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Zweifel an Geschäftsidee: Jüngste Selfmade-Milliardärin der Welt in Turbulenzen

04.11.15 19:43 Uhr

Zweifel an Geschäftsidee: Jüngste Selfmade-Milliardärin der Welt in Turbulenzen | finanzen.net

Billige Bluttests sind das Geschäftsmodell von Theranos. Diese Idee hat die Unternehmensgründerin Elizabeth Holmes zur jüngsten Milliardärin der Welt gemacht, berühmte Namen stehen als Geldgeber Schlange. Doch nun bröckelt das Image: Es gibt zunehmend Zweifel, ob die Methoden von Theranos funktionieren.

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In der US-Geschäftswelt ist sie ein gefeierter Star: Die jüngste Selfmade-Milliardärin Elizabeth Holmes. Mit ihrem Unternehmen Theranos hat die US-Amerikanerin ambitionierte Pläne: Das Gesundheitssystem von Grund auf zu revolutionieren. Doch nun mehren sich Zweifel an den Analysen des mit Milliarden Dollar bewerteten Unternehmens: Holmes wehrt sich, muss aber Unregelmäßigkeiten einräumen.

Mit billigen Bluttests zum Milliarden-Dollar-Unternehmen

Elizabeth Holmes gründete Theranos während ihres Chemie- und Elektroingenieur-Studiums in Stanford. Von ihrer Geschäftsidee war die 1984 geborene Geschäftsfrau so überzeugt, dass sie ihre akademische Ausbildung ad acta legte und sich ganz ihrem Unternehmen widmete. Das Geschäftsmodell von Theranos basiert auf einer einfachen Idee: Bluttests ohne Spritzen. Holmes, die eigenen Aussagen zufolge selbst Angstpatientin ist, hat ein Verfahren entwickelt, wie mithilfe eines Stiftes Blut aus der Fingerspitze von Patienten abgenommen wird - die häufig schmerzhafte Blutabnahme durch die Vene entfällt. Mit den wenigen Bluttropfen, die Theranos mit dem kleinen Pieks in die Fingerkuppe entnimmt, können dann zahlreiche Blutdaten und Bluttests durchgeführt werden.
Theranos brüstet sich damit, rund 200 verschiedene Blutwerte mithilfe des Stiftes bestimmen zu können - und das nicht nur auf deutlich weniger schmerzhaftem Weg, sondern auch schneller und kostengünstiger als die Konkurrenz. Bis zu 90 Prozent soll das Theranos-Verfahren einsparen, so das Versprechen. Möglich ist dies durch Eigenentwicklungen in Theranos-Laboren, die an Drogerie-Ketten in den USA angeschlossen sind. Patienten können Tests, zu denen ihnen der Arzt geraten hat, direkt vor Ort durchführen.

Viele namhafte Investoren überzeugt

Mit ihrer Geschäftsidee ist Holmes auf starke Resonanz gestoßen. Investoren standen Schlange, viele namhafte Geldgeber wollten in das Startup investieren. 400 Millionen Dollar hat Theranos zwischenzeitlich eingesammelt - auch Oracle-Gründer Larry Ellison hat Geld in das Unternehmen investiert. Von der Idee überzeugt, heuerten die ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger und George Shultz als Aufsichtsratsmitglieder bei Theranos an.
Inzwischen gehört Theranos zu einem der höchstbewerteten Unternehmen des Silicon Valley: Neun Milliarden Dollar ist das Startup wert und hat Gründerin und Chefin Elizabeth Holmes zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt gemacht. Forbes beziffert ihr Vermögen auf 4,5 Milliarden Dollar.

Geschäftsmodell auf der Kippe

Doch in den vergangenen Tagen geriet Theranos in ernsthafte Schwierigkeiten. Die Tatsache, dass Elizabeth Holmes sich über die genaue Funktionsweise ihres Testverfahrens und ihres Analyserechners stets ausschwieg, sorgte insbesondere bei der Konkurrenz in der Vergangenheit für Skepsis. Ihre Zurückhaltung in Detailfragen hatte die Theranos-Führungsebene allerdings stets damit begründet, den Wettbewerbern keine zu tiefen Einblicke ermöglichen zu wollen. Schließlich wildert Theranos im Geschäftsfeld von etablierten Unternehmen wie Quest Diagnostics, die mit ihren Bluttests Milliarden jährlich umsetzen. Ein kostengünstigeres und weniger schmerzintensives Verfahren dürfte die Marktrivalen empfindlich treffen.
Doch nun meldeten sich im "Wall Street Journal" ehemalige Angestellte des Unternehmens mit massiven Vorwürfen zu Wort. Eine Ex-Führungskraft behauptet, Ende vergangenen Jahres habe Theranos lediglich 15 von über 200 Testverfahren mit dem selbst entwickelten Gerät durchgeführt. Bei den übrigen Blutanalysen greife man auf herkömmliche Technik, unter anderen vom deutschen Siemens-Konzern zurück. Andere ehemalige Theranos-Mitarbeiter halten die Ergebnisse, die mit dem hauseigenen Testgerät "Edison" durchgeführt werden für ungenau und teilweise sogar falsch. Bei Tests mit Geräten anderer Hersteller habe man unterschiedliche Ergebnisse erhalten, heißt es im "Wall Street Journal" weiter.

Elizabeth Holmes spricht von Verschwörung

Die Theranos-Chefin sieht sich als Opfer einer Verschwörung: "Immer, wenn man etwas Innovatives tut, gibt es Leute, die einen demontieren wollen", ließ die Managerin verlauten. Dennoch musste der Anwalt des Unternehmens einige Vorwürfe einräumen: Tatsächlich nutze Theranos nicht für alle Tests seine eigenen Maschinen, so der Jurist. Auch Holmes selbst äußerte sich in einem Interview mit CNBC zu dem Pressebericht. Dort sprach sie von einseitiger Recherche, das Blatt habe nur Mitarbeiter befragt, die schon seit geraumer Zeit nicht mehr bei Theranos beschäftigt sind, so Holmes. Der Bericht des Wall Street Journal sei "sachlich und wissenschaftlich falsch", wehrte sich Holmes. Darüber hinaus basiere der Artikel auf Behauptungen von "verärgerten und unerfahrenen Angestellten und etablierten Betreibern". Auf Deutsch: Holmes glaubt an Rache ehemaliger Angestellter und eine gezielte Kampagne von Seiten der Konkurrenz.
Dennoch konnte sie die Vorwürfe nicht komplett entkräften. Als das "Wall Street Journal" einige Tage später nachlegte und behauptete, der Kern des Geschäftsmodells, nämlich dass Theranos den Patienten das Blut aus der Fingerkuppe, nicht aber aus der Armvene entnehme, sei hinfällig, musste Holmes dies einräumen. Tatsächlich biete man derzeit nur noch einen einzigen Test an, bei dem die Technologie und "Edison" zum Einsatz käme. Bei allen anderen Blutanalyseverfahren greife man auf andere Produkte und damit verbunden auf größere Mengen Blut zurück.

Theranos im Visier der FDA

Begründet wurde dies mit Forderungen der US-Gesundheitsbehörde FDA, die eine Untersuchung gegen Theranos eingeleitet hatte. Als Folge davon habe man die Benutzung der eigens entwickelten hauseigenen Testmethode deutlich heruntergefahren. Theranos befindet sich derzeit in einer Art Schwebezustand, Holmes selbst spricht von einem "Zeitraum des Innehaltens".
Die FDA-Genehmigung liegt aktuell nur für den Test auf "Herpes" vor, daher verzichtet Theranos für die übrigen Blutanalysen auf "Edison". Die Konzernchefin zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Gesundheitsbehörde die Zulassung für die übrigen Tests nach intensiver Prüfung ebenfalls erteilen wird. Bis es soweit ist, lässt Holmes die Welt mit einem angepassten Zitat von Gandhi wissen, in welcher Rolle sie sich selbst sieht: "Das ist das, was passiert, wenn du Dinge verändern willst. Erst denken sie, du seist verrückt, dann bekämpfen sie dich und plötzlich veränderst du die Welt."

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Theranos

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