Experten-Meinungen gehen auseinander: Sollte NYSE-Wert Disney in zwei eigenständige Konzerne aufgespalten werden?
Der Medienkonzern Disney hat derzeit mit einigen Problemen zu kämpfen. Mehrere Marktexperten sind der Meinung, dass Disney deshalb in zwei eigenständige Unternehmen aufgespalten werden solle. Andere halten dies wiederum nicht für sinnvoll.
Werte in diesem Artikel
• Disney konnte 2019 einige Erfolge verzeichnen
• Einige Experten raten zur Aufspaltung in zwei eigenständige Konzerne
• BoA-Analystin Jessica Reif Ehrlich hingegen hält einen glatten Bruch nicht für möglich
2019: Disneys Erfolgsjahr
Das Jahr 2019 verbuchte der allseits bekannte Medienkonzern Disney als einen vollen Erfolg. Bereits einen Tag nach der Einführung des hauseigenen Streamingdienstes verzeichnete Disney+ über 10 Millionen Abonnenten, wie yahoo finance berichtet. Außerdem schloss das Unternehmen in diesem Jahr die Übernahme der Unterhaltungssparte von Fox für 71 Milliarden US-Dollar ab, eröffnete zwei Star-Wars-Themenparks und brachte mit "Avengers: Endgame" den zweitumsatzstärksten Film der Kinogeschichte heraus. Insgesamt zeigen diese deutlichen Erfolge, wie stark Disney als Unterhaltungsriese tatsächlich ist. So schafft es der Konzern, sein geistiges Eigentum überall zu vermarkten, von Kinos über Themenparks bis hin zu Streamingdiensten direkt beim Verbraucher zu Hause.
Disney in zwei eigenständige Konzerne aufspalten?
Die zwischenzeitliche Euphorie scheint jedoch verflogen zu sein: Mittlerweile vier Jahre später ist das Parkgeschäft des Unternehmens rückläufig, genauso die lineare TV-Sparte des Unternehmens sowie die Abonnenten des Flaggschiff-Streamingdienstes Disney+. Ganz zu schweigen davon, dass der Medienriese an den Kinokassen hinter seinen Konkurrenten zurückzubleiben scheint. Deshalb stellt sich für einige Experten die Frage, wie sinnvoll es tatsächlich ist, all diese Vermögenswerte des Unternehmens unter einem Dach zu vereinen. Selbst Disney-CEO Bob Iger verlautete demnach bereits, dass das Unternehmen schlicht weg zu groß sei, so yahoo finance. Und an der Wall Street häufe sich die Meinung, dass der Konzern besser aufgespalten werden solle.
"Angesichts Ihrer Überlegungen zur Zukunft von Disney stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, zwei Disney-Unternehmen zu gründen: eines, das sich auf die Parks, Disney+ und die Studio-IP konzentriert, die dieses Schwungrad antreibt, und eines, das sich um alles andere kümmert. Warum also nicht einen klaren Schnitt machen?", fragte zum Beispiel Michael Nathanson, Analyst bei Moffett Nathanson den CEO während einer Telefonkonferenz vor kurzer Zeit. Später stellte Nathanson klar, dass er mit "alles andere" Disneys lineare Netzwerke, ESPN+, Hulu SVOD, Hulu Live TV und Disney+ Hotstar gemeint seien. Iger erklärte auf die Frage hin, dass er die zukünftige Struktur des Unternehmens oder die Zusammensetzung der Vermögenswerte nicht kommentieren werde. "Wie ich bereits gesagt habe, prüfen wir strategische Optionen sowohl für ESPN als auch für die linearen Netzwerke, wobei wir uns natürlich mit allen Herausforderungen befassen, mit denen diese Unternehmen konfrontiert sind."
Angesichts des Rückgangs des linearen Fernsehens kündigte Iger letzten Monat an, die herkömmlichen TV-Vermögenswerte von Disney einer umfassenden Überprüfung zu unterziehen, was auf mögliche strategische Optionen hinweist, darunter auch den Verkauf. Iger erkannte an, dass das aktuelle Vertriebsmodell nicht mehr funktioniere. Er erklärte, dass die linearen TV-Aktivitäten von Disney, darunter ABC, FX, Freeform und National Geographic, möglicherweise nicht mehr zentral für die Strategie seien. Diesen Gedanken bekräftigte er erneut auf der Bilanzpressekonferenz und benannte drei Hauptbereiche - Filmstudios, Freizeitparks und Streaming - als Treiber für das zukünftige Wachstum und die Wertschöpfung in den nächsten fünf Jahren.
Die vollständige Umstellung eines Netzwerks auf Streaming wird seitens der Analysten und Medienbeobachtern jedoch als problematisch angesehen, vor allem wegen der hohen Kosten für Sportrechte und der Notwendigkeit, Verbraucher für einen zusätzlichen Streaming-Dienst zahlen zu lassen, statt Sport über das Kabelpaket zu empfangen. Außerdem gestalte sich der Verkauf von linearen Netzwerken schwierig angesichts des langfristigen Rückgangs linearer Fernsehnetze und des wachsenden Trends zum Kabelabbau.
"Es gibt keinen sauberen Bruch"
Eine Aufspaltung des Unternehmens würde Disney jedoch die Möglichkeit geben, seine Schulden abzubauen, Verlustbringer zu eliminieren und eine klarere Richtung für seine Zukunft in einer fragmentierten Medienlandschaft vorzugeben. Weshalb also nicht, wie Nathanson vorschlug, einen sauberen Schnitt machen? Jessica Reif Ehrlich, Analystin der Bank of America, erklärt gegenüber yahoo finance: "Es gibt keinen sauberen Bruch". Grund dafür sei, dass sich Disneys Vermögenswerte gegenseitig befruchten, um das Unternehmen anzutreiben, wobei das geistige Eigentum der Studios die Parks antreibe, während die linearen Netzwerke das Geld liefern, mit dem Disney weitere Investitionen in Wachstumsbereiche wie Streaming tätigen kann. Außerdem sei der Wert von ESPN aufgrund seiner enormen Reichweite im Fernsehen stark an ABC gebunden, obwohl ABC Teil des linearen Geschäfts ist, das Iger möglicherweise loswerden möchte. "Ich denke, es war ziemlich klar, dass Disney die Mehrheit an ESPN besitzen will. Wie kann man das tun, ohne auch ABC und die Sender zu besitzen? Das ist der Teil, mit dem ich große Schwierigkeiten habe", erklärt die Analystin. Anstelle einer Aufspaltung schlägt Ehrlich deshalb vor, die Marken zu nutzen, um Werte zu schaffen. Als Beispiel nannte sie den zwei Milliarden US-Dollar schweren Sportwetten-Deal von ESPN mit Penn Entertainment: "Das geistige Eigentum, das sie kontrollieren, hat einen hohen inneren Wert". Ehrlich sei nicht der Meinung, dass eine Veräußerung ausreichen werde, um Disneys unzählige Probleme zu lösen, obwohl es Argumente gibt, die auf beiden Seiten vorgebracht werden können. "Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen, dass Disney sich wirklich aufspalten muss. Dennoch denke ich, dass alle Optionen - und Bob Iger hat das sehr deutlich gemacht - auf dem Tisch liegen", erklärt sie.
Nathanson senkte sein Kursziel für die Aktie kürzlich von 120 auf 115 US-Dollar, argumentierte jedoch, dass der Wert innerhalb der derzeitigen Unternehmensstruktur nicht vollständig realisiert werde. "In Anbetracht der Tatsache, dass Disney dabei ist, alle Optionen in Bezug auf seinen zukünftigen Mix an Vermögenswerten auszuloten, sind wir der Meinung, dass es ein klares Argument dafür gibt, dass Disneys Vermögenswerte in jedem Szenario wesentlich mehr wert sind als sein aktueller Unternehmenswert", schrieb Nathanson in einer Mitteilung an Kunden, nachdem Disney seine letzten Ergebnisse veröffentlichte.
Laut TipRanks erhielt die Disney-Aktie in den letzten drei Monaten 20 Bewertungen durch Wall Street-Analysten. Das durchschnittliche Kursziel liegt dabei bei 110,71 US-Dollar. Aus 13-mal "Kaufen", 5-mal "Halten" und 2-mal "Verkaufen" ergibt sich insgesamt eine moderate Kaufempfehlung.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Alexandre Tziripouloff / Shutterstock.com, chrisdorney / Shutterstock.com
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