Pessimismus

Börsen-Guru Jeremy Grantham: Geplatzte Börsenblase hat bisher nur die einfachste Phase hinter sich

19.02.23 16:57 Uhr

Börsen-Guru Jeremy Grantham: Geplatzte Börsenblase hat bisher nur die einfachste Phase hinter sich | finanzen.net

Nach dem schlechten Börsenjahr 2022 hoffen nun viele Anleger auf eine Besserung. Doch glaubt man Markt-Historiker Jeremy Grantham, dann steht der schwierige Teil erst noch bevor.

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• Jeremy Grantham pessimistisch für 2023
• S&P 500 dürfte erneut zweistellig einbrechen
• Viel Unsicherheit am Aktienmarkt



Das Börsenjahr 2022 war eines zum Vergessen. So hat etwa der S&P 500, der den breiten US-Aktienmarkt widerspiegelt, rund 19 Prozent an Wert eingebüßt. Doch Anleger, die hoffen, dass es im neuen Jahr besser laufen wird, dürften nach Meinung von Jeremy Grantham enttäuscht werden.

Im Fleischwolf

Der Börsenexperte hat laut "MarketWatch" einen Artikel mit dem vielsagenden Titel "Nach einem Timeout - zurück in den Fleischwolf" veröffentlicht. "Die erste und einfachste Phase des von uns bereits ein Jahr zuvor prognostizierten Platzens der Börsenblase ist abgeschlossen" schrieb der berühmte Mitgründer der Investmentfirma GMO darin.

Nachdem nun wesentliche Teile der erwarteten Verluste eingetreten seien, werde es komplizierter. Zwar sei inzwischen der "extremste Schaum" vom Markt entfernt, doch noch immer lägen die Bewertungen deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Dies verheißt nichts Gutes, denn Grantham verwies darauf, dass die Märkte in der Vergangenheit zu Überreaktionen neigten und bei sich verschlechternden Fundamentaldaten unter die langfristige Trendlinie fielen.

Erneuter Einbruch des S&P 500

Nach Einschätzung des Aktienexperten könnte der S&P 500 bis zum Jahresende 2023 auf rund 3.200 Punkte fallen. Verglichen mit dem Schlussstand von 2022 bei 3.839,50 Zählern entspräche dies einem Rückgang um knapp 17 Prozent. Der Index werde in diesem oder im nächsten Jahr wahrscheinlich sogar einige Zeit unterhalb dieses Levels stehen. Diese Entwicklung wäre zwar nicht das Ende der Welt, doch verglichen mit dem vorausgegangenen jahrelangen Bullenmarkt ziemlich brutal, so Grantham.

Hohe Unsicherheit

Grantham erklärte ferner, dass er ein weiteres Einknicken des Aktienmarkts zwar für sehr wahrscheinlich halte, dass es dazu aber in Bezug auf das Timing und das Ausmaß große Unsicherheit gäbe. So könnten verschiedene Faktoren, darunter der anhaltend starke Arbeitsmarkt und die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft für eine Pause oder Verzögerung des Bärenmarktes sorgen. Wie sich die nächsten zwölf oder 18 Monate entwickeln, hinge im Wesentlichen von den Fundamentaldaten der Unternehmen ab.

Wenn man das große Ganze betrachte, dann beginnen der langfristige Bevölkerungsrückgang, der Mangel an Rohstoffen sowie die Schäden durch Klimaveränderungen damit, die Wachstumsaussichten deutlich zu belasten. Die geopolitischen Schocks des letzten Jahres würden diese Probleme nur verstärken, warnte Grantham.

Berühmter Pessimist

Die in Boston ansässige GMO gilt als extrem vorsichtig bei der Geldanlage. Dies hat zur Folge, dass die düsteren Prognosen der Investmentfirma inzwischen von vielen Marktteilnehmern oftmals nur mit einem Augenrollen quittiert werden. Und tatsächlich haben sich die pessimistischen Vorhersagen nicht immer bewahrheitet. Doch andererseits gehörte GMO zu den wenigen Firmen, welche die Börsencrashs 2000-2003 sowie 2007-2009 prophezeiten. Auch damals hatten Skeptiker über die Pessimisten bei GMO gelacht.

Redaktion finanzen.net

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