ROUNDUP: Lufthansa will nach Gewinneinbruch bei Kernmarke kräftig sparen
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa hat im Sommer trotz starker Ticketnachfrage und eines Rekordumsatzes weniger verdient als ein Jahr zuvor. Auch deshalb greift Vorstandschef Carsten Spohr bei der Hauptmarke Lufthansa Airlines durch: Ein Sparprogramm soll den bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) des Bereichs bis 2026 um brutto 1,5 Milliarden Euro verbessern. Das ist etwa so viel, wie der gesamte Konzern im laufenden Jahr erwirtschaften dürfte. Was dies für die Belegschaft bedeutet, ist nur in Teilen bekannt. Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten zunächst nicht gut an.
Die Lufthansa-Aktie verlor im frühen Handel knapp 3 Prozent. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit aktuell rund 17 Prozent eingebüßt.
Im reisestarken dritten Quartal beförderten die Konzern-Airlines wie Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels, Eurowings und Discover gut 40 Millionen Passagiere und damit sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte um fünf Prozent auf 10,7 Milliarden Euro zu - und war damit so hoch wie noch nie in einem Jahresviertel.
Allerdings zehrten rückläufige Ticketpreise und gestiegene Personalkosten und Gebühren am Ergebnis: Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) ging um neun Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück, und unter dem Strich blieben mit 1,1 Milliarden Euro rund acht Prozent weniger Gewinn übrig als im Sommer 2023.
Besonders stark war der Gewinnrückgang im Passagiergeschäft der Kernmarke Lufthansa: Im dritten Quartal verdiente die Kranich-Linie im Tagesgeschäft 37 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Nach den ersten neun Monaten stand daher ein bereinigter operativer Verlust von 20 Millionen Euro zu Buche - auch wegen mehrerer Streiks im ersten Quartal.
Zudem musste die Gesellschaft im Sommer ihren Fluggästen nach eigenen Angaben hohe Entschädigungen wegen verspäteter oder ausgefallener Flüge zahlen. Und die Lieferengpässe der Flugzeugbauer Boeing und Airbus (Airbus SE (ex EADS)) zwangen die Lufthansa, ältere und spritdurstigere Maschinen länger zu betreiben als ursprünglich geplant. So holte der Konzern seinen sechsten von acht Riesenjets vom Typ Airbus A380 in den Betrieb zurück, nachdem er das Modell nach dem Geschäftseinbruch während der Corona-Pandemie eigentlich in Rente geschickt hatte. Auch das Mieten von Ersatzflugzeugen von anderen Airlines kam die Lufthansa nach eigenen Angaben im Sommer teuer zu stehen.
An Reiselust der Kunden fehlt es jedenfalls nicht. Konzernchef Spohr berichtete von einer "Rekordauslastung" der Konzernflotte im August. Mit 88 Prozent seien die Flugzeuge so gut gefüllt gewesen wie noch nie. Auch für das laufende vierte Quartal lägen die Buchungszahlen besonders in den Premiumklassen auf hohem Niveau und höher als im Vorjahr. Allerdings sei der globale Luftverkehr auch in diesem Sommer an seine Kapazitätsgrenzen gekommen, sagte Spohr. Den Kunden dankte er "für die teils abverlangte Geduld".
Letztlich baute die Lufthansa ihr Flugangebot im Sommer nicht so stark aus wie zuletzt geplant. Das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie ist nach wie vor nicht erreicht. So lag die angebotene Kapazität im dritten Quartal bei 94 Prozent des Jahres 2019. Im Juli hatte der Vorstand noch 96 Prozent angepeilt. Im Gesamtjahr sollen es statt 92 Prozent jetzt nur noch 91 Prozent werden.
Mit Blick auf die Gewinnentwicklung hatte Spohr seine Erwartungen bereits im Sommer eingedampft - zum zweiten Mal in diesem Jahr. Jetzt hält er an dieser gesenkten Prognose fest: Er rechnet für 2024 konzernweit weiterhin mit einem bereinigten operativen Gewinn von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hatte die Lufthansa im Tagesgeschäft fast 2,7 Milliarden Euro verdient. Für 2024 hatte Spohr ursprünglich ein ähnliches Ergebnis ins Auge gefasst.
Künftig soll vor allem die Kernmarke Lufthansa wieder mehr abwerfen. Dazu will Spohr mehr Flüge auf Flugbetriebe mit geringeren Betriebskosten in- und außerhalb des Konzerns verlagern. Zusammen mit einer "Optimierung des Netzwerkes", einer höheren Flexibilität und mehr Automatisierung soll dies den bereinigten operativen Gewinn um 1,5 Milliarden Euro nach oben treiben. Weitere positive oder negative Effekte könnten die Ergebnisentwicklung jedoch zusätzlich beeinflussen.
Dass andere Airlines immer öfter Flüge für die Lufthansa übernehmen, ist nicht neu. Schon September hatte der Konzern angekündigt, dass AirBaltic aus Lettland im kommenden Sommerflugplan mit bis zu 21 Airbus-Jets für die Lufthansa abheben wird. Zuvor waren es nur 4 Maschinen.
Der Einsatz angemieteter Flugzeuge gehört zur Strategie des Konzerns, die Kosten auf Kurz- und Mittelstrecke zu senken. Junge konzerneigene Flugbetriebe wie die Discover Airlines und City Airlines sollen den Kerngesellschaften mit deren vergleichsweise hohen Personalkosten zusätzlich Konkurrenz machen. Langfristig ist denkbar, dass Lufthansa unter eigener Flagge nur noch Langstreckenflüge absolviert. Dagegen gibt es starken Widerstand in der Belegschaft./stw/ngu/stk
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