das Schaden-Risiko der Hannover Rück bei einem Olympia-Ausfall in der Größenordnung von 50 Millionen Euro. Auch wenn die Spiele lediglich verschoben werden, werde wohl ein substanzieller Teil dieser Summe fällig, schätzt er.
Auch in der Warenkreditversicherung rechnet Vogel mit Ausfällen, obwohl die Bundesregierung einen bis zu 30 Milliarden Euro schweren Schutzschirm für das Geschäft aufgespannt hat. In der Betriebsausfall-Versicherung decken die Policen hingegen in der Regel keine Betriebsschließungen infolge einer Pandemie. In Bayern hatte die Landesregierung dazu zuletzt allerdings einen Kompromiss mit den Versicherern gefunden.
Ein Anschwellen der Todesfall-Zahlen könnte auch die Leben-Rückversicherung treffen. Sollte die Sterblichkeit durch die Pandemie in diesem Jahr um fünf Prozent steigen, könnte das den Rückversicherer laut Vogel 100 bis 150 Millionen Euro kosten. In den USA, wo die Hannover Rück in dem Geschäft besonders stark vertreten ist, entspreche dies etwa 150 000 Toten mehr als in anderen Jahren. Von einer solchen Entwicklung sei man aber noch weit entfernt. Bisher hat die Hannover Rück dafür auch kein Geld zurückgelegt.
Im ersten Quartal reichten die Prämieneinnahmen des Konzerns im Schaden- und Unfallgeschäft trotz der hohen Schadenbelastung aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich zwar von 95,7 auf 99,8 Prozent, blieb damit aber noch unter der kritischen 100-Prozent-Marke.
Unterdessen weitete der Rückversicherer sein Geschäft kräftig aus. Die Brutto-Prämieneinnahmen legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf knapp sieben Milliarden Euro zu, was fast durchweg auf das Konto des Schaden-Unfall-Geschäfts ging.
Bei der Kapitalanlage hatte die Hannover Rück im März ein glückliches Händchen. So habe der Konzern Anleihen von US-Unternehmen mit einer geringeren Bonität mit Gewinn verkauft, sagte Vogel. Zudem habe sie Aktien aus ihren Kapitalanlagen noch zu recht guten Kursen abgestoßen und sei später vergleichsweise günstig wieder in den Aktienmarkt eingestiegen. Derzeit stecke rund ein Prozent der Kapitalanlagen des Konzerns in Aktien. Allerdings rechnet Vogel infolge Krise auch bei der Geldanlage mit Einbußen. Von der Erholung der Märkte in den vergangenen Wochen zeigte sich der Manager überrascht./stw/kro/mis
Hannover Rück-Aktien steigen - Pareto: Investmentgeschäft stark
An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Hannover-Rück-Aktie legte am Vormittag um 4,29 Prozent auf 145,90 Euro zu und war damit Spitzenreiter im MDAX. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit noch rund 15 Prozent eingebüßt.
Vor allem dank hoher Einnahmen im "sehr stark" gelaufenen Investmentgeschäft hätten die Hannoveraner besser abgeschnitten als erwartet, schrieb Analyst Philipp Häßler von Pareto Securities in einer ersten Reaktion. Diese Einnahmen hätten die Schaden-Kosten-Quote mehr als ausgeglichen, die höher als angenommen ausgefallen sei wegen Rückstellungen für die Corona-Krise.
HANNOVER (dpa-AFX)
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Datum | Rating | Analyst | |
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25.11.2024 | Hannover Rück Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
13.11.2024 | Hannover Rück Neutral | UBS AG | |
12.11.2024 | Hannover Rück Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
12.11.2024 | Hannover Rück Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
11.11.2024 | Hannover Rück Outperform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
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25.11.2024 | Hannover Rück Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
12.11.2024 | Hannover Rück Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
12.11.2024 | Hannover Rück Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
11.11.2024 | Hannover Rück Outperform | RBC Capital Markets | |
11.11.2024 | Hannover Rück Buy | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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13.11.2024 | Hannover Rück Neutral | UBS AG | |
11.11.2024 | Hannover Rück Neutral | UBS AG | |
18.10.2024 | Hannover Rück Neutral | UBS AG | |
22.08.2024 | Hannover Rück Neutral | UBS AG | |
13.08.2024 | Hannover Rück Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.09.2024 | Hannover Rück Underweight | Barclays Capital | |
04.09.2024 | Hannover Rück Underweight | Barclays Capital | |
16.05.2024 | Hannover Rück Underweight | Barclays Capital | |
14.05.2024 | Hannover Rück Sell | UBS AG | |
18.03.2024 | Hannover Rück Underweight | Barclays Capital |
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