RWE im ersten Quartal über Erwartungen - Aktie steigt
Trotz eines Ergebnisrückgangs ist der Energiekonzern RWE besser ins Jahr gestartet als von Analysten erwartet.
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Während es bei der Stromerzeugung mit Sonne und Wind auf See und an Land besser lief als im Vorjahreszeitraum, entwickelte sich die flexible Erzeugung deutlich schlechter. Dazu zählen die Geschäfte mit Wasserkraft, Biomasse und Gas. Auch im Handel mit Energie schnitt der DAX-Konzern etwas schwächer ab. Der Vorstand bestätigte seine Jahresprognose. Die Aktie legte zu.
Schlussendlich stand sie via XETRA 1,86 Prozent im Plus bei 35,60 Euro. Sie setzt ihren Aufwärtstrend der vergangenen Wochen damit fort, der allerdings erst im April eingesetzt hat. Seit Jahresbeginn hat die RWE-Aktie mit über 12 Prozent Kursabschlag immer noch mit am meisten verloren unter den 40 Dax-Werten. Nur Continental, Brenntag und Bayer haben noch etwas mehr eingebüßt. Durch das Kursplus der RWE-Aktie zur Wochenmitte als Reaktion auf den Quartalsbericht notiert sie nun aber zumindest wieder auf dem Niveau von Ende Januar.
Im ersten Quartal erzielte RWE ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,71 Milliarden Euro und damit über ein Viertel weniger als ein Jahr zuvor. Der bereinigte Konzerngewinn ging mit fast 40 Prozent auf 801 Millionen Euro sogar noch stärker zurück. Laut den vom Unternehmen bereitgestellten Daten hatten Analysten jedoch jeweils noch weniger erwartet.
Die Stromproduktion von RWE ging insgesamt um 9 Prozent auf knapp 34 000 Gigawattstunden zurück, wobei fast ein Fünftel mehr Strom von regenerativen Energieträgern kam. Ihr Anteil liegt bei RWE mittlerweile bei 42 Prozent, während der Kohleanteil bei 28 Prozent liegt.
Finanzchef Michael Müller sprach in der Mitteilung von einem guten ersten Quartal. Investitionen zahlten sich aus, sagte er. Es werde weiter kräftig investiert, insbesondere in erneuerbare Energien. Im ersten Quartal nahm RWE insgesamt knapp 2,9 Milliarden Euro in die Hand. Davon gingen fast zwei Drittel in den Ausbau der Windkraft auf See und knapp ein Drittel entfiel auf Solar- und Windanlagen an Land.
Müller berichtete in einer Telefonkonferenz mit Analysten auch von der starken Nachfrage nach nachhaltig erzeugtem Strom seitens großer Technologiekonzerne, vornehmlich aus den USA, aber auch aus Europa. Es gebe ein starkes Interesse der Unternehmen, ihr Portfolio ökologischer zu versorgen, speziell Datenzentren, so der Manager.
Nun sei RWE kurz davor, einen Abnahmevertrag mit einem Tech-Konzern für 400 Megawatt zu einem "attraktiven Preis" kommunizieren zu können, sagte Müller. Dies bedeutet, dass fast die Hälfte der im Bau befindlichen US-Kapazitäten von RWE an Tech-Unternehmen vergeben wird. 2021 hatte RWE bereits mit der Facebook-Mutter Meta (Meta Platforms (ex Facebook)) einen Stromliefervertrag abgeschlossen.
Im Gesamtjahr erwartet RWE weiterhin, das untere Ende der jeweils ausgegebenen Prognosespannen erreichen zu können: Für den Gewinn im Tagesgeschäft liegt diese bei 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro. Im schlechtesten Fall wäre das rund ein Drittel weniger als RWE 2023 verdiente. Beim bereinigten Konzernüberschuss liegt die Spanne bei 1,9 bis 2,4 Milliarden Euro, was einen Rückgang von bis zu gut 50 Prozent bedeuten würde. Vor allem die gesunkenen Strompreise drücken die Ergebnisse.
Für Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs birgt die lediglich bestätigte Prognose ein gewisses Chancenpotenzial. Er verwies darauf, dass der bereinigte Konzerngewinn bereits 42 Prozent des avisierten Ziels ausmache. Für Finanzvorstand Müller ist das Jahr für höhere Ziele aber noch zu jung, wie er in der Telefonkonferenz sagte.
Das Zahlenwerk des ersten Quartals lobte Gandolfi als "sehr stark" und zeigte sich positiv überrascht von der Nettoverschuldung. Sie lag Ende des ersten Quartals bei 11,2 Milliarden Euro. Sie könnte sich laut Ahmed Farman vom Analysehaus Jefferies als Überhang für die Aktie erweisen. Kollege Alexander Wheeler von der kanadischen Bank RBC hält den gemeldeten Anstieg der Nettoverschuldung zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr für RWE derweil nicht für ungewöhnlich.
Auf Nachfrage äußerte sich RWE-Vorstandsmitglied Müller auch zu den vom Handelsblatt vergangene Woche kolportierten Informationen, dass RWE sich von seiner Beteiligung an Amprion trennen könnte. Es handele sich um ein finanzielles Investment von RWE, mit dem sie "sehr zufrieden" seien, sagte Müller.
Amprion sei sehr leistungsfähig, aber mit einem großen Investitionsbedarf verbunden. Beim Thema Kapitalallokation werde also auch über Amprion diskutiert, so Müller. Entsprechend werde über verschiedene Möglichkeiten zur Finanzierung gesprochen.
Amprion ist in Deutschland einer von vier Übertragungsnetzbetreibern für große Stromtrassen. RWE hält 25,1 Prozent, der Rest gehört der Beteiligungsgesellschaft M31, zu der unter anderem Pensionskassen und Versicherer wie Talanx gehören.
/lew/niw/men
ESSEN (dpa-AFX)
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