Bertelsmann-Stiftung will internationale Ratingagentur vorantreiben
Die Bertelsmann-Stiftung hat ein Konzept für eine neue internationale Ratingagentur vorgelegt und will damit den drei großen US-Platzhirschen Konkurrenz machen.
"Fragwürdige Beurteilungen der Bonität von Staaten haben erheblich zu der jüngsten Finanzkrise beigetragen", betonte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Gunter Thielen, am Dienstag in Gütersloh. "Wir benötigen dringend eine zusätzliche, unabhängige Institution für die Bewertung von Länderrisiken, und wir müssen die Qualität der Länderratings verbessern."
Die Bertelsmann-Stiftung will nun die G20-Gruppe der Industrie- und Schwellenländer von dem Vorschlag überzeugen. Die geplante nicht gewinnorientiert arbeitende Ratingagentur INCRA (International Non-Profit Credit Rating Agency) soll von einem Fonds im Volumen von 400 Millionen Dollar (306 Millionen Euro) finanziert werden, aus dessen Ausschüttungen die laufenden Kosten getragen werden. Beteiligen können sich daran Regierungen, Unternehmen, Stiftungen und Privatleute. Bisher dominieren die Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch den Markt und verdienen mit ihren Benotungen Geld.
Die Unternehmensberatung Roland Berger hatte am Montag eingeräumt, dass sie nach monatelangen Gesprächen noch keine konkreten Zusagen von Investoren für die Finanzierung einer europäischen Ratingagentur als Konkurrenz zu den Anbietern aus den USA erhalten hat. Das Startkapital von 300 Millionen Euro soll die Finanzindustrie aufbringen. INCRA soll sich ausschließlich auf Länderratings und Benotungen internationaler Organisationen beschränken. Die US-Konkurrenten würden diesen Bereich eher als Imagefaktor betrachten und ihre Ressourcen auf die Bewertungen von Unternehmenspapieren konzentrieren, mit denen sie auch ihr Geld verdienen, heißt es bei der Bertelsmann-Stiftung. Die INCRA-Ratings sollen nichts kosten. Den US-Ratingagenturen wird ein zu großer Einfluss auf die Finanzmärkte während der Eurokrise vorgehalten.