Fondsmanager empfiehlt in Krisenzeiten antizyklisches Anlegen
Die Anleger sind derzeit stark verunsichert, was sich auch an der starken Volatilität der Aktienmärkte zeigt. In solchen Krisenzeiten rät Börsen-Urgestein Peter E. Huber zu antizyklischen Investitionen.
Werte in diesem Artikel
• Inflationsdruck zwingt Notenbanken zu Leitzinsanhebungen
• Fondmanager Peter E. Huber setzt auf antizyklisches Investieren
• Europa könnte in eine Rezession rutschen
Zu den größten Sorgen der Marktteilnehmer gehört derzeit die ausufernde Inflation. Dieses Problem ist laut Fondmanager Peter E. Huber hausgemacht. Verantwortlich seien die Notenbanken, die Geld ohne Ende gedruckt hätten, das jetzt durch die exzessive Schuldenpolitik der Staaten ausgabewirksam werde. Der Ukraine-Krieg würde das Problem lediglich verstärken und diene nun als "billige Entschuldigung für krasse Politikfehler."
Immerhin haben die internationalen Notenbanken die Gefahr erkannt und straffen nun ihre Geldpolitik. So hat die Fed ihren Leitzins dieses Jahr bereits zwei Mal erhöht und hat zudem für die kommenden Monate weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt. Die EZB ist zwar etwas langsamer, hat aber immerhin angekündigt, ihre milliardenschweren Netto-Anleihenkäufe zum 1. Juli einzustellen. Außerdem hat sie für ihre nächste Sitzung im Juli eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte signalisiert.
In der Regel treffen Zinserhöhungen Growth-Aktien besonders hart, denn sie sind meist stärker mit Fremdkapital finanziert. Da ist es kein Wunder, dass die in den letzten Jahren stark gehypten Technologieaktien dieses Jahr kräftig Federn lassen mussten. So hat etwa der NASDAQ Composite seit Jahresbeginn über 27 Prozent an Wert eingebüßt (Stand: 10.06.2022).
Antizyklisch investieren
Doch laut Huber zeichnet sich bei Technologieaktien bereits eine (temporäre?) Erholung ab. Deshalb sollten Anleger, die immer noch Tech-Werte besitzen, jetzt nicht mehr verkaufen, rät der Fondsmanager bei Taunus Trust. Andererseits ist es seiner Meinung nach auch für massive Zukäufe von Aktien noch zu früh.
"Wir verzeichnen nach wie vor eine beispiellose Kumulation von Krisen und Herausforderungen: Klimakrise, Krieg in der Ukraine, COVID-Pandemie in China, unterbrochene Lieferketten, restriktivere Notenbanken, hohe Inflationsraten etc. Doch diese Faktoren sind bekannt und sollten deshalb zumindest teilweise in den aktuellen Börsenkursen enthalten sein. Darauf deuten jedenfalls zahlreiche Sentiment-Indikatoren hin, die einen massiven Pessimismus der Investoren anzeigen", zitiert "Institutional Money" Peter E. Huber.
Dass es bisher noch keinen stärkeren Ausverkauf am Aktienmarkt gegeben hat erklärt der Experte folgendermaßen: "Die meisten Anleger halten noch an ihren Positionen fest, obwohl sie so negativ gestimmt sind. Ein echter Sell-Out bei hohen Umsätzen hat noch nicht stattgefunden, vermutlich weil es an Alternativen zur Aktie fehlt und Anleihen, Edelmetalle und Kryptowährungen ebenfalls Federn lassen mussten."
Rezessionsgefahr in Europa
Zwar hält es Huber für möglich, dass sich die Inflationsraten jetzt aufgrund von Basiseffekten zurückbilden könnten, von einer dauerhaften Beruhigung sei aber gerade Europa noch weit entfernt. Vielmehr würde er sich nicht wundern, wenn Europa in eine Rezession marschieren würde.
Doch Rezessionsphasen seien immer gute Gelegenheiten, um Aktien preiswert zu erwerben, vermag der Experte auch einem solchen Szenario etwas positives abzugewinnen. Soweit sei es jetzt jedoch noch nicht, meint Peter E. Huber.
Redaktion finanzen.net
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