Renditekurve deinvertiert

Anleihekönig Jeffrey Gundlach mit Rezessionswarnung: Darum erwartet er eine US-Rezession im ersten Halbjahr 2024

13.10.23 23:32 Uhr

Anleihekönig Jeffrey Gundlach mit Rezessionswarnung: Darum erwartet er eine US-Rezession im ersten Halbjahr 2024 | finanzen.net

Anleihekönig und DoubleLine Capital-CEO Jeffrey Gundlach blickt mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen am Anleihemarkt. Vor allem die schnelle Deinvertierung der Renditekurve bei US-Staatsanleihen lässt ihn an eine bald beginnende Rezession glauben.

• Jeffrey Gundlach warnt vor bevorstehender Konjunkturabschwächung in den USA
• Spread zwischen zwei- und zehnjährigen Treasuries wird wieder enger
• Gundlach: Minimal höhere Arbeitslosenquote würde Rezessionsalarm bedeuten



Bereits im April 2023 warnte Jeffrey Gundlach, der CEO des Investmentverwalters DoubleLine Capital, davor, dass es in wenigen Monaten zu einer Rezession in den USA kommen werde. Alles, was dafür nötig sei, sei eine höhere Arbeitslosenquote, so der Investor damals. Bislang zeigt sich der US-Arbeitsmarkt jedoch robust und die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei niedrigen 3,8 Prozent. Auch eine US-Rezession blieb bislang aus. Dennoch hält Gundlach an seiner Warnung fest - und präzisierte sie zuletzt sogar. So sagte er kürzlich in einem Interview mit "Fox Business", dass er von einer US-Rezession im ersten Halbjahr 2024 ausgehe.

Jeffrey Gundlach ruft Rezessionswarnung aus

Für eine sich abschwächende US-Konjunktur würden laut Gundlach momentan mehrere traditionelle makroökonomische Indikatoren sprechen. Konkret nannte er gegenüber "Fox Business" die Arbeitslosenquote, die ein Plateau erreicht habe, und die Renditekurve bei US-Anleihen, die weiterhin invertiert ist. Letzterer kommt laut dem Bondexperten nun jedoch besondere Aufmerksamkeit zu, da sich der Spread zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen zuletzt deutlich verengt hat und sich die Renditekurve somit schnell deinvertiert. "Plötzlich beginnen die kurzfristigen Zinssätze relativ niedriger zu sein als die langfristigen Zinssätze. Und das ist auf eine Weise geschehen, die ziemlich überzeugend ist, dass wir etwa in der ersten Hälfte des nächsten Jahres eine wirtschaftliche Schwäche erleben sollten", so der Investor gegenüber dem US-Sender.

Diese Warnung wiederholte Jeffrey Gundlach auch auf der Kurznachrichtenplattform X, ehemals Twitter, und sprach davon, dass nun alle von "Rezessionsbeobachtung" auf "Rezessionswarnung" umschalten müssten. Sollte zudem die Arbeitslosenquote auch nur minimal steigen, sei "Rezessionsalarm" angesagt. Anlegern empfahl er daher, sich anzuschnallen.

Umschwung am Anleihemarkt könnte Beginn der Rezession markieren

In den letzten Wochen haben die Renditen für langfristige US-Staatsanleihen mehrjährige Höchstwerte erreicht, da Anleger zunehmend davon ausgehen, dass die US-Notenbank Fed die Leitzinsen für einen längeren Zeitraum auf dem aktuell hohen Niveau belassen oder sogar noch weiter anheben wird. Dadurch wurde die Lücke bei den Renditen für kurzfristige und langfristige Treasuries wieder etwas kleiner, da die Attraktivität der längerfristigen Anleihen somit steigt. Dennoch bleibt die Zinsstrukturkurve weiterhin invertiert, kurzfristige Anleihen bieten also höhere Renditen als langfristige Anleihen, allerdings ist die Inversion nicht mehr so stark ausgeprägt wie noch vor kurzem.

Wie "Business Insider" unter Berufung auf Daten der London School of Economics berichtet, war die Invertierung der Zinsstrukturkurve ein Vorbote jeder US-Rezession seit 1969. Die Rezession trat dabei aber immer erst ein, kurz nachdem sich die Kurve wieder deinvertiert hatte. Anzeichen eines solchen Umschwungs sind momentan zu sehen - und werden von Gundlach als Zeichen gedeutet, dass eine US-Rezession auf dem Weg ist.

Höhere Arbeitslosenquote als Todesstoß

Schon jetzt sieht Anleihekönig Gundlach Stresssymptome in allen Bereichen außer dem Arbeitsmarkt, wie er gegenüber "Fox Business" sagte. "Das Einzige, was übrig bleibt, ist die Beschäftigung. Sie liegt über dem Durchschnitt des letzten Jahres, was ein Grund ist, ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken", so der Investor. "Wenn die Arbeitslosenquote von ihrem Tiefststand um nur ein halbes Prozent oder mehr steigt, hat es jedes Mal eine Rezession gegeben", führte der DoubleLine-CEO weiter aus. Daher rechne er wahrscheinlich in der ersten Hälfte des kommenden Jahres mit einer wirtschaftlichen Verlangsamung - und ergänzte auf Nachfrage der Moderatorin: "Ich denke, eine Rezession ist das, was ich meine".

Redaktion finanzen.net

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