US-Inflationsrate sinkt stärker als erwartet
Die Inflation in den USA schwächt sich spürbar ab.
Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen sank im März auf 5,0 Prozent, von 6,0 Prozent im Februar, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten eine Inflation von 5,2 Prozent erwartet.
Der Rückgang der Gesamtinflation erklärt sich durch den deutlichen Anstieg der Energiepreise im März des Vorjahres. Damals hatte der Ukraine-Krieg diese deutlich nach oben getrieben. Im Jahresvergleich sanken die Energiepreise um 6,4 Prozent.
Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im März insgesamt um 0,1 Prozent. Hier waren 0,2 Prozent erwartet worden.
Die Kerninflationsrate stieg hingegen wie erwartet auf 5,6 Prozent. Im Februar hatte sie noch bei 5,5 Prozent gelegen. Bei der Kerninflation werden schwankungsfreudige Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet. Die Kerninflation liegt damit erstmals seit zwei Jahren über der Gesamtinflation. Getrieben wird die Kerninflation vor allem durch Mieten. Dieser Bereich stehe mittlerweile für rund 50 Prozent der Inflationsrate, schreibt VP Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel.
Trotz des Anstiegs der Kernrate erwartet Gitzel, dass der Teuerungsdruck in den kommenden Monaten auf breiter Front nachlassen wird. So habe sich die Lieferkettenproblematik merklich entspannt. "Darüber hinaus sollte mit Sicht auf die kommenden Monate der Mietpreisanstieg an Tempo verlieren, was auf die Kerninflationsrate merklich durchschlagen würde", schreibt Gitzel.
Inflationsdaten stehen im Fokus der Finanzmärkte, weil sie für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed von großer Bedeutung sind. An den Finanzmärkten wurde zuletzt überwiegend mit einer Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte im Mai gerechnet. Aber auch ein unveränderter Zins wird nicht ausgeschlossen. Noch unsicher ist, wie stark sich die jüngsten Bankenturbulenzen auf die Kreditvergabe und die Inflationsentwicklung auswirken.
"Alles in allem dürfte der Inflationsbericht für den März die Nerven der Fed etwas beruhigen", schreiben Analysten der Commerzbank. Die meisten Preiskategorien zeigten eine Entspannung. "Ein aggressiveres Vorgehen ist in Anbetracht der Fortschritte wohl nicht mehr nötig", heißt es in einem Kommentar. Die Commerzbank-Experten erwarten noch zwei Zinserhöhungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte.
Die Fed kann das Abebben der Inflationswelle nach neun Zinserhöhungen in Folge als Etappensieg verbuchen, auch wenn ihr Ziel einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent noch immer nicht in Sichtweite ist."Ich warte darauf, dass die Inflation einknickt", sagte US-Währungshüter Thomas Barkin in einer ersten Reaktion auf die Daten. Sie bewege sich zwar in die richtige Richtung, betonte der Chef des Fed-Bezirks Richmond in einem Interview des Senders CNBC. Doch noch könne man nicht davon ausgehen, dass die Teuerung zwingend auf dem Weg zum Ziel der Fed sei.
Zudem macht der Notenbank auch die hartnäckig hohe Kern-Inflation zu schaffen, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. Diese stieg im März auf 5,6 Prozent von 5,5 Prozent im Februar. Die Entwicklung gilt als ein Alarmzeichen, da sich die sogenannte zugrundeliegende Inflation zu verfestigen droht.
Die US-Währungshüter um Notenbankchef Jerome Powell müssen nun entscheiden, ob sie die Zinsen Anfang Mai weiter erhöhen oder aus Rücksicht auf die Konjunktur und mögliche Rezessionsrisiken eine Pause einlegen. Die Zentralbank hat die Zinsen binnen Jahresfrist von nahe null auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent nach oben getrieben, um die hohe Inflation einzufangen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. "Alles in allem dürfte der Inflationsbericht für den März die Nerven der Fed etwas beruhigen", so die Einschätzung der Commerzbank-Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner.
"Zeichen stehen auf Zinserhöhung"
An den Terminmärkten wurde die Chance auf eine Zinserhöhung um einen Viertel-Prozentpunkt am 3. Mai nach Veröffentlichung der Inflationsdaten noch auf 68 Prozent taxiert. Zuvor war die Wahrscheinlichkeit mit 73 Prozent nur unwesentlich höher veranschlagt worden. Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank geht dennoch davon aus, dass die Signale auf Zinserhöhung gestellt bleiben. Denn die Inflationsrate bleibe trotz des Rückgangs vorerst klar über den preisstabilen Zielvorstellungen der Fed: "Wegen des jüngsten Bankenstress gibt es aber wohl nur noch einen kleinen Zinsschritt, und das war's dann. Die Fed scheint im weit fortgeschrittenen Zinszyklus nun kalte Füße zu bekommen."
Washington (Reuters) /
WASHINGTON (dpa-AFX)
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