Prognosen angepasst

Bundesbank erwartet höhere Inflation und weniger Wachstum

10.06.22 13:08 Uhr

Bundesbank erwartet höhere Inflation und weniger Wachstum | finanzen.net

Die Deutsche Bundesbank hat ihre Prognosen für die Inflationsentwicklung der nächsten Jahre in Deutschland zum Teil deutlich angehoben und ihre Wachstumsprognosen gesenkt.

Wie die Bundesbank im Rahmen ihrer gesamtwirtschaftlichen Prognose mitteilte, rechnet sie für 2022 mit einem Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) um 7,1 Prozent, nachdem sie im Dezember 3,6 Prozent Teuerung vorausgesagt hatte. Die Inflationsprognose für 2023 wurde auf 4,5 (zuvor: 2,2) Prozent erhöht und die für 2024 auf 2,6 (2,2) Prozent. Die Prognosen für die Kerninflation (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) lauten nun auf 3,6 (2,3), 3,2 (1,8) und 2,4 (2,1) Prozent.

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Die Bundesbank erwartet außerdem, dass das Wirtschaftswachstum zumindest im laufenden und kommenden Jahr weitaus schwächer als noch im Dezember erwartet ausfallen wird. Für 2022 wird ein Anstieg des kalenderbereinigten realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 (4,2) Prozent prognostiziert und für 2023 ein Zuwachs von 2,4 (3,2) Prozent. Im Jahr 2024 dürfte das Wirtschaftswachstum 1,8 (0,9) Prozent betragen.

Die Revision der Prognosen fiel ungewöhnlich groß aus, weil die Prognosen von Dezember 2021 noch vor dem russischen Angriff auf die Ukraine erstellt worden waren. "Die deutsche Wirtschaft trotzt dem Gegenwind von Ukraine-Krieg, hoher Teuerung und Lieferengpässen", schreibt die Bundesbank in ihrem Bericht. Die Erholung verlaufe wegen dieser Faktoren aber deutlich gedämpfter als in der Dezember-Projektion angenommen. Die Bundesbank erwartet, dass ab dem zweiten Halbjahr die Auftriebskräfte überwiegen werden.

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In dem Basisszenario der Projektion wird unterstellt, dass sich der Konflikt mit Russland nicht weiter verschärft. In einem adversen Risikoszenario, welches einen Abbruch russischer Energielieferungen enthält, käme es hingegen zu einem markanten Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität.

Ab der zweiten Jahreshälfte 2022 werden dem Basisszenario zufolge die Auftriebskräfte durch die weitgehend entfallenen Pandemie-Schutzmaßnahmen stärker überwiegen. Auch sei zu erwarten, dass die Preise für Energierohstoffe etwas sänken, die Lieferengpässe graduell nachließen und die Auslandsnachfrage wieder zulege.

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"Zugleich dürften die privaten Haushalte zumindest einen Teil der in der Corona-Pandemie aufgelaufenen Ersparnisse für den Konsum ausgeben", kalkuliert die Bundesbank. Zusätzliche staatliche Verteidigungsausgaben sorgten für weitere Impulse, jedoch führe die außergewöhnlich hohe Teuerung zur Verunsicherung von Verbraucherinnen und Verbrauchern und schwäche deren Kaufkraft.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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