Rohstoff-Trader-Kolumne

Übergangsregierung in Griechenland gebildet

14.11.11 09:20 Uhr

Übergangsregierung in Griechenland gebildet | finanzen.net

Wie erwartet ist der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou diese Woche zurückgetreten ...

... und hat den Weg für eine neue Regierung freigemacht.

Nach mehreren Verhandlungstagen wird der Ex-Notenbankchef Papademos die Übergangsregierung in Griechenland bilden. Das Ziel wird hier erstmal sein, einen kompletten Staatsbankrott zu verhindern und Griechenland so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu helfen. Tendenziell soll Papademos bis Ende Februar im Amt bleiben. Spätestens dann sollen Neuwahlen stattfinden.

Um weiterhin auf die Hilfe anderer Staaten zählen zu können werden wir in den nächsten Wochen zusätzliche Spar- und Reformprogramme in Griechenland sehen müssen. Ob die Griechen damit zufriedener sein werden, sei mal dahingestellt. Dass Papademos die Übergangsregierung bilden wird wurde von den Märkten positiv angenommen.

Ob der ehemalige EZB-Vizepräsident kompetenter ist als sein Vorgänger, werden wir in den nächsten Wochen sehen. Fakt ist: Lukas Papademos war es damals, der Griechenland in den Euro geführt hatte. Jetzt wird es seine Aufgabe sein, den Griechen den Euro zu erhalten. Ansehen und Glaubwürdigkeit genießt der Professor aus Harvard aber allemal. Ob es die Bevölkerung in Griechenland genau so sehen wird, bleibt abzuwarten.

Änderung auch in Italien

Nicht nur in Griechenland, sondern auch in Italien dreht sich das Karussell wieder. Der immer stärker unter Druck geratene Silvio Berlusconi hat, wie Papandreou auch, seinen Rücktritt bekannt gegeben. Sobald das Parlament die Spar- und Reformpläne verabschiedet, heißt es „Ciao Berlusconi!“.

Dennoch, ob mit oder ohne Berlusconi, die Krise in Italien scheint sich zuzuspitzen. Am Mittwoch erreichten die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen Rekordhochs und sorgen weiterhin für Unsicherheit an den Märkten. Neben griechische, irische und portugiesische befinden sich nun auch italienische Staatsanleihen oberhalb der kritischen Zinsschwelle. Mittelfristig ist für Italien eine Gesamtzinsbelastung von 7 Prozent tragbar. Derzeit befindet sich der Kurs bei knapp 7,4 Prozent. Ein weiterer Anstieg dürfte die Lage in Italien nur verschlechtern.

Marktteilnehmer und Politiker schauen jetzt vor allem auf die Europäische Zentralbank. Diese könnte die Rolle des letzten Kreditgebers, wie die Federal Reserve in den Vereinigten Staaten, annehmen und die Staaten in Europa deutlich unterstützen. Bis jetzt hat die EZB aber diese Rolle vehement abgelehnt.

Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.