Nach Rekordquartal: Hat Netflix die Bären nun endgültig in die Flucht geschlagen?
Mit der Bilanzvorlage zum Jahr 2020 konnte der Streaming-Anbieter Netflix auf ganzer Linie überzeugen. Doch hat der US-Riese damit auch den letzten Zweifler endgültig überzeugt?
Werte in diesem Artikel
• Netflix beendet 2020 mit Paukenschlag
• Zeit der Verschuldung vorbei
• Hält der Wachstumstrend an?
Anleger hätten sich für das vierte Quartal 2020 von Netflix kaum etwas Besseres wünschen können. Der Streaming-Anbieter konnte mit einem starken Wachstum überzeugen, das insbesondere auf dem Erfolg verschiedener Eigenproduktionen basierte. Doch auch die Coronapandemie, die viele Menschen dazu veranlasste, sich häufiger und länger in ihrer Wohnung aufzuhalten, dürfte zu diesem Trend ihren Beitrag geleistet haben. So knackte denn der VoD-Service im letzten Jahr auch die magische Marke von 200 Millionen Abonnenten weltweit und übertraf damit seine eigenen Erwartungen erheblich. Die Entwicklung ist umso bemerkenswerter, bedenkt man, dass der Streaming-Markt mittlerweile härter umkämpft ist als je zuvor. Denn auch Anbieter wie Disney, Apple oder Amazon wachsen weiter und versuchen mit Eigenproduktionen Netflix-Kunden zu ihren eigenen Angeboten zu locken.
Netflix-Aktie mit Rekordhoch
Dementsprechend hoch wurden die Quartalszahlen auch von Anlegern honoriert. Für die Netflix-Aktie ging es im NASDAQ-Handel gleich zweistellig nach oben. Auch ein neues Rekordhoch wurde markiert. Dabei war es insbesondere eine Aussage in dem Shareholder Letter von Netflix, die Anleger euphorisierte. So gab der Streaming-Dienst an, bereits kurz davor zu stehen, einen positiven Cashflow auszuweisen. So heißt es in dem Brief: "Für das vollständige Jahr 2021 erwarten wir aktuell einen freien Cashflow, der ungefähr einem Break-Even entspricht (im Gegensatz zu unserer vorherigen Erwartung von -1 Milliarden US-Dollar bis zum Break-Even). Zusammen mit unserer Cash-Balance in Höhe von 8,2 Milliarden US-Dollar und unserem unangetasteten Kreditrahmen von 750 Millionen US-Dollar gehen wir davon aus, dass wir nicht länger externe Finanzierungen in Anspruch nehmen werden müssen, um unser Tagesgeschäft aufrecht zu erhalten".
Die Aussage hat enorme Schlagkraft, schließlich hat Netflix in der Vergangenheit für seine kostspieligen Eigenproduktionen in kürzester Zeit immer wieder enorme Mengen an Geld verbrannt und sich damit hoch verschuldet. Den Kritikern, denen diese hohe Verschuldungsrate immer ein Dorn im Auge war, wird somit der Wind aus den Segeln genommen. Darüber hinaus kündigte Netflix zusätzlich an, Aktienrückkäufe tätigen zu wollen, um "überschüssige Barreserven an unsere Anteilseigner zurückzugeben", wie CFO Spencer Neumann im Rahmen der Finanzvorlage verlautete.
Bleibt Wachstum stark?
Herrscht also eitel Sonnenschein? Nicht ganz, denn wo eine Sorge erfolgreich beseitigt wurde, finden Anleger natürlich schnell ein neues Haar in der Suppe. In puncto Ausblick wollte sich Neumann nämlich nicht sehr weit aus dem Fenster lehnen. Er berief sich lieber auf die Ungewissheit des aktuellen Corona-Umfelds: "Wie wir bereits gesagt haben, es gibt so viel Unsicherheit in der Branche". Aus diesem Grund wolle Netflix bei der Quartalsvorlage auch keine Prognose für das Abonnentenwachstum im Jahr 2021, sondern lediglich für das erste Quartal tätigen. Zwar ist Neumann generell positiv eingestellt, was die Entwicklung in diesem Jahr angeht, die aktuelle Planungsunsicherheit halte ihn jedoch davon ab, für das Gesamtjahr eine Zahl zu nennen: "Wir können eine Zahl nennen, aber ich bin nicht sicher, dass sie auch bankfähig wäre". Für das erste Quartal 2021 stellte Netflix einen Abonnenten-Zuwachs von 6 Millionen auf 210 Millionen Subscriber in Aussicht, was deutlich unter den Experten-Erwartungen liegt.
Hier dürften sich die Bären also wieder regen und fragen, ob Netflix durch den Corona-Aufwind 2020 seinen Zenit erreicht habe. Insbesondere in Hinblick auf die bereits geschilderte wachsende Konkurrenz sowie eine drohende Sättigung auf dem nordamerikanischen Streaming-Markt, der für Netflix so wichtig ist. Allerdings gab hier Wilmot Reed Hastings, Co-CEO von Netflix, während der Bilanzvorlage zu bedenken, dass der Streaming-Anbieter trotz seiner bereits hohen Abonnentenzahl in den USA noch immer "unter 10 Prozent der Fernseh-Zeit" in Anspruch nehmen würde, es also weiterhin noch großes Potenzial gebe. Nun wird sich zeigen, ob Netflix dieses Potenzial auch in diesem Jahr weiter realisieren können wird.
Redaktion finanzen.net
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