Ryanair-Aktie springt an: Brexit und Boeing-Debakel dämpfen Euphorie bei Ryanair
Das Flugverbot für Boeings Boeing Mittelstreckenjet 737 Max und die Wirren rund um den Brexit halten Europas größten Billigflieger Ryanair weiter in Atem.
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Unternehmenschef Michael O'Leary befürchtet für die kommenden Monate eine weitere Verunsicherung der Verbraucher, weil weiterhin ein Brexit ohne Abkommen im Raum steht. Die Auslieferung seiner ersten Max-Jets erwartet er nicht vor März oder April. Zudem dürfte die Ryanair-Tochter Lauda wegen einer Ticket-Preisschlacht in Deutschland und Österreich höhere Verluste einfliegen als zunächst gedacht.
Am Finanzmarkt konzentrierten sich die Anleger zunächst aber auf die aktuellen Quartalszahlen. Kurz nach Handelsbeginn in London legte die Ryanair-Aktie um 2,7 Prozent zu. Der Billigflieger hatte in dem für Fluggesellschaften wichtigen Sommerquartal mehr verdient als von Analysten erwartet.
So stieg der Umsatz in den Monaten Juli bis September im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 3,1 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag in Dublin mitteilte. Vor allem die Zusatzerlöse etwa für die Reservierung bestimmter Sitzplätze und das Recht, bevorzugt an Bord zu gehen und einen kleinen Rollkoffer mit in die Kabine zu nehmen, zogen deutlich an. Der Gewinn legte wegen deutlich gestiegener Spritkosten allerdings nur um acht Prozent auf 910 Millionen Euro zu.
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2020 peilt O'Leary jetzt einen Überschuss von 800 bis 900 Millionen Euro an. Bisher hatte er die Spanne mit 750 bis 950 Millionen Euro etwas weiter gefasst.
Mit Blick auf das erste Geschäftshalbjahr konnte Ryanair den Gewinn mit 1,15 Milliarden Euro allerdings nur auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums halten. Das ist zwar rechnerisch schon mehr als der angepeilte Jahresgewinn. In den reiseschwachen Wintermonaten schreiben Fluggesellschaften aber in der Regel rote Zahlen.
Und der Winter könnte es diesmal besonders in sich haben. "Wir versuchen den unrealistischen Optimismus von einigen unserer Wettbewerber zu vermeiden", teilte die Airline mit.
Zwar rechnet das Management für das gesamte Geschäftsjahr mit einem Anstieg der Passagierzahlen um acht Prozent auf 153 Millionen. Zudem dürften die Ticketpreise im Winter etwas höher ausfallen als ein Jahr zuvor. Allerdings hänge dies stark von Entwicklungen wie einem möglichen No-Deal-Brexit ab. Auch dürften die Treibstoffkosten im Gesamtjahr um 450 Millionen Euro steigen, und auch die übrigen Stückkosten je Sitzplatz dürften um zwei Prozent nach oben gehen.
Zudem muss sich die österreichische Airline-Tochter Lauda in einem Preiskampf behaupten. Die Verluste des Unternehmens dürften höher ausfallen als anfänglich erwartet, räumte die Führungsspitze um O'Leary ein. An dem geplanten Ausbau des Flugangebots soll die Airline aber festhalten. So nutze Lauda die Gelegenheit, zu günstigen Konditionen weitere Jets vom Typ Airbus A320 zu mieten. Manager anderer Fluggesellschaften hatten bereits beklagt, dass Lauda, easyJet und die Lufthansa-Tochter Eurowings Verluste in Kauf nähmen, um ihre Marktstellung in Deutschland auszuweiten.
Unterdessen droht der Zeitplan für Ryanairs Flottenausbau immer stärker aus dem Ruder zu laufen. Grund ist das Flugverbot für den Boeing-Mittelstreckenjet 737 Max, dessen Ende noch immer nicht absehbar ist. O'Leary rechnet inzwischen nicht mehr damit, dass Ryanair die erste Maschine des Typs vor März oder April erhält. Damit dürften der Airline zum Start der nächsten Sommerhalbjahrs allenfalls 20 Max-Flugzeuge zur Verfügung stehen. Ursprünglich hätten es 58 sein sollen, zuletzt hatte er noch mit 30 gerechnet.
Daher hat die Ryanair-Führung ihre Wachstumspläne für das eigene Geschäft deutlich gekappt. Im nächsten Sommer soll die Zahl der Fluggäste jetzt nur noch um 3 Prozent statt um 7 Prozent wachsen. Für das nächste Geschäftsjahr bis Ende März 2021 rechnet O'Leary daher nur noch mit 157 Millionen Fluggästen, 5 Millionen weniger als eigentlich angepeilt.
Die Boeing 737 Max ist das Nachfolgemodell der herkömmlichen Boeing 737 NG, aus der bisher die gesamte Ryanair-Flotte von mehr als 400 Jets besteht. Die Neuauflage soll in der von Ryanair georderte Variante Platz für vier Prozent mehr Passagiere bieten und 16 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen.
Nach den Abstürzen zweier 737-Max-Jets in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten gilt seit März allerdings ein weltweites Startverbot für den Flugzeugtyp. Wann Boeing die technischen Probleme gelöst hat und wann die Behörden wieder grünes Licht für den Flieger geben, ist bislang offen.
O'Leary rechnet damit, dass der Flugzeugtyp zumindest in den USA noch vor Weihnachten wieder abheben darf, wie er am Morgen dem Sender "Bloomberg TV" sagte. Auch Boeing-Chef Dennis Muilenburg rechnete zuletzt damit, dass eine Freigabe noch in diesem Jahr erfolgen könnte. Zuletzt gab es jedoch Spannungen zwischen Boeing und der US-Luftfahrtbehörde FAA, die den Prozess weiter bremsen könnten.
Analystenreaktionen zu Ryanair
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Ryanair nach Zahlen zum ersten Geschäftshalbjahr auf "Underweight" mit einem Kursziel von 9,60 Euro belassen. Der Billigflieger habe beim Reingewinn positiv überrascht, schrieb Analyst David Perry in einer ersten Reaktion am Montag. Die nicht treibstoffbezogenen Kosten seien geringer als erwartet ausgefallen.
Das Analysehaus RBC hat die Einstufung für Ryanair nach Zahlen auf "Outperform" mit einem Kursziel von 14 Euro belassen. Europas größter Billigflieger habe die Gewinnerwartungen im zweiten Geschäftsquartal getoppt, schrieb Analyst Damian Brewer in einer ersten Reaktion am Montag. Die Prognosen für das Gesamtjahr erschienen sehr realistisch.
Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Ryanair nach Zahlen auf "Market-Perform" mit einem Kursziel von 11,80 Euro belassen. Verglichen mit den vorsichtigen Erwartungen habe der Billigflieger im zweiten Geschäftsquartal solide abgeschnitten, schrieb Analyst Daniel Roeska in einer am Montag vorliegenden Studie.
Ryanair-Aktien gewannen am Montag in London zum Handelsschluss 10,53 Prozent auf 13,42 Euro.
/stw/mne/jha/
DUBLIN / NEW YORK (dpa-AFX)
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