Rückläufige Gewinne

adidas-Aktie letztendlich abgestraft: adidas nach 3. Quartal pessimistischer für Gesamtjahr

10.11.21 17:53 Uhr

adidas-Aktie letztendlich abgestraft: adidas nach 3. Quartal pessimistischer für Gesamtjahr | finanzen.net

adidas ist nach moderaten Umsatzsteigerungen und rückläufigen Gewinnen im dritten Quartal pessimistischer für die seit August gültige Prognose für das Gesamtjahr und hat diese teilweise gesenkt.

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Der Sportartikelkonzern spürt nun auch die Folgen der Lieferkettenprobleme, verlängerter Lockdowns in Asien und die schwache Nachfrage in China. Der Sportartikelkonzern rechnet nun für 2021 mit einem währungsbereinigten Umsatzplus "im unteren Bereich der Spanne" von bis zu 20 Prozent und ebenfalls einer operativen Marge im unteren Bereich von 9,5 bis 10 Prozent.

Der Nachsteuergewinn im fortgeführten Geschäft soll ebenfalls im unteren Bereich der Spanne von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro landen. Für die Bruttomarge wurde die Prognose gesenkt, hier nimmt der Konzern nun 50,5 bis 51,0 an, anstatt rund 52 Prozent.

Im dritten Quartal erwirtschaftete die adidas AG einen Umsatz von 5,752 Milliarden Euro, währungsbereinigt eine Steigerung von 3 Prozent verglichen mit dem Vorjahresquartal. Der operative Gewinn war hingegen rückläufig, er sank um 8,5 Prozent auf 672 Millionen Euro. Nach Steuern verdiente adidas im fortgeführten Geschäft 479 Millionen Euro, 10,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

adidas hat Gegenmaßnahmen gegen die Lieferprobleme eingeleitet, rechnet aber der Konzernführung zufolge noch mit Umsatzbelastungen bis ins erste Quartal.

Nach Einleitung der Gegenmaßnahmen dürfte sich der Netto-Negativeffekt auf den Umsatz auf insgesamt 1 Milliarde Euro belaufen, anstatt der noch im August angenommenen 350 Millionen Euro, sagten CEO Kasper Rorsted und CFO Harm Ohlmeyer in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. Davon fallen 400 Millionen (anstatt 250 Millionen) Euro im vierten Quartal an und 600 Millionen (anstatt 100 Millionen) Euro im ersten Quartal. Nach dem ersten Quartal rechnet adidas nicht mehr mit signifikanten Belastungen.

Für 2022 rechnet adidas mit währungsbereinigtem Umsatzwachstum wenigstens im Rahmen der langfristig angepeilten 8 bis 10 Prozent. Den Umsatz im Schlussquartal 2022 sieht der Sportartikelhersteller etwa auf Vorjahresniveau.

Als Gegenmaßnahmen will adidas zum Beispiel margenstarke Produkte stärker per Luftfracht verschicken, was die Kosten erhöht und auf die Margen drückt. Auch werden Preiserhöhungen für 2022 erwogen, Rorsted zufolge im Schnitt im "mittleren einstelligen" Prozentbereich.

Im laufenden Jahr dauerten in Vietnam die coronabedingten Produktionsunterbrechungen über das dritte Quartal hinaus an und somit länger als erwartet. Die volle Produktionskapazität, die adidas mit dem Zweitquartalsbericht vor drei Monaten schon für Oktober erwartete, sieht der Konzern nun noch nicht im Dezember erreicht.

Die Einschränkungen, zu denen auch Containerknappheit und überlastete Häfen gehörten, haben bei adidas zu Lieferverzögerungen in EMEA und Nordamerika und entsprechenden Umsatzeinbußen geführt.

Die Frachtkosten erhöhen sich den Managern zufolge für 2021 um mehr als 70 Prozent bzw. um mehr als 200 Millionen Euro.

adidas: Reebok-Verkauf auf gutem Weg - Abschluss 1Q erwartet

Der Verkaufsprozess für die US-Fitnesstochter Reebok ist adidas zufolge auf gutem Wege, der Abschluss der Transaktion werde für das erste Quartal erwartet, teilte adidas mit. Der Verkaufspreis betrage weiterhin bis zu 2,1 Milliarden Euro, den größten Teil werde der Käufer Authentic Brands Group in bar zahlen. adidas wolle den größten Teil des Barerlöses mit den Aktionären teilen. Im dritten Quartal profitierte bei adidas der Gewinn im aufgegebenen Geschäft unter anderem den Angaben zufolge von einer Zuschreibung von 402 Millionen Euro auf das zuvor wertgeminderte Reebok-Markenrecht im Zusammenhang mit dem Reebok-Verkauf.

adidas steuert in China mit Action Plan gegen Umsatzrückgang

adidas will mit einem "Action Plan" in China den deutlichen Umsatzrückgang stoppen. Dieser sieht unter anderem vor, die Marke adidas und die digitale Präsenz in China zu stärken, die lokale Produktion für den chinesischen Markt hochzufahren und Ladennetzwerk sowie Lagerbestände zu optimieren, sagten CEO Kasper Rorsted und CFO Harm Ohlmeyer in der Medientelefonkonferenz.

Etwa ein Drittel der neuen Produkte für den chinesischen Markt werde nun im Land kreiert und produziert. Der Konzern will in IT-Infrastruktur und IT-Talente investieren. Überschüssige Produkte sollen aus dem Markt genommen werden, dies sei bereits mit mehr als 10 Millionen Stück geschehen. Bei der Ladeinfrastruktur sollen mehr als 100 neue Terrex, Y-3 und Stella Konzept-Verkaufspunkten in wichtigen Städten wie Shanghai entstehen. Eine globale und lokale Taskforce sei an dem Action Plan beteiligt.

"In China liegt noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns", sagte Rorsted. "China bleibt langfristig ein wichtiger Wachstumsmarkt für uns."

Im Juni und Juli sah adidas den Angaben zufolge Umsatzanstiege in den eigenen Stores in China, nachdem der Umsatz zuvor stark gelitten hatte durch politischen Boykott von Seiten der Konsumenten, der die gesamte Textilbranche betraf. Dann kamen im Verlauf des Quartals coronabedingte neue Lockdowns und Überschwemmungen in Asien hinzu, die die Erholung verzögerten. "Es gab Verbesserungen im September und Oktober, aber die Situation ist weiter volatil", sagte Rorsted.

Der 15-prozentige Umsatzrückgang in China kostete adidas im dritten Quartal rund ein Drittel des entgangenen Umsatzzuwachses. Rechnet man alle externen Negativfaktoren heraus - China, Covid-Lockdown in Asien-Pazifik und Supply-Chain-Verzögerungen in EMEA und Nordamerika - wäre der Umsatz im Quartal währungsbereinigt den Managern zufolge um 14 Prozent gestiegen, anstatt der ausgewiesenen 3 Prozent.

Gedämpfter Ausblick schockt adidas-Anleger - PUMA-Aktie auch schwach

Die im August noch rekordverwöhnten Anleger von adidas haben am Mittwoch einen Rückschlag hinnehmen müssen. Da der Sportartikelersteller stärker als gedacht unter Lieferkettenproblemen leidet und nun etwas vorsichtiger in die Zukunft blickt, gerieten die Aktien stark unter Druck. Analysten sprachen zudem von eher durchwachsenen Quartalszahlen.

Die Anteilsscheine von adidas waren im Handelsverlauf um fast sieben Prozent auf den tiefsten Stand seit fast drei Wochen eingebrochen. Am Abend betrug das Minus noch 3,72 Prozent auf 284,50 Euro. Im Sog büßten Aktien des Wettbewerbers PUMA 0,90 Prozent auf 110,,50 Euro ein. Der deutsche Leitindex gab etwas nach.

adidas wird wegen der anhaltenden Lieferverzögerungen und eines schwierigeren Marktumfeldes in China vorsichtiger. Zwar bekräftigte der Konzern seine Jahresprognose, geht aber nun davon aus, nur das untere Ende der erwarteten Ergebnisspanne zu erreichen. Die neue Prognose bedeute beim Überschuss ein Korrekturrisiko für die Markterwartung von drei Prozent, schrieb Analyst Richard Edwards von der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Mit Blick auf die Quartalszahlen ergänzte Analyst Volker Bosse von der Baader Bank, dass das operative Ergebnis zwar die Erwartungen leicht übertroffen, der Umsatz aber enttäuscht habe. Die Expertin Grace Smalley von der US-Bank JPMorgan resümierte, dass adidas insgesamt schwach abgeschnitten habe - gerade im Vergleich mit PUMA, wenngleich das nicht überraschend komme.

Analyst Adam Cochrane von der Deutschen Bank argumentierte ähnlich. Der Experte hatte nach den jüngsten Quartalszahlen von PUMA und verschiedenen Luxusgüterherstellern in Nordamerika mit einem eigentlich etwas stärken Umsatzanstieg gerechnet. In China allerdings habe sich der Umsatzrückgang im Vergleich zur Zeit vor Ausbruch der Pandemie zumindest nicht beschleunigt und dies sei beruhigend.

Im China-Geschäft haben die geopolitischen Spannungen adidas zufolge angehalten. Wegen Verstimmungen zwischen China und der westlichen Welt unter anderem beim Thema Menschenrechte war es im Frühjahr zu Boykottaufrufen gegen westliche Marken gekommen. Auch belasteten erneute coronabedingte Einschränkungen sowie Naturkatastrophen die Entwicklung.

Derweil kann der Kursrutsch am Mittwoch nach Meinung von Cochrane auch eine Gegenreaktion sein, nachdem sich die Aktien seit Mitte Oktober bis zuletzt relativ stark erholt hatten. In der Spitze hatten sie in dieser Zeit fast 17 Prozent gewonnen und waren am Freitag erstmals seit Mitte September wieder kurz über 300 Euro gestiegen. Das Rekordhoch hatten die Aktien Anfang August bei gut 336 Euro erreicht.

Der Kurseinbruch am Mittwoch hat derweil das Chartbild deutlich eingetrübt. So sackten die Aktien unter die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie, die den langfristigen Trend beschreibt. Aktuell notiert der Kurs sogar in der Nähe der 21- und die 50-Tage-Linien, die als Maß für die kurz- beziehungsweise mittelfristige Entwicklung dienen.

FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

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