EZB-Präsidentin Lagarde: Beendigung PEPP Ende März 2022 keine ausgemachte Sache
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums wird laut den aktuellen Projektionen der Europäischen Zentralbank (EZB) im ersten Quartal 2022 sein Vor-Corona-Niveau erreichen, eine Beendigung des Pandemiekaufprogramms PEPP ist nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber trotzdem keine ausgemachte Sache.
"Ich will damit nicht andeuten, dass das PEPP am 31. März endet - wir haben viel Flexibilität, aber in Bezug auf die wirtschaftlichen Aussichten bewegen wir uns in die richtige Richtung", sagte Lagarde in einem Interview der Zeitung Politico.
Der EZB-Rat hatte in der vergangenen Woche beschlossen, das PEPP bis Ende März 2022 laufen zu lassen, auf jeden Fall aber so lange, bis er die Corona-Krisen-Phase für beendet hält. Lagardes Äußerungen deuten darauf hin, dass diese Bedingung mit Erreichen des Vorkrisenniveaus beim BIP erfüllt sein könnte. "Unsere Projektion und das Design des PEPP, wie wir es haben, scheinen in die richtige Richtung zu gehen", sagte sie, fügte aber hinzu, es sei "viel zu früh, diese Fragen zu diskutieren".
Im EZB-Rat gibt es ein deutliches Übergewicht der geldpolitischen "Tauben", zu denen Lagarde selbst auch zählt. Sie würden das PEPP und seine Flexibilität beim Anleihekauf gerne möglichst lange erhalten. "Man nimmt einem Patienten die Krücken erst dann ab, wenn sich die Muskeln soweit erholt haben, dass der Patient auf seinen eigenen Beinen gehen kann", sagte Lagarde in dem Interview.
Als ein Ausweg erscheint einigen Analysten, mit Beendigung des PEPP die Käufe unter dem APP-Kaufprogramm deutlich zu erhöhen.
EZB-Strategieprüfungen mit Präsidentschaft abstimmen
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Aussage ihrer Präsidentin Christine Lagarde im Falle häufigerer Strategieprüfungen darüber nachdenken, diese mit den Amtszeiten der Präsidenten abzustimmen. "Meine persönliche Meinung ist, dass, wenn man dies alle fünf Jahre macht, es eine Zeit gibt, in der ein neuer Präsident kommt und er oder sie für die ersten fünf Jahre seiner oder ihrer Amtszeit fast festsitzt." Stattdessen könnte man es auf die Präsidentschaft abstimmen. "Auf diese Weise wird im ersten Jahr jeder Präsidentschaft mit der Umsetzung der vorherigen Strategie fortgefahren, während eine neue Überprüfung in Gang gesetzt wird", sagte sie.
Allerdings sagte Lagarde auch, sie sei nicht sicher, ob es das wirklich alle fünf Jahre gemacht werden sollte. "Wir haben uns da noch nicht festgelegt." Strategieprüfungen seien so etwas wie ein "konstitutioneller Moment", in dem über den Weg, den Anker, die Instrumente, die Beziehung der Geldpolitik mit der Fiskalpolitik, mit der Finanzstabilität, nachgedacht werde. "Es ist wirklich in gewisser Weise grundlegend, deshalb sollte man das nicht zu häufig machen müssen", sagte sie.
Zu der Frage, wann die Ergebnisse der laufenden Strategieprüfung veröffentlicht würden, sagte Lagarde: "Ob es am Ende des Sommers oder im Herbst ist, ist weniger wichtig als die Qualität der Überprüfung und der solide Konsens."
FRANKFURT (Dow Jones)
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