Deutsche Bank: Was auf die Aktionäre zukommt
Während die Führung der Deutschen Bank um die Zukunft der Privatkundensparte ringt, belasten Rechtsrisiken das Ergebnis.
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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Wenige Tage vor Veröffentlichung der Quartalszahlen am 29. Januar ist die Strategiediskussion beim größten deutschen Geldhaus in vollem Gang. Dabei rückt unversehens die komplette Privatkundensparte ins Blickfeld der Spekulationen, die bislang als Kernbestandteil des Universalbankenkonzepts gilt, das die Bank seit Jahren verfolgt. Ein Verkauf oder Börsengang der Postbank wird inzwischen ebenso erörtert wie eine Abspaltung der gesamten Privatkundensparte.
Konsolidierung erwartet
Investoren machte das hellhörig. Die Bank selbst erklärte dazu lediglich, dass die Strategie überarbeitet werde und die Ergebnisse auf einem Investorentag im zweiten Quartal der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen. Am Universalbankenkonzept wolle man festhalten.
Fieberhaft arbeiten die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen unterdessen an einer Strategie, das renditeschwache und unter zahlreichen Rechtsstreitigkeiten ächzende Institut in die Spur zu bringen. "Gemischte Aussichten für das Wirtschaftswachstum in Europa, niedrige Zinsen und Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen gehören zu den Faktoren, die für uns eine Herausforderung darstellen", sagten sie zum Jahresstart.
Vor allem das regulatorische Umfeld wird für die aktuelle Strategiediskussion maßgeblich verantwortlich gemacht. Die Bundesregierung strebt eine strikte Trennung von Einlagengeschäft und Investmentbanking an. Das sogenannte Trennbankengesetz verpflichtet das Geldhaus, bis Mitte 2016 bestimmte Teile des Investmentbankings vom normalen Einlagengeschäft zu trennen. Das soll sicherstellen, dass Banken im Krisenfall einfacher abgewickelt werden können, ohne die Einlagen der Privatkunden zu strapazieren. Details dieser Regelung müssen allerdings erst noch ausgearbeitet werden.
Dass deshalb gleich die gesamte Privatkundensparte einschließlich Postbank zur Disposition gestellt werden sollte, erscheint überzogen. Gleichwohl beflügeln derartige Gedankengänge die Fantasie mancher Börsianer, die in solchen Spekulationen bereits Signale für eine lang erwartete Branchenkonsolidierung erkennen wollen. Schließlich haben internationale Konzerne wie die spanische Großbank Santander oder der französische Branchenprimus BNP Paribas längst ein Auge auf den deutschen Privatkundenmarkt geworfen - und galten dabei auch als potenzielle Kaufinteressenten für die teilverstaatlichte Commerzbank.
Zunächst wird die Deutsche Bank jedoch am 29. Januar ihre Quartalszahlen vorlegen - und die dürften die operativen Nöte des Geldhauses ebenso widerspiegeln wie die anhaltenden Belastungen aus den zahlreichen Rechtsstreitigkeiten. Die meisten Analysten rechnen damit, dass das Geldhaus das vierte Quartal vor allem wegen hoher Rechtskosten mit roten Zahlen abgeschlossen hat - im Schnitt wird ein Fehlbetrag vor Steuern von 170 Millionen Euro erwartet. Die Rückstellungen für Rechtsrisiken könnten demnach noch einmal bis zu 900 Millionen Euro erreichen, im Gesamtjahr könnten sie auf bis zu drei Milliarden Euro steigen.
Gewinneinbruch bei US-Banken
Ungünstige Vorzeichen haben bereits in den vergangenen Tagen die großen US-Banken mit ihren Quartalszahlen geliefert. Nach dem Branchenprimus JP Morgan mussten auch die US-Häuser Citigroup und die Bank of America Gewinneinbrüche im Schlussquartal vermelden.
Hauptgrund sind auch hier weiter schwelende Rechtsstreitigkeiten. Auch das wichtige Investmentbanking lief zum Jahresausklang nicht mehr so rund wie ursprünglich erwartet. Citigroup ächzt zudem unter hohen Umbaukosten für die Privatkundensparte. Der Nettogewinn brach hier im vierten Quartal um 87 Prozent auf 346 Millionen Dollar ein. Vorstandschef Michael Corbat musste für Sonderbelastungen 3,5 Milliarden Dollar in die Hand nehmen, unter anderem schlug ein teurer Vergleich im Devisenskandal zu Buche.
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