Bayer-Aktie fällt: Bayer wird zahlreiche Stellen in Deutschland streichen - Offenbar vorerst keine Konzern-Aufspaltung
Der Umbau von Bayer unter dem seit Juni amtierenden Konzernchef Bill Anderson wird wie erwartet vielen Mitarbeitern den Job kosten.
Im Zuge der geplanten Verschlankung der Verwaltung und der angestrebten Beschleunigung von Entscheidungsprozessen dürfte es zu einem erheblichen Personalabbau in Deutschland kommen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Leverkusen mit. Konzernvorstand und Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat hätten sich auf Grundsätze für die Zukunft des DAX 40-Konzerns verständigt.
Dabei sind ab Ende 2026 auch betriebsbedingte Kündigungen möglich. Bis dahin wurde die Beschäftigungssicherung verlängert. Mit Abfindungen und Unterstützungsmaßnahmen will Bayer aber schneller zum Ziel kommen. "Der Stellenabbau soll in den kommenden Monaten zügig umgesetzt werden und spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein", hieß es weiter. Bayer beschäftigt in Deutschland derzeit rund 22 200 Mitarbeiter. Wie viele genau betroffen sein werden, ist unklar, auch wie viel das Abfindungsprogramm kosten wird.
Der Schritt kommt nicht überraschend. Anderson ist ein bekennender Anhänger einer schlanken Unternehmensverwaltung. Bereits zum Start seiner Tätigkeit bei Bayer im April 2023 hatte er vor Journalisten seine Vorstellungen erläutert und dabei auch das Managementbuch "Humanocracy" gelobt. Darin geht es darum, Mitarbeitern möglichst viele Freiheiten, aber auch Verantwortung zu geben, ohne Gängelei durch überbordende Managementebenen.
Dieser radikale Kulturwandel läuft nun. "Zwischen mir und unseren Kunden gibt es immer noch zwölf Ebenen", hatte Anderson im November gesagt. "Das ist einfach zu viel. (...) In Zukunft wird praktisch jeder im Unternehmen in kleinen, selbstverwalteten Teams arbeiten, die sich auf einen Kunden oder ein Produkt konzentrieren - so wie es ein Kleinunternehmer tun würde", fügte er hinzu. Alles, was nicht zum Erreichen der Mission beitrage, werde verschwinden.
Bayer steht aktuell unter Druck. Im Pharmageschäft fehlen noch große Blockbuster, die - wegen nach und nach auslaufender Patente - wegbrechende Erlöse mit den Milliardenmedikamenten Eylea und Xarelto vollständig kompensieren können. Das Agrargeschäft leidet unter schwachen Preisen für den Unkrautvernichter Glyphosat und Milliardenkosten für die US-Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Mittel.
Diese Streitigkeiten hatte Andersons Vorgänger Werner Baumann den Leverkusenern mit dem mehr als 60 Milliarden US-Dollar teuren Kauf des US-Konzerns Monsanto ins Haus geholt. Zum Vergleich: Bayer bringt es an der Börse aktuell noch auf einen Wert von 32,6 Milliarden Euro, das sind weniger als 39 Milliarden Dollar.
Der Betriebsrat von Bayer steht hinter dem Organisationsmodell, das Anderson "Dynamic Shared Ownership" nennt. "Wir sehen mit dem neuen Betriebsmodell eine große Chance, unsere wirtschaftliche Situation deutlich zu verbessern", sagt Heike Hausfeld, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Bayer AG, laut Mitteilung. "In der angespannten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens reichen die bereits laufenden Programme und Maßnahmen jedoch nicht aus, weshalb wir schweren Herzens weiteren Einschnitten zugestimmt haben." Gleichwohl setze sich die Arbeitnehmervertretung für den Fortbestand des Konzerns mit allen drei Divisionen ein: Pharma, Cropscience und Consumer Health.
So ist angesichts der zahlreichen Probleme auch eine Aufspaltung des Konzerns nicht mehr ausgeschlossen. Aktuell sehen Experten eigentlich nur eine Trennung vom Geschäft rund um rezeptfreie Medikamente (Consumer Health) als sinnvoll und zu einem guten Preis machbar an. Denn wegen der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten dürfte es schwer sein, einen Käufer für Cropscience zu finden. Und für die Pharma-Sparte würden Preisverhandlungen auch nicht leicht, nachdem erst im November eine wichtige Medikamentenstudie gefloppt war. Im Falle einer "einfachen" Aufspaltung in zwei oder drei börsennotierte Konzerne würde wohl kaum reichlich Geld hineinkommen, um die hohe Verschuldung zu senken.
Details zu seinen Plänen für die Zukunft von Bayer will Anderson Anfang März auf einem Kapitalmarkttag in London vorstellen./mis/edh/he
grund ist auch eine Aufspaltung des Konzerns nicht mehr ausgeschlossen.
Stellenabbau treibt Bayer-Kurs auf niedrigem Niveau nur Kurzzeitig an
Pläne eines größeren Stellenabbaus bei Bayer haben am Donnerstag dem Aktienkurs des Pharma- und Agrarchemiekonzerns vorbörslich etwas auf die Sprünge geholfen. Nach Handelsstart fiel der Kurs jedoch auf das Vortagesniveau zurück. Via XETRA notierten die Aktien schlussendlich 2,06 Prozent leichter bei 32,52 Euro. Hinzu kam die Nachricht, dass Bayer in Japan eine Zulassung für die höher dosierte Version des Augenmedikaments Eylea erhalten hat.
Es kommt nicht überraschend, dass der Umbau des Konzerns unter neuer Fürhrung vielen Mitarbeitern den Job kosten wird. Der neue Vorstandschef von Bayer, Bill Anderson, ist ein bekennender Anhänger einer schlanken Unternehmensverwaltung. Für Anderson sei es nun an der Zeit, seine Pläne umzusetzen, sagte ein Händler.
Mit der Bayer-Aktien haben Anleger seit Jahren keine Freude mehr. Unter anderem belasteten die Glyphosat-Prozesse in den USA den Kurs. Anfang Dezember hatte der Kurs den tiefsten Stand seit 18 Jahren erreicht. Nach einer Stabilisierung zu Jahresende beläuft sich das Minus im Jahr 2024 auf aktuell 1,3 Prozent. Damit liegen die Papiere im DAX-Mittelfeld.
Bayer wendet sich vorerst von Konzern-Aufspaltung ab
Bayer plant zunächst wohl keine Aufspaltung des Konzerns. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern tendiere derzeit nicht dazu, eine Trennung der Sparte Consumer Health oder Crop Science voranzutreiben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Zum Dax-Unternehmen gehört außerdem eine Pharmasparte. Noch im November hatte sich Bayer eine Dreiteilung als Option offengehalten, also eine komplette Zerlegung des Konzerns in einem zweistufigen Prozess.
Dem Bericht zufolge sei der neue Bayer-Chef Bill Anderson aber skeptisch, ob 2024 der richtige Zeitpunkt für eine solche tiefgreifende Veränderung sei, schreibt die Agentur. Vorerst geht der Manager andere Baustellen an, am Mittwochabend wurde ein erheblicher Personalabbau in Deutschland angekündigt. Mögliche strukturelle Veränderungen darüber hinaus sind laut Bloomberg verschoben worden. Ein Bayer-Sprecher wollte die Meldung auf Nachfrage von dpa-AFX nicht kommentieren.
Weitere Details zum Konzernumbau werden erst im Zuge der Zahlenvorlage zum abgelaufenen Quartal im März erwartet. Einige Investoren fordern schon länger eine Aufspaltung, da sie die anhaltenden US-Rechtsprobleme rund um den Unkrautvernichter Glyphosat als Belastung sehen und die Bayer-Einzelteile für wertvoller halten als den Konzern als Ganzes.
Seit der Übernahme des US-Agararchemiekonzerns Monsanto, mit denen sich Bayer die Glyphosat-Probleme erst ins Haus geholt hatte, büßten die Bayer-Aktien bereits rund 70 Prozent an Wert ein. Im vergangenen Jahr waren sie einer der größten Verlierer im DAX.
LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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