Blackstone-Vize-Vorstandsvorsitzender warnt vor "verlorenem Jahrzehnt" am Aktienmarkt
Blackstone-Vize-Vorstandsvorsitzender Tony James rechnet mit einem "verlorenen Jahrzehnt" am Aktienmarkt, in dem Unternehmen stark unter Gewinneinbußen leiden werden. Diesbezüglich spielt die Zinsstrategie der US-Notenbank Fed eine tragende Rolle.
Werte in diesem Artikel
• Vergleich mit Japans Wirtschaftskrise
• Abhängigkeit von Leitzinssätzen
• Investoren gehen größere Risiken ein
Pessimistische Prognose für Aktienmarkt
In den nächsten Jahren könnte ein "verlorenes Jahrzehnt" für Aktienrenditen beginnen, erklärte Tony James, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Investmentgesellschaft Blackstone, kürzlich in der CNBC-Sendung "Squawk Box Asia". So könnten die Aktienkurse stagnieren, nachdem sie sich zuvor über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren gemäß ihre Bewertungen bewegt haben. "Ich denke, dies könnte ein verlorenes Jahrzehnt im Hinblick auf die Aktienbewertung sein", so James. In den 1990er Jahren, als Japan eine wirtschaftliche Stagnation erlebte, wurde anfangs ebenfalls von einem "verlorenen Jahrzehnt" gesprochen. Da die japanische Wirtschaft sich zwischen 2000 und 2010 ebenfalls nur sehr schwach entwickelte, wurde anschließend auch die Bezeichnung "zwei verlorene Jahrzehnte" verwendet.
Unternehmen leiden unter Gewinneinbußen
Weiterhin erklärte James, dass die Leitzinssätze derzeit zwar sehr niedrig seien, sich in den kommenden Jahren aber wieder normalisieren könnten. Wenn die Zinsen tendenziell wieder höher ausfallen, wirke sich dies eher negativ auf die Unternehmensgewinne und Aktienkurse aus. So rechnet James damit, dass höhere Kosten für Kredite zu Gewinneinbußen und damit auch zu sinkenden Aktienwerten führen werden. Aufgrund höherer Steuerzahlungen, steigender Betriebskosten, ineffizienterer Lieferketten und dem Trend hin zu einer "Deglobalisierung" würde sich die prekäre Situation für Unternehmen außerdem weiter verschärfen. Insgesamt lassen die Umsatzeinbrüche einen pessimistischen Ausblick vermuten: "All dies wird dafür sorgen, dass Unternehmen wirtschaftlichen Gegenwind bekommen. Ich denke also, dass man langfristig ein enttäuschendes Gewinnwachstum erwarten kann", erklärte James im Gespräch mit Moderator Sri Jegarajah.
Niedrigzinsstrategie führt zu Erholungsphase der Märkte
Nach dramatischen Kurseinbrüchen im März haben sich die US-Aktienmärkte seitdem wieder mehr und mehr erholt. Laut James hänge dies damit zusammen, dass die US-Notenbank Fed die Zinssätze stark gesenkt habe. Infolgedessen hatten Anleger, die Renditen mitnehmen wollten, nur wenige Möglichkeiten, ihr Geld zu investieren. Daher wenden sich Investoren nun immer mehr risikoreichen Anleihen und Aktien zu, erklärte James. Null- und Niedrigzinsen seien hier die treibende Kraft. Es gebe einen Hunger nach Renditen, weswegen sich Anleger immer weiter von relativ sicheren Investitionen entfernen, die aber nach wie vor hohe Gewinne bringen können.
Auch wenn dies zu hohen Bewertungen der Aktienmärkte führt, die "ihrer Zeit voraus" sein mögen, so James, habe die Zentralbank mit ihrer Niedrigzinsstrategie einen Zusammenbruch des kompletten Systems verhindert, wofür ihr durchaus Lob gebühre. "Die Reaktionszeit der US-Notenbank war von beispiellosem Umfang und Geschwindigkeit ... andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass es sich zu einem Konjunkturrückgang zuspitzt und wenn man diese Kreditprobleme bekommt, wird sich das sehr schnell an den Märkten bemerkbar machen."
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Spencer Platt/Getty Images, Travis Wolfe / Shutterstock.com
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