Fussball: Schuldenclubs im Abseits

von Sabine Gusbeth, €uro Magazin

Wenn Bayern München und Borussia Dortmund am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion beim Champions-League-Finale aufeinandertreffen, geht eine Ära zu Ende. Die der erfolgsverwöhnten, aber hoch verschuldeten spanischen Fußballclubs.

Real Madrid, FC Barcelona, FC Valencia — die beiden besten deutschen Vereine haben sie alle in der Königsklasse hinter sich gelassen. Und das ganz ohne Schulden. Der FC Bayern gilt als eines der solidesten Teams der Welt. Und der BVB wird am Ende dieser Saison seine Schulden von einst 130 Millionen Euro komplett zurückbezahlen können.

„Nie wieder den kurzfristigen Erfolg mit dem Risiko des Schuldenmachens erkaufen“, hatte der damalige Bayern-Manager und heutige Aufsichtsratschef Uli Hoeneß Ende der 1970er-Jahre als Devise ausgegeben. Auch wenn Hoeneß, gegen den derzeit wegen Steuerhinterziehung ermittelt wird, nicht mehr zum moralischen Vorbild taugt: Seine Maxime können sich auch jene Politiker aus den EU-Krisenstaaten zu Herzen nehmen, die nun ein Ende der Sparpolitik fordern.

So dürfte es kein Zufall sein, dass ausgerechnet die Mannschaften im krisengeschüttelten Spanien zu den am höchsten verschuldeten zählen. „Vielleicht hat der Fußball sich dort zu viel von der Politik abgeschaut und zu viele Jahre mehr ausgegeben als eingenommen“, mutmaßte der Geschäftsführer des BVB, Hans-Joachim Watzke, bereits vor zwei Jahren.

Spitzenfußball auf Pump. Seit Einführung des Euro im Jahr 1999 und der schuldenfinanzierten Aufholjagd der südeuropäischen Länder stieg auch die Zahl der internationalen Titel für spanische und italienische Fußballclubs. Real Madrid und AC Mailand triumphierten je zwei Mal in der Champions League, Barcelona sogar drei Mal. Der schuldenfreie FC Bayern setzte sich nur einmal durch. Doch mit der Eurokrise könnte sich das Blatt für die Schulden-Kicker wenden. Die britische Zeitung „Guardian“ spekulierte kürzlich über „das Platzen der spanischen Fußballblase“.

Verstaatlichte Klubs. Gläubiger der Vereine sind nicht selten die ihrerseits hoch verschuldeten Kommunen. „Während Spanien die EU um 100 000 Millionen Euro bittet, um sein Finanzsystem zu stabilisieren, schulden spanische Profi-Fußballclubs der Regierung mindestens 1000 Millionen Euro allein in Form von unbezahlten Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen“, klagte die italienische Europa-Abgeordnete Mara Bizzotto.

Am krassesten ist die Lage in Valencia. Die drittgrößte Stadt Spaniens versinkt in Schulden. Der Fußballclub, der Anfang der 2000er-Jahre sämtliche nationalen Titel gewann, steckt ebenfalls tief in den roten Zahlen. Ein Darlehen, für das die Lokalregierung bürgte, konnte der Verein Anfang des Jahres nicht zurückbezahlen. Daraufhin wurde er verstaatlicht. Kurze Zeit später ging er in das Eigentum der Krisenbank Bankia über, die von den spanischen Steuerzahlern mit Milliarden gerettet wurde und sich nun ebenfalls in Staatsbesitz befindet.

Während die Otto Normal-Steuerzahler unter den Sparvorgaben von Ministerpräsident Mariano Rajoy ächzen, wird bei den spanischen Spitzenclubs vielerorts ein Auge zugedrückt. Die EU-Kommission sei sich des Problems bewusst, gab EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia im Februar zu Protokoll. Im März leitete der Spanier bereits eine Untersuchung wegen unerlaubter staatlicher Beihilfen gegen fünf niederländische Profi-Fußballclubs ein, darunter der Philips-Werksclub PSV Eindhoven. Als Nächstes dürfte Brüssel den spanischen Vereinen ans Leder gehen.