BMW-Aktie klettert zum Handelsende deutlich: 2021 Margenanstieg und solides Absatzplus angepeilt
BMW will das Ergebnis im laufenden Jahr deutlich steigern und die operative Rendite im Kerngeschäft mit Premiumautos auf bestenfalls 8 Prozent verbessern.
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Der Autobauer BMW geht trotz Corona-Unsicherheiten mit Zuversicht in das neue Jahr und zieht bei der Elektrostrategie das Tempo an. Vorstandschef Oliver Zipse rechnet mit mehr Schwung in den Geschäften, die Gewinne sollen deutlich zulegen, wie der DAX-Konzern am Mittwoch mitteilte. In der wichtigen Autosparte peilen die Münchener wieder eine Marge wie zuletzt vor der Krise an - gleichzeitig schärft Zipse bei den Zielen für die Elektroantriebe in diesem Jahrzehnt nach. Außerdem will er dem Konzern mit einer neuen Produktgeneration ab 2025 stärker seinen Stempel aufdrücken. Die Aktie legte deutlich zu.
BMW will vor Zinsen und Steuern in der Autosparte dieses Jahr 6 bis 8 Prozent vom Umsatz als Gewinn behalten. Vergangenes Jahr war die Marge von zuvor schon ungewohnt schwachen 4,9 auf 2,7 Prozent eingebrochen, weil im Frühjahr in Europa wochenlang kaum Autos verkauft werden konnten. In der zweiten Jahreshälfte hatte sich das Geschäft aber schon wieder deutlich gebessert, vor allem im größten Einzelmarkt China. Analysten hatten mit einer Margenprognose in dieser Größenordnung gerechnet. Eigentlich strebt BMW in der Autosparte strategisch eine Marge von 8 bis 10 Prozent an, hatte aber schon vor der Corona-Krise wegen hoher Kosten für neue Modelle und neue Technik etwas weniger veranschlagt.
"Wir sind mit hoher Dynamik in das neue Jahr gestartet und wollen schnellstmöglich wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen - und darüber hinausgehen", sagte Zipse. Im Januar und Februar zusammengenommen lag der Absatz weltweit rund ein Viertel über dem Vorjahreswert. Vergangenes Jahr hatte der Covid-Ausbruch in China aber bereits für deutliche Schrammen in den ersten beiden Monaten gesorgt.
"2021 steht für uns im Zeichen des Wachstums. Gleichzeitig sind wir darauf vorbereitet, flexibel zu reagieren", sagte Finanzchef Nicolas Peter. Der Manager sah zwar auch einige Wolken am Himmel neben Corona - so zum Beispiel die weitere Entwicklung rund um die Chipknappheit in der Branche. Bisher habe aber deswegen keinen Tag die Produktion gestanden, sagte Peter. Und er rechnet auch weiter damit, dass BMW keine allzu großen Probleme bekommen dürfte.
Die BMW-Aktien legten am Mittwoch in der DAX-Spitzengruppe um 6,16 Prozent auf 85,46 Euro zu, nur die seit Tagen stark laufende VW-Vorzugsaktie war stärker. Auch BMW könne das Tempo erhöhen, kommentierte Jefferies-Analyst Philippe Houchois unter anderem im Hinblick auf einen früheren Start des sportlichen Batterieautos i4, von dem sich BMW auch einen stärkeren Stand im Wettbewerb mit dem US-Elektropionier Tesla verspricht. Goldman Sachs-Experte George Galliers kalkulierte bei der Margenprognose zwar zuvor mit etwas weniger - gewichtige Investoren hätten aber wohl mit der nun angepeilten Größenordnung bereits gerechnet.
Geschäftszahlen für 2020 hatte BMW bereits vergangene Woche vorgelegt. Seit Anfang November hat die Aktie wie auch andere im Sektor deutlich zugelegt und rund 45 Prozent gewonnen. Allerdings hat die Volkswagen-Vorzugsaktie seitdem wegen anziehender Fantasie rund um die Elektrooffensive der Wolfsburger rund 80 Prozent gewonnen, Erzrivale Daimler auch dank seiner geplanten Aufspaltung rund 60 Prozent.
Zipse will nun auch stärker ins Rampenlicht rücken, was BMW in Sachen Elektromobilität über das kommende Jahrzehnt vor hat. Investoren honorieren in jüngster Zeit auch wegen des Höhenflugs der Tesla-Aktie Elektroambitionen von Autokonzernen stärker. Bereits am Vortag wurde bekannt, dass der BMW-Chef im Jahr 2030 beim weltweiten Absatz nun mit mindestens 50 Prozent Anteil von vollelektrischen Modellen rechnet.
Dieses Jahr bringt BMW mehrere reine Batterieautos auf den hiesigen Markt, neben dem i4 auch den vollelektrischen SUV iX3 und später auch das noch größere Technologieflaggschiff iX, ebenfalls ein Stadtgeländewagen. 2023 will BMW in 90 Prozent seiner heutigen Marktsegmente mit einem rein elektrischen Modell vertreten sein. "Wir gehen mit unserem vollelektrischen Angebot bewusst in die Breite und bleiben nicht in der Nische", sagte Zipse. Ab 2025 soll dann eine ganzheitliche neue Produktausrichtung das Wachstum auch im Zeitalter von Elektro, Vernetzung und autonomem Fahren sichern. Zipse will damit dem Konzern einen neuen Impuls vor allem für die Jahre nach 2030 geben, wie er sagte.
Der seit anderthalb Jahren amtierende BMW-Chef hatte für die zweite Hälfte des Jahrzehnts bereits eine zuvorderst auf Elektroantriebe, Digitalisierung und Nachhaltigkeit ausgerichtete neue technische Architektur angekündigt. Ein konkretes Ausstiegsdatum aus dem Geschäft mit Verbrennern scheuen die Münchener aber ebenso wie die Konkurrenz aus Wolfsburg und Stuttgart. Zu unterschiedlich seien die regionalen Entwicklungen in den kommenden Jahren. BMW sei aber auch gewappnet, falls sich reine Elektroantriebe überall durchsetzen sollten, kündigte Zipse an. "Wenn eines Tages die Kunden diese Fahrzeuge nicht mehr wollen, dann hören wir auf damit", sagte er über Verbrennermodelle.
"Für die kommenden Jahre haben wir einen klaren Fahrplan, um die Transformation unserer Branche zu einem echten Wettbewerbsvorteil für BMW zu machen", sagte Zipse. Auch dank nochmal deutlich erhöhter staatlicher Förderung zog die Nachfrage nach den Strom- und Hybridautos schon 2020 spürbar an. Die Autohersteller hatten nicht zuletzt wegen schärferer EU-Abgasvorschriften beim klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) auch ihr Angebot ausgeweitet.
BMW rechnet dieses Jahr insgesamt mit einem Absatz von Autos, der um 5 bis 10 Prozent über dem Vorjahreswert von 2,3 Millionen Fahrzeugen liegt. Das Konzernergebnis vor Steuern soll "deutlich" zulegen - also um mindestens 10 Prozent. Vergangenes Jahr war es um ein gutes Viertel auf 5,2 Milliarden Euro gesunken. Im Autogeschäft rechnet Finanzchef Peter mit einem Zufluss freier Mittel (Free Cashflow) von über 4 Milliarden Euro nach 3,4 Milliarden im Vorjahr.
BMW will weiter sparen und die Mitarbeiterzahl um bis zu 5 Prozent senken. Dazu setzt das Unternehmen weiter auf die laufenden Programme zur Frühverrentung und besetzt einige freiwerdende Stellen nicht nach. Bereits 2020 fiel die Mitarbeiterzahl um gut 5000 auf 120 726. Fünf Prozent weniger würden dieses Jahr damit einen Wegfall von bis zu weiteren 6000 Stellen bedeuten. Daneben soll bis 2025 die Hälfte der Antriebsvarianten wegfallen.
In die eigene Fertigung von Batteriezellen will BMW im Gegensatz zu Volkswagen nicht einsteigen. Das Batteriezellgeschäft sei im nächsten Jahrzehnt zwar das Geschäft mit dem vermutlich höchsten Potenzial, sagte Entwicklungschef Frank Weber. Zum jetzigen Zeitpunkt halte es BMW aber für eindeutig falsch, sich auf eine bestimmte Batterietechnologie festzulegen. "Unser Ziel ist nicht nur die grünste Zelle zu haben, sondern auch die performanteste Zelle", sagte Weber. Der Konzern habe entsprechende Batterievolumen in Europa, China und Korea eingekauft und sei für den Zeitraum bis 2030 gut aufgestellt.
FRANKFURT / MÜNCHEN (Dow Jones / dpa-AFX)
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