Preiskampf im Billigsegment

United Internet senkt Kundenprognose bei Tochter 1&1 Drillisch wegen Preiskampf - Aktien gewinnen zu

13.08.18 14:30 Uhr

United Internet senkt Kundenprognose bei Tochter 1&1 Drillisch wegen Preiskampf - Aktien gewinnen zu | finanzen.net

Der Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister United Internet bleibt trotz des harten Wettbewerbs bei billigen Mobilfunk-Tarifen bei seinen Gewinnzielen.

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Abstriche hinnehmen will Konzernchef Ralph Dommermuth nur bei der Zahl der Kundenverträge, die dieses Jahr bei der Tochter 1&1 Drillisch (1&1, Smartmobil, Yourfone) hinzukommen, wie das TecDAX-Schwergewicht am Montag in Montabaur mitteilte.

Die Aktie von United Internet lag am Mittag nach einem zuvor deutlichen Anstieg leicht im Minus. Für das ebenfalls im TecDAX gelistete Papier von 1&1 Drillisch ging es um knapp ein Prozent nach oben. In den vergangenen Wochen und auch im bisherigen Jahresverlauf hatten sich die Aktien nicht unbedingt als die Lieblinge von Anlegern erwiesen.

Dommermuth rechnet infolge eines härteren Preiskampfs bei Billig-Tarifen nun nur noch mit einer Steigerung der Kundenverträge in Mobilfunk und DSL um eine Million. Vorher hatten 1,2 Millionen im Plan gestanden. "Wir wollten unsere Vertriebskraft in diesem Jahr steigern. Da wir bei den Preisen keine Abstriche machen wollen, bleiben wir nun bei der bisherigen Schlagzahl von zirka einer Million Neukunden pro Jahr. Allerdings sind wir auch nicht gegen jede Preissenkung immun", sagte Dommermuth der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

United Internet hatte konzernweit schon 300 Millionen Euro Ergebnisbelastung veranschlagt, um mit subventionierten Smartphones Kunden zu ködern und in üppigere Tarife zu locken. Im ersten Halbjahr hatte 1&1 Drillisch mit einer Zunahme von 470 000 Verträgen aber nicht ganz so gut abgeschnitten wie vom Unternehmen selbst erwartet. Insbesondere Netzbetreiber Telefónica Deutschland (O2) hatte bei seiner Billigmarke Blau im zweiten Quartal die Rabatte hochgefahren.

Die Senkung der Kundenprognose sei erwartet worden, schrieb Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Das Erreichen der Ergebnisprognose bei 1&1 Drillisch sei nun ein knappes Rennen. Insgesamt habe United Internet besser abgeschnitten als von manchen Anlegern befürchtet, schrieb Experte Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe. Nun könnten die Investoren wieder darauf vertrauen, dass das Unternehmen seinen Wachstumspfad auf mittlere Sicht beibehält.

Trotz der geringeren Ausbeute bei den Neukunden will Dommermuth nämlich weiterhin sowohl die Finanzziele bei United Internet als auch bei 1&1 Drillisch erreichen. Dabei sollen auch Einsparungen helfen. "Wir sind mitten in der Integration, und die einzelnen Projekte sind auf einem guten Weg, allein im ersten Halbjahr haben wir bei 1&1 Drillisch 15,6 Millionen Euro Synergien gehoben", sagte Dommermuth.

Der Umsatz des TecDax-Schwergewichts mit den Marken 1&1 Drillisch, GMX und Web.de lag im zweiten Quartal bei 1,28 Milliarden Euro. Vor allem dank der Drillisch-Übernahme war das ein Plus von 27,6 Prozent. Bei den Zahlen kamen neben Zukäufen auch neue Bilanzierungsregeln zum Tragen.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um fast ein Drittel auf 287,2 Millionen Euro. Das war von Analysten am Markt so erwartet worden. Unter dem Strich stand für die Anteilseigner mit 99,2 Millionen Euro 18 Prozent mehr Gewinn.

1&1 Drillisch ist ein Anbieter ohne eigenes Mobilfunknetz - zumindest bisher. Bei der milliardenschweren Übernahme von E-Plus durch Telefonica 2014 hatte Drillisch mit den Münchnern vereinbart, bis 2019 ein Fünftel von deren Netz zu nutzen. "Derzeit kommen wir mit der Auslastung unseres Kontingents gut voran. Und wir können uns jederzeit dazu entscheiden, zwischen 20 und 30 Prozent des Netzes zu nutzen", sagte Dommermuth. Der Deal war eine Auflage der EU-Kommission.

Doch Dommermuth denkt laut darüber nach, in der kommenden Mobilfunk-Frequenzauktion beim Standard 5G auch selbst mitzumischen. "Wir machen uns Gedanken zu einer Vertiefung der Wertschöpfung unseres Geschäftsmodells mit eigenen Mobilfunk-Lizenzen, weil wir im kommenden Jahr unsere Kundenzahl auf über 14 Millionen steigern werden", sagte er. "Da kann es Sinn machen, sich durch ein eigenes Netz zusätzliche Flexibilität zu sichern, sofern die Bedingungen stimmen."

Auch bei der angepeilten Kabelnetz-Übernahme von Unitymedia durch Vodafone hält Dommermuth nicht mit seinen Plänen hinterm Berg. "Wir haben auch großes Interesse daran, unseren Kunden kurzfristig Gigabit-Geschwindigkeiten anzubieten, daher ist es ganz klar unsere Position, dass das Kabelnetz im Fall der Fusion für alle Anbieter geöffnet wird."

United Internet hatte Drillisch im vergangenen Jahr übernommen und sein eigenes Mobilfunk- und DSL-Geschäft unter dem Dach der Maintaler unter dem Namen 1&1 Drillisch gebündelt. Das macht den größeren Teil des Konzernumsatzes aus. Drillisch peilt für dieses Jahr 3,7 Milliarden Euro Umsatz und ein um Sondereffekte bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 750 Millionen Euro an. Bei United Internet insgesamt sollen es 5,2 Milliarden Euro Umsatz bei rund 1,2 Milliarden Euro operativem Ergebnis werden.

Im Geschäft mit Webanwendungen wächst United Internet auf vergleichbarer Basis derzeit stärker als in der Telekommunikationssparte. Dommermuth will dem Bereich mittelfristig an die Börse bringen./men/stw/jha/

MONTABAUR/MAINTAL (dpa-AFX)

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Bildquellen: A. Hesse

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