Infineon-Aktie springt hoch: Infineon stockt Umsatz- und Gewinnprognose auf - Chipsektor profitiert von Micron-Prognose
Die Aussichten der zuletzt gebeutelten Chipbranche hellen sich auf.
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Angehobene Ziele für das Geschäftsjahr von Infineon sowie eine besser als erwartete Quartalsprognose des größten US-Speicherchip-Herstellers Micron Technology haben am Mittwoch die europäische Halbleiterbranche beflügelt. Der Technologiesektor war am Mittwoch der stärkste innerhalb des Stoxx Europe 600. Zudem gelang ihm der Sprung zurück über die chartechnisch wichtige 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend signalisiert. Die 50-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend stellt dagegen jedoch nach wie vor einen wichtigen Widerstand dar.
Unter den Einzelwerten waren die Aktien des Münchener Halbleiterherstellers Infineon Spitzenwert im DAX 40 und EURO STOXX 50 mit letztlich plus 6,9 Prozent auf 35,88 Euro. Bei 36,23 Euro erreichten sie kurzzeitig auch wieder den höchsten Stand seit Mitte Februar. An der Spitze des CAC 40 legten die Papiere des Chipherstellers STMicroelectronics um 6,4 Prozent auf 47,36 Euro zu und in der Schweiz stiegen ams um 3,84 Prozent auf 6,49 Franken. Auch Aktien von auf die Halbleiterindustrie ausgerichteten Unternehmen wie die Spezialanlagenbauer AIXTRON SE oder ASMI sowie der Hersteller von Lithographiesystemen ASML NV legten zu. Sie stiegen 4,78 Prozent auf 30,91 Euro, 4,14 Prozent auf 356,30 Euro und 3,12 Prozent auf 605,40 Euro. In den USA ziehen die Aktien von Micron an der NASDAQ zeitweise um 5,71 Prozent auf 62,67 US-Dollar an.
Analysten wie die von Goldman Sachs, JPMorgan oder auch der Bank of America hoben mit Blick auf Infineon vor allem die starke Nachfrage in den Kerngeschäftsfeldern Automobil und Industrie positiv hervor. Goldman-Analyst Alexander Duval etwa sieht sich in seiner Präferenz für die Infineon-Aktie im Vergleich zu der von ihm mit "Sell" bewerteten STMicro-Aktie bestätigt. Die Münchener, so erklärte er, seien deutlich stärker im Endmarkt für Auto-Halbleiter engagiert und dort zudem mit nur einem geringen Anteil im zyklischen Verbraucher-Bereich, wo er aktuell die größten Risiken für europäische Anbieter analoger Halbleiter im laufenden Jahr sehe.
"Infineon hatte bereits angedeutet, dass die Preisverhandlungen für 2022/23 zu steigenden durchschnittlichen Verkaufspreisen bei den Autoherstellern geführt hätten", erinnerte JPMorgan-Experten Sandeep Deshpande. Der Aufschwung, von dem Infineon aktuell berichtet habe, scheine jedoch aus dem Anstieg der Stückzahlen zu resultieren, schrieb er weiter. Er folgert daraus, dass sich die seit 2021 für Auto-Halbleiterlieferanten bestehenden Lieferengpässe nun allmählich auflösten und Infineon daher in der Lage sei, einen größeren Teil des Auftragsbestands in Umsatz umzuwandeln. Dies könnte laut Deshpande zufolge zu Anhebungen der Segmentergebnisse im Gesamtjahr führen.
Einige Analysten setzten nach dem erfreulichen Ausblick von Infineon ihre Kursziele für die Aktie hoch. Zu diesen zählen die Bank of America, Barclays oder auch Oddo BHF.
In das positive Bild passt auch, dass Micron Technology tags zuvor nach US-Börsenschluss mit einem besser als von Analysten erwarteten Ausblick überraschte. Das signalisiere, dass die schlimmsten Zeiten für die Branche vorbei sein könnten, sagte ein Börsianer. "Die Lagerbestände der Kunden verbessern sich, und wir erwarten eine allmähliche Verbesserung des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage in der Branche", sagte Vorstandschef Sanjay Mehrotra laut Redetext.
Die Prognose deute darauf hin, dass der Markt für Speicherchips nach einer schwierigen Phase vor einem Comeback stehen könnte, hieß es am Markt. Im vergangenen Jahr hatte ein kräftiger Rückgang der Verbrauchernachfrage Microns Kunden dazu veranlasst, ihre Bestellungen zu kürzen und Lagerbestände abzubauen. Branchenkenner raten Anlegern daher, den gesamten Sektor nun gut zu beobachten. Wegen Geschäftsbeziehungen mit Micron seien außerdem auch die Aktien des Waferherstellers Siltronic einen Blick wert, hieß es. Diese legten zuletzt um 0,6 Prozent zu.
So sehen die Zahlen von Infineon im Einzelnen aus
Dank positiver Preiseffekte und höherer Nachfrage nach teureren Produkten des Konzerns sowie der besser als vorhergesagten Entwicklung der Energiekosten sei das zweite Geschäftsquartal auch profitabler als zuletzt gedacht. Die Segmentergebnismarge erwartet Infineon nun im hohen 20er-Prozentsatz statt wie bisher bei rund 25 Prozent. Der Umsatz soll im Vergleich zum Vorquartal steigen - von 3,95 Milliarden auf mehr als vier Milliarden. Hier hatte das Unternehmen zuletzt eine Stagnation in Aussicht gestellt.
Einem bis Mitte Februar von Infineon zusammengestellten Konsens zufolge gehen Analysten bislang von einem Jahresumsatz von knapp 15,5 Milliarden Euro sowie einer Segmentergebnismarge von 25 Prozent aus. Für das zweite Geschäftsquartal liegen die Schätzungen für die Erlöse bislang bei knapp 3,9 Milliarden Euro sowie einer Marge von ebenfalls 25 Prozent. Die Zahlen für das Quartal will Infineon am 4. Mai vorlegen.
Micron stellte unterdessen für sein drittes Geschäftsquartal einen Umsatz von 3,5 Milliarden bis zu 3,9 Milliarden US-Dollar in Aussicht, im besten Fall mehr als Analysten erwartet hatten. Vorstandschef Sanjay Mehrotra sieht dabei eine Entspannung bei den Lagerbeständen der Kunden und geht von einer stetigen Verbesserung der Balance zwischen Angebot und Nachfrage in der Industrie aus. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte ein Nachfrageeinbruch Chip-Kunden dazu bewogen, Aufträge zu streichen und zunächst die eigenen Lagerbestände abzubauen. Vor allem bei elektronischen Konsumgütern wie Smartphones, PC oder Tablets war die Nachfrage der Verbraucher angesichts einer Abkühlung der Konjunktur zurückgegangen.
Auch Infineon bekam zuletzt in dem Bereich die schwächere Nachfrage zu spüren, jedoch sieht Konzernchef Jochen Hanebeck das große Plus des Konzerns in den Spezialchips für die industrielle Stromversorgung und für die Autoindustrie, und hier besonders für Zukunftsthemen wie autonomes Fahren und E-Autos.
/nas/bek/he
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