Deutsche Bank-Aktie im Fokus: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Bei der Deutschen Bank ist ein Ende der Krise immer noch nicht in Sicht. Hoffnung machte zuletzt ausgerechnet der Kurs der Aktie.
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Dieser liegt zwar im Mehrjahresvergleich immer noch am Boden, doch zumindest seit dem Rekordtief im August ging es recht dynamisch nach oben. Was beim Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht:
DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN BANK:
Deutschlands größtes Kreditinstitut ist weiter auf der Suche nach neuen Ertragsquellen - und kämpft dabei an vielen Fronten. Vor allem die anhaltenden Niedrigzinsen und die abflauende Weltwirtschaft fordern das Management heraus. Finanzvorstand James von Moltke dämpfte daher bei einer Investorenkonferenz Anfang vergangener Woche die Hoffnung auf eine Ertragserholung.
Er stellte bis 2022 einen Ertrag zwischen 24 und 25 Milliarden Euro in Aussicht. Damit ist das Institut etwas vorsichtiger als noch im Juli. Damals hatte die Deutsche Bank ihre neue Strategie vorgestellt und noch einen Ertrag von rund 25 Milliarden in Aussicht gestellt. 2018 hatte der DAX-Konzern auf vergleichbarer Basis einen Ertrag von knapp 23 Milliarden Euro erzielt.
Nachdem die Gespräche über eine Fusion mit der Commerzbank Ende April gescheitert waren, will Vorstandschef Christian Sewing sein Haus mit einem Radikalumbau wieder in die Gewinnspur bringen. Nach seinem Anfang Juli veröffentlichten Plan soll das Geldhaus bis zum Jahr 2022 eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als acht Prozent erreichen.
Ein Ausstieg aus großen Teilen des Investmentbankings und dem kompletten Aktienhandel soll den Befreiungsschlag bringen. Bis 2022 streicht die Bank rund 18 000 Jobs, wozu die stärkere Integration der Tochter Postbank ihren Teil beitragen soll. Die bereinigten Kosten sollen um mehr als ein Viertel auf 17 Milliarden Euro sinken.
Doch bis es soweit ist, rutscht der Konzern wohl noch tiefer in die roten Zahlen als zuvor. Durch den Umbau mit Abschreibungen und Abfindungen für die Mitarbeiter rechnet das Management mit Kosten von 7,4 Milliarden Euro. Fast zwei Drittel davon will Sewing im laufenden Jahr verbuchen. Nachdem die Bank 2018 den ersten Gewinn seit vier Jahren erzielt hatte, steht damit wieder ein herber Verlust im Raum.
Für 2020 rechnete der Vorstand mit einem Ergebnis im Bereich der Nulllinie. Das war noch vor dem jüngsten Maßnahmenpaket der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank hatte vergangene Woche die Strafzinsen für die Einlagen von Banken erhöht, die Belastung im Gegenzug aber nach Höhe der Einlagen gestaffelt - was zu einer Entlastung der Geldinstitute führen dürfte.
Um die Bank wieder nach vorn zu bringen, will Sewing bis zum Jahr 2022 rund 13 Milliarden Euro in neue Technologien und Innovationen investieren - ein Bereich, der bei dem Konzern lange zu kurz gekommen war. Denn noch sitzt das Institut auf hohen Fixkosten, und seine Computersysteme sind nicht auf der Höhe der Zeit.
Berechenbare Gewinne, die anders als das Investmentbanking nicht mit immensen Risiken behaftet sind, erwartet Sewing von der neu geschaffenen Unternehmensbank, in der die von ihm hochgelobte Transaktionsbank des Hauses eine wichtige Rolle spielen soll. Der Manager will das Institut nach eigenen Worten "konsequent auf die profitablen und wachsenden Bereiche ausrichten, die für unsere Kunden besonders relevant sind".
DAS MACHT DIE AKTIE:
Der Kurs geht nach oben - zumindest wenn man auf die Entwicklung seit dem weiteren Rekordtief von 5,777 Euro Mitte August blickt. Wer nach Unterschreiten des Juni-Tiefs auf weitere Verluste setzte, wurde schon nach wenigen Cent auf dem falschen Fuß erwischt. Anschließend schoss die Aktie im ebenfalls erholten Branchenumfeld um bis zu 34 Prozent in die Höhe. Erstmals seit Januar 2018 schaffte sie es damit wieder über ihre 200-Tage-Durchschnittslinie, die als Gradmesser für den längerfristigen Trend gilt.
Unterstützung bekam die Aktie ausgerechnet von EZB-Präsident Mario Draghi. Dieser lockerte zwar die Geldpolitik weiter und drückt damit die Zinsen, was zu Problemen bei den Erträgen führt. Auf der anderen Seite sorgte er aber mit einer Staffelung der Negativzinsen der Bankeinlagen für einer Entlastung der Geldinstitute, von der vor allem auch die Deutsche Bank profitiert.
Schon vor dem jüngsten Kursplus jubelte Kommunikationschef Jörg Eigendorf per Twitter, dass die Aktie seit der Hauptversammlung im Mai deutlich an Wert gewonnen habe - und damit merklich besser abschnitt als der europäische Bankenindex.
Mit der jüngsten Rally drehte die Aktie sogar im bisherigen Jahresverlauf ins Plus und kostet mit rund 7,50 Euro rund sieben Prozent mehr als noch Ende 2018. Damit gehört das Papier seitdem zu den stärksten Gewinnern unter den Aktien europäischer Großbanken. Sewings Bilanz am Kapitalmarkt ist aber noch immer tiefrot. Seit der überraschenden Absetzung seines Vorgängers John Cryan im vergangenen Jahr ging es um rund ein Drittel nach unten. Noch übler sieht es beim Blick auf den Langzeitvergleich aus.
Seit der Finanzkrise rauschte der Kurs der Aktie um mehr als 90 Prozent nach unten und damit so stark wie kaum ein anderer Banktitel. Mit einem Börsenwert von nicht einmal 16 Milliarden Euro gehört die Deutsche Bank in dieser Wertung schon längst nicht mehr zu den Großen. Derzeit ist sie damit weniger wert als etwa die schwedischen Banken SEB oder Svenska. Vor der Finanzkrise wurde die Bank zeitweise mit mehr als 50 Milliarden Euro noch deutlich höher bewertet - und das obwohl sie seitdem neue Aktien für mehrere Milliarden Euro ausgegeben hat.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Branchenexperten sehen trotz des weiterhin niedrigen Kurses und der eingeleiteten Generalsanierung wenig Anlass, als Anleger bei der Deutschen Bank einzusteigen. Von den 31 bei Bloomberg erfassten Analysten raten nur zwei zum Kauf der Papiere. 13 tendieren zum Halten, die Mehrheit von 16 empfiehlt, die Aktien abzustoßen. Im Schnitt sehen sie die Aktie absehbar bei einem Kurs von 6,52 Euro und damit ein Stück unter dem jüngsten Kursniveau.
Dabei klaffen die Einschätzungen der Experten weit auseinander. So sieht Neil Smith vom Bankhaus Lampe die Aktie auf dem Weg in Richtung 8 Euro. Etwas gedämpft wurde sein Optimismus zuletzt durch die geringere Kapitalquote des Instituts, die unter dem teuren Umbau leidet. Wie viele Experten begrüßt Smith die geplante Generalsanierung - und rät Anlegern sogar dazu, die Aktie zu kaufen. Andrew Lim von der französischen Großbank Societe Generale ist deutlich pessimistischer. Er sagt der Aktie mit 4 Euro nur einen halb so hohen Kurs voraus und rät schon länger zum Verkauf.
Analyst Jochen Schmitt vom Bankhaus Metzler setzte die Aktie der Deutschen Bank vergangenen Freitag ebenfalls auf die Verkaufsliste. Aus seiner Sicht kommt der Umbau des Geldhauses in einer Zeit, in der sich die äußeren Faktoren für Banken verschlechtern - etwa mit Blick auf das Zinsergebnis und drohende Kreditausfälle. Auch die Aussichten für das Handelsergebnis seien begrenzt - wegen der Niedrigzinsen in der Eurozone und der Tatsache, dass die Bank ihr Handelsgeschäft zurückfährt. Zugleich könnte sich der Wettbewerb gerade auf dem Heimatmarkt verschärfen, warnt Schmitt.
/stw/zb/ag/nas/jha/
FRANKFURT (dpa-AFX)
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