ROUNDUP/China: Einzelhandel überraschend schwach - Industrieproduktion zieht an
PEKING (dpa-AFX) - Die wirtschaftliche Erholung Chinas hat einen Rückschlag erlitten. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt enttäuschte vor allem der für das Land wichtige Umsatz im Einzelhandel. Dieser zog im Vergleich zum Vorjahr um lediglich drei Prozent an, wie das chinesische Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Damit fiel das Wachstum deutlich niedriger als im Vormonat aus. Zudem wurden die Erwartungen der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Experten in Höhe von fünf Prozent deutlich verfehlt.
Im Oktober hatte das Umsatzwachstum im chinesischen Einzelhandel noch bei 4,8 Prozent gelegen. Im September hatte es sich von 2,1 auf 3,2 Prozent beschleunigt.
Auch die Investitionen außerhalb des Landwirtschaftssektors enttäuschten. Sie zogen in den ersten elf Monaten lediglich um 3,3 Prozent an. Experten waren hier von einem Wachstum in Höhe von 3,5 Prozent ausgegangen.
Die Industrieproduktion dagegen legte im Rahmen der Erwartungen zu. Sie stieg im November im Vergleich zum Vorjahr wie von Analysten erwartet um 5,4 Prozent an. Einige Experten wie die Societe-Generale-Volkswirtin Michelle Lam führen dies allerdings auch auf Vorzieheffekte vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump im Januar zurück. Dieser könnte die Ausfuhr von Waren durch Zölle erschweren.
Unter dem Strich fielen die aktuellen Konjunkturdaten für Experten enttäuschend aus. Analyst Volkmar Baur von der Commerzbank sprach von anhaltenden konjunkturellen Probleme in China. Insbesondere die heimische Nachfrage mache weiterhin Probleme. Die Wirkung der von der Regierung in Peking ergriffenen Konjunkturmaßnahmen beginne wahrscheinlich nachzulassen, ergänzte Volkswirt Kelvin Lam von Pantheon Macroeconomics.
Angesicht der schwächelnden Wirtschaft hatte die chinesische Regierung erst in der vergangenen Woche für 2025 eine aktivere Fiskalpolitik angekündigt. Das bedeutet, dass Peking die Wirtschaft mit zusätzlichen staatlichen Ausgaben unterstützen will. Diese Maßnahmen könnten vornehmlich darauf abzielen, die heimische Nachfrage zu stärken und damit die Abhängigkeit vom Außenhandel zu reduzieren. Auch eine "moderate Lockerung" der Geldpolitik ist vorgesehen.
Der "Lichtblick" in den aktuellen Daten war zwar Kelvin Lam zufolge die unerwartet gute Entwicklung auf dem Immobilienmarkt. Der Rückgang der Preise für neue Eigenheime hatte sich im November im Monatsvergleich auf 0,20 Prozent verlangsamt, verglichen mit einem Minus von 0,51 Prozent im Oktober. Es sei jedoch mehr Zeit nötig, um zu beurteilen, wie nachhaltig diese Preisentwicklung ist./la/ngu