Gewinneinbruch bei der Lufthansa im 2. Quartal: Erwartungen deutlich verfehlt - Aktie verliert kräftig
Die Deutsche Lufthansa AG hat im zweiten Quartal unter dem Strich weniger verdient und weniger umgesetzt als erwartet.
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Überkapazitäten und der aggressive Wettbewerb auf der Kurzstrecke in Europa, vor allem in Deutschland und Österreich, verhagelten dem Konzern die Bilanz, der wegen des Preisverfalls im Juli bereits die Jahresprognose kassiert hatte. Das Langstreckengeschäft war dagegen weiterhin stark.
"Unser Ergebnis wird durch einen harten Konkurrenzkampf in Europa mit hohen Überkapazitäten beeinflusst. Besonders betroffen sind die Kurzstrecken aus Deutschland und Österreich. Wir reagieren darauf, indem wir weiter Kosten senken und die Flexibilität erhöhen", sagte Finanzvorstand Ulrik Svensson.
Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen (Adjusted EBIT) ging von April bis Juni um ein Viertel auf 754 Millionen Euro zurück, von gut 1 Milliarde im Vorjahresquartal, wie die Deutsche Lufthansa mitteilte. Der Konzerngewinn brach um 70 Prozent auf 226 Millionen Euro ein, je Aktie verdiente der DAX-Konzern 48 Cent. Der Umsatz legte dagegen um 4 Prozent auf 9,63 Milliarden Euro zu.
Analysten hatten im Konsens ein Adjusted EBIT von 735 Millionen Euro und einen Konzerngewinn von 310 Millionen Euro bei Einnahmen von 9,87 Milliarden Euro erwartet.
Die Treibstoffkosten stiegen im ersten Halbjahr um knapp 450 Millionen Euro auf 3,2 Milliarden Euro. Im laufen dritten Quartal rechnet der Konzern nur noch mit einer geringen Mehrbelastung im Vergleich zum Vorjahr, im Gesamtjahr 2019 sollen die Kerosinkosten insgesamt um 550 Million Euro über dem Vorjahr liegen. Zudem belasteten Kosten für die frühzeitige Überholung eines Triebwerks das Ergebnis. Ohne diese Wartungskosten wären die um Treibstoff- und Währungseinflüsse bereinigten Stückkosten der Netzwerksairlines (Lufthansa, Swiss und Austrian) im Halbjahr um 1 Prozent statt um 0,2 Prozent gesunken, sagte ein Sprecher.
Für 2019 rechnet die Lufthansa nur noch mit einer Adjusted EBIT-Marge von 5,5 bis 6,5 Prozent. Dies entspricht 2,0 und 2,4 Milliarden Euro. Ende April bei Vorlage der Erstquartalszahlen hatte das Unternehmen noch an seiner Prognose einer bereinigten Marge von 6,5 bis 8,0 Prozent festgehalten. Das Umsatzwachstum sieht Lufthansa 2019 unverändert im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Lufthansa-Aktien fallen auf Tief seit mehr als zwei Jahren
Bei den Aktien der Lufthansa haben die Anleger am Dienstag wegen des anhaltenden Preiskampfes unter Airlines eine weitere Verkaufswelle gestartet. Nach der Zahlenvorlage sackten die Papiere der Fluggesellschaft im schwachen DAX ab - im Tief waren sie mit 14,01 Euro auf den niedrigsten Stand seit März 2017 abgesackt. Zum Handelsschluss verbuchten sie noch ein Minus von 6,02 Prozent auf 14,21 Euro.
Als Belastung wurde am Markt nicht das eigentliche Zahlenwerk für das zweite Quartal angesehen, das laut Analyst Jarrod Castle von der Schweizer Bank UBS konform war mit den bereits von der Lufthansa gesenkten Zielsetzungen. Allgemein hieß es, dass aber der Ausblick weiter mit hohen Unsicherheiten behaftet sei. Dies dämpft schon länger die Erwartungen in der Branche, die derzeit mit Billigtickets um Fluggäste buhlt und mit hohen Treibstoffpreisen zu kämpfen hat. Diese Faktoren hatten am Vortag schon die Aktie des Billigfliegers Ryanair belastet.
Laut Analyst Gerald Khoo vom Londoner Broker Liberum findet derzeit vor allem auf dem Kurzstreckenmarkt im deutschsprachigen Raum ein regelrechter "Preiskrieg" statt, bei dem weder die Lufthansa noch Ryanair kleinbeigäben. Das spiegele sich in einem schwachen operativen Gewinn (Ebit) wider. Auch das Frachtgeschäft der Lufthansa habe enttäuscht mit einem kleinen Verlust.
Der Kursrutsch belastete auch die Papiere der beiden anderen großen europäischen Airlines: Air France fielen um 3,8 Prozent und IAG um 2,6 Prozent. Der europäische Reise- und Freizeitsektor war der größte Verlierer unter den Sektoren.
Analyst Stephen Furlong vom irischen Analysehaus Davy Research las aber Negatives zwischen den Zeilen. "Die Aussagen betonen vor allem die Risiken", schrieb der Experte in einer ersten Einschätzung. Es werde immer wahrscheinlicher, dass das zweite Halbjahr nochmals hinter den ersten sechs Monaten zurückbleibe.
Ein Händler verwies nun darauf, dass er sich vermehrt Sorgen mache, dass sich die Krise auf dem Kurzstreckenmarkt auch auf die bislang lukrativen Langstrecken ausdehnen könnte. Am Markt wurde das Geschäft mit Überseeflügen bislang noch Rückendeckung angesehen. Eine nachlassende Nachfrage im Premium-Segment sei hier aber kein gutes Zeichen. Ein Börsianer verwies darauf, dass die Lufthansa hier noch etwas sensibler sei als auf dem Heimatmarkt. Er sprach daher von "keinem guten Geschäftsmix" bei der Lufthansa.
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX Broker)
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Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images, Sean Gallup/Getty Images
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