Biden setzt für sein Kommunikationsteam komplett auf Frauenpower - Iran will Spannungen abbauen
Der gewählte US-Präsident Joe Biden setzt für die Kommunikation des Weißen Hauses auf ein Team erfahrener Frauen.
"Direkt und wahrheitsgemäß mit den Menschen in Amerika zu kommunizieren, ist eine der wichtigsten Aufgaben eines Präsidenten", erklärte Biden am Sonntagabend (Ortszeit). Die prominente Rolle der Regierungssprecherin geht demnach an Jen Psaki.
Psaki war unter dem früheren demokratischen Präsidenten Barack Obama unter anderem Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses und Sprecherin des Außenministeriums gewesen. Seit der Wahl hatte Psaki für Biden bereits mehrere Briefings mit Journalisten geleitet. Dabei trat sie klar und professionell auf. Ihre Stellvertreterin im Weißen Haus soll Karine Jean-Pierre werden, die zuletzt für die gewählte Vizepräsidentin Kamala Harris gearbeitet hatte, wie Biden erklärte.
"Ich bin stolz, heute das erste ranghohe Kommunikationsteam des Weißen Hauses vorzustellen, in dem nur Frauen vertreten sind", erklärte Biden. Die "qualifizierten und erfahrenen" Kandidatinnen brächten unterschiedliche Herangehensweisen mit und einen gemeinsamen Willen, das Land nach vorne zu bringen, so Biden. Harris erklärte: "Diese Kommunikationsprofis stehen für unser Versprechen, ein Weißes Haus zu schaffen, das das Beste unseres Landes spiegelt."
Bidens bisherige stellvertretende Wahlkampfmanagerin Kate Bedingfield soll die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses werden. Damit kommt ihr eine weniger öffentliche Rolle zu, die aber für das Festlegen der gesamten Kommunikationsstrategie der Regierung wichtig ist. Pili Tobar wiederum soll Bedingfields' Stellvertreterin werden. Eine Beraterin von Bidens Wahlkampfteam, Symone Sanders, soll die Sprecherin der Vizepräsidentin werden; Ashley Etienne soll für Harris als Kommunikationsdirektorin arbeiten.
Fast gleichzeitig zu Bidens jüngsten Personalentscheidungen wurde bekannt, dass sich der 78-Jährige beim Spielen mit seinem Schäferhund den rechten Knöchel verstaucht und sich kleine Stressfrakturen im Fuß zugezogen hat. Es sei daher davon auszugehen, dass Biden "mehrere Wochen lang" einen stiefelartigen orthopädischen Stützschuh tragen müsse, erklärte der Arzt Kevin O'Connor in einer von Bidens Büro verbreiteten Stellungnahme. Damit schien es möglich, dass Biden auch noch bei seiner geplanten feierlichen Amtseinführung am 20. Januar den Stützschuh tragen könnte.
Von den "Haarriss-Brüchen" waren zwei kleine Fußknochen betroffen, sogenannte Keilbeine (Os cuneiforme), wie der Arzt weiter erklärte. Biden hatte am späten Sonntagnachmittag (Ortszeit) zunächst einen Orthopäden im Ort Newark im Bundesstaat Delaware aufgesucht. Röntgenaufnahmen hatten zunächst keinen Bruch gezeigt. Die kleinen Brüche wurden dann mit Hilfe eines Kernspintomografen erkannt. Biden hatte sich die Verletzung demnach am Samstag beim Spielen mit seinem Deutschen Schäferhund "Major" zugezogen.
Ein Vertreter von Bidens Büro erklärte, der gewählte Präsident habe die Verletzung am Sonntag untersuchen lassen, damit für Montag geplante Termine nicht in Mitleidenschaft gezogen würden. Der Demokrat und seine Frau Jill haben zwei Schäferhunde, die im Januar mit ihnen ins Weiße Haus einziehen sollen. Die Bidens wollen sich Medienberichten zufolge auch eine Katze zulegen.
Biden wurde nach der Wahl vom 3. November von US-Medien zum Sieger erklärt. Er soll am 20. Januar als neuer Präsident vereidigt werden, Harris als erste Vizepräsidentin. Biden hat bereits einige Stellen im Weißen Haus besetzt und mehrere Kabinettsmitglieder nominiert.
Der amtierende Präsident Donald Trump (74) weigert sich unterdessen weiter, Bidens Sieg anzuerkennen. Er spricht seit Wochen von "massivem Wahlbetrug", hat dafür aber keine belastbaren Beweise vorgelegt. US-Gerichte haben bereits zahlreiche Klagen abgeschmettert, mit denen er und seine republikanischen Verbündeten das Wahlergebnis anfechten wollten.
Nach einer ursprünglichen Weigerung leitete Trumps Regierung vor einer Woche aber die gesetzlich vorgesehene geordnete Amtsübergabe ("transition") ein. An diesem Montag sollten Biden und Harris etwa erstmals das streng vertrauliche Briefing der Geheimdienste bekommen, das normalerweise nur ans Weiße Haus geht. Zudem sagte die Leiterin der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses, Deborah Birx, in einem TV-Interview, sie hoffe, Biden ebenfalls am Montag zu sprechen.
Iran will Spannungen mit USA unter Biden abbauen
Der Iran will die Spannungen mit den USA unter einer Präsidentschaft Joe Bidens abbauen. "Wir wollen ja keine Freundschaft anfangen, sondern nur unnötige Spannungen und Feindseligkeiten abbauen", sagte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif in einem am Montag veröffentlichten Video-Interview des Nachrichtenportals Entechab. Eine Annäherung an die USA nach Bidens Amtsantritt sei im Interesse des Landes und Volkes. Parteipolitische Erwägungen sollten daher diese Annäherung auch nicht infrage stellen.
Er kenne Biden als Senator aus seiner Zeit als iranischer UN-Botschafter in New York (2002-2007) und habe ihn auch persönlich getroffen. "Biden ist seit den 1970ern in der amerikanischen Außenpolitik tätig und kennt sich darin weitaus besser aus als (US-Präsident Donald) Trump", sagte Sarif. Misstrauen und Differenzen zwischen den beiden Ländern werde es nach seiner Einschätzung auch unter Biden geben, aber weitaus weniger als unter Trump.
Sarif und Präsident Hassan Ruhani hoffen, dass Biden die USA zum Wiener Atomabkommen von 2015 zurückführt und die Sanktionen gegen den Iran aufhebt. Trump war 2018 nicht nur aus dem Atomdeal ausgestiegen, sondern hatte gegen auch drakonische Sanktionen gegen die Islamische Republik verhängt. Die führten in den vergangenen zwei Jahren zu der schlimmsten Wirtschaftskrise des ölreichen Landes. Die Corona-Pandemie in den letzten zehn Monaten hat die Krise weiter verschärft. Die Landeswährung Rial verlor die Hälfte ihres Wertes.
Beobachter sind sich einig, dass nur Verhandlungen mit dem neuen amerikanischen Präsidenten den Iran aus dieser Krise führen könnten. Am Freitag jedoch gab es einen tödlichen Anschlag auf den iranischen Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh, für den Teheran "hiesige Söldner" der USA und Israels verantwortlich macht. Der Anschlag könnte zu neuen Spannungen zwischen Teheran und Washington führen und eventuelle Verhandlungen mit der Biden-Regierung erschweren. Die Hardliner im Iran fordern Rache und ihr Sprachrohr, die Tageszeitung "Kejhan", gar einen militärischen Angriff auf die israelische Hafenstadt Haifa.
TEHERAN / WASHINGTON (dpa-AFX)
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