Nemetschek-Aktie steigt: Nemetschek startet stärker als erwartet
Der Bausoftwareanbieter Nemetschek ist gut in das laufende Jahr gestartet und profitierte dabei auch von Einsparungen.
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Der Vorstand um Axel Kaufmann erwartet zudem ein besseres Marktumfeld im Lauf des Jahres - bleibt aber zunächst bei seinen Jahreszielen, obwohl der Start bereits besser verlief als im Gesamtjahr angepeilt. Die Aktie der Münchener legte kurz nach dem Handelsstart deutlich zu.
"Mit dem ersten Quartal haben wir eine starke Grundlage geschaffen, um unsere Ziele für 2021 zu erreichen", sagte Vorstandssprecher Kaufmann am Donnerstag in München. Der Umsatz des MDAX-Konzerns insgesamt kletterte im ersten Quartal getrieben von Abo-Erlösen und Cloud-Anwendungen im Jahresvergleich um gut 8 Prozent auf 158,4 Millionen Euro. Ohne den Gegenwind vom starken Euro wäre es ein Plus von gut 12 Prozent gewesen. Aufs Jahr gesehen hat Nemetschek ein Wachstum mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich als Ziel ausgegeben.
Überdurchschnittlich stark konnte das Unternehmen beim operativen Ergebnis abschneiden, vor allem weil Reisekosten und Marketingausgaben in der Pandemie sanken. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte das operative Ergebnis (Ebitda) um 18,5 Prozent auf 49,6 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge stieg auf 31,3 Prozent, fast drei Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Für das Gesamtjahr offiziell angepeilt sind 27 bis 29 Prozent. Auch unter dem Strich fiel das erste Quartal bei Nemetschek bedeutend besser aus, der Nettogewinn wuchs um mehr als ein Drittel auf 29,4 Millionen Euro.
Mit den Werten schnitt Nemetschek auch besser ab als von Analysten zuvor erwartet. Nemetschek habe im ersten Quartal die "Muskeln spielen lassen", schrieb Baader-Bank-Experte Knut Woller. Das gelte vor allem mit Blick auf die starken Vergleichswerte aus dem Vorjahr. Die Sparte für Design- und Konstruktionssoftware habe überraschend gut abgeschnitten. Mit Blick auf die unerwartet hohe Marge könnte sich herausstellen, dass Ersparnisse aus der Pandemie nachhaltigeren Effekt hätten als vom Markt und von ihm selbst erwartet.
Die Aktien von Nemetschek haben am Donnerstag mit schwankenden Gewinnen im XETRA-Handel auf den Quartalsbericht reagiert. Im frühen Handel wurden sie in der Spitze um mehr als acht Prozent auf 64,88 Euro nach oben katapultiert und erreichten damit ein Hoch seit Anfang Dezember. Dann aber ließ der Rückenwind etwas nach, zeitweise standen sie nur noch etwa drei Prozent im Plus. Zuletzt wurden sie wieder 1,10 Prozent höher gehandelt bei 60,66 Euro.
Der Bausoftwareanbieter war besser als von Analysten erwartet in das laufende Jahr gestartet. Analyst Mohammed Moawalla von Goldman Sachs sah den Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) als über den Markterwartungen an. Dieses war um 18,5 Prozent auf 49,6 Millionen Euro gestiegen. An den bisherigen Jahresprognosen änderte das Unternehmen aber nichts.
Laut Knut Woller von der Baader Bank ist das gute Quartalsergebnis auch vor dem Hintergrund anspruchsvoller Vergleichszahlen aus dem Vorjahr beachtlich. Er betonte, die Marge habe im ersten Quartal über dem oberen Ende der diesjährigen Zielspanne des Unternehmens gelegen. "Dies legt unserer Ansicht nach die Erwartung nahe, dass Einsparungen im Zusammenhang mit der Pandemie nachhaltiger sein könnten als vom Markt und von uns erwartet", betonte Woller.
Sein Kollege Armin Kremser von der DZ Bank rechnet aber damit, dass die Marge in den kommenden Quartalen wieder sinkt. Er verwies dabei auf die Tatsache, dass die bedeutende US-Tochter Bluebeam weiter auf ein abonnementbasiertes Modell umstellt. Kremser betonte außerdem, die Nemetschek-Aktie sei im Vergleich zu den Wettbewerbern relativ teuer bewertet. Der Experte kündigte deshalb nach einem zuletzt guten Lauf der Aktie an, seine bisherige Kaufempfehlung auf den Prüfstand zu stellen.
Nemetschek ist an der Börse knapp 7,4 Milliarden Euro wert. Vor der Corona-Krise hatte das Papier einen rasanten Aufstieg hingelegt, Anfang 2018 war die Aktie noch um die 25 Euro wert gewesen. Firmengründer und Aufsichtsratsmitglied Georg Nemetschek hält zusammen mit seiner Familie die Mehrheit der Anteile, gut 48 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Mittlerweile beschäftigt Nemetschek nach eigenen Angaben über 3000 Mitarbeiter.
Nemetschek stellt Software für den Bauprozess von der Angebotserstellung über den Bau bis hin zur Verwaltung von Gebäuden her und hat sich seit einiger Zeit auch mit Medienanimations-Software für Filmstudios und Spieleentwickler ein Standbein aufgebaut.
Der seit Anfang 2020 amtierende Firmenchef Kaufmann agierte in der Corona-Krise bisher vorsichtig: Trotz ordentlicher Zahlen verwies er auf die Risiken, die dem Softwareanbieter drohen. Denn große Infrastrukturprojekte könnten unter den von der Corona-Pandemie angespannten öffentlichen Budgets künftig genauso leiden wie private Bauvorhaben infolge einer allgemeinen Investitionszurückhaltung.
Doch die Geschäfte liefen auch 2020 insgesamt besser als befürchtet. Dem Unternehmen kommt zugute, dass es mittlerweile stark auf Softwareserviceverträge setzt, wie es in der Digitalbranche zum Standard geworden ist. Ein größerer Teil des Umsatzes hängt also nicht mehr von aktiven Kaufentscheidungen der Kunden für teils teure Lizenzen ab, sondern von laufenden Softwareabonnements. Diese werden in aller Regel kaum gekündigt, weil sonst auch die Nutzung der Programme wegfällt - in den meisten Firmen der Branche ist Planungs- und Designsoftware aber unverzichtbar.
/men/ngu/mis
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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