IW: BIP wird 2020 wohl weniger deutlich sinken als befürchtet - 2021 Anstieg um knapp 4,5%
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet in diesem Jahr einen weniger starken Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) als noch im Mai prognostiziert.
In ihrer neuen Konjunkturprognose sagen die Kölner Ökonomen für 2020 eine BIP-Schrumpfung um knapp 6,25 Prozent voraus - nach Ende Mai erwarteten minus 9,0 Prozent. Für 2021 rechnen die Wissenschaftler mit einem Zuwachs von knapp 4,5 Prozent - vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem erneuten Lockdown. Hier hatten sie im Mai ein Plus von 8,0 Prozent vorhergesagt.
"Die Corona-Pandemie hat der deutschen Wirtschaft stark zugesetzt", erklärten die Ökonomen des arbeitgebernahen Wirtschaftsforschungsinstituts. Während der Sommermonate zeichne sich "eine erste Erholung ab". Der private Konsum liegt in diesem Jahr nach der Prognose um rund 6,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. "Voraussichtlich werden viele Bundesbürger größere Anschaffungen, die sie eigentlich erst für 2021 geplant haben, vorziehen, um die Mehrwertsteuersenkung zu nutzen", sagte IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Das werde zwar zu einem kleinen Einbruch im ersten Quartal 2021 führen. Im Jahresverlauf wachse der Konsum dann aber um knapp 4 Prozent.
Die Investitionen seien in diesem Jahr um fast 20 Prozent geschrumpft. Stabilisiere sich die Weltwirtschaft weiter, sei aber auch hier Erholung in Sicht. Die IW-Konjunkturexperten rechnen für 2021 mit einem Zuwachs von rund 12,5 Prozent. Die Pandemie habe die Weltwirtschaft und damit auch den deutschen Außenhandel stark beeinträchtigt, die Exporte liegen laut der Prognose im Jahresschnitt rund 13,75 Prozent unter Vorjahr. 2021 sollen sie aber um rund 9,5 Prozent wachsen. Die Importe sinken demnach dieses Jahr um rund 9,75 Prozent und steigen kommendes um rund 9,5 Prozent.
Die Pandemie treffe "den deutschen Arbeitsmarkt mit deutlich mehr Wucht als die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009", erklärte das IW. Zwar sorge die Kurzarbeit dafür, dass Unternehmen nicht allzu viele Mitarbeiter entlassen müssten, insgesamt gebe es in diesem Jahr aber etwa 500.000 Arbeitslose mehr als im Vorjahr. "Glücklicherweise hat die Wirtschaft im Sommer dank niedriger Corona-Fallzahlen wieder aufholen können", sagte IW-Direktor Michael Hüther. "Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werden wir zum Jahreswechsel 2021/2022 das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben."
KÖLN/BERLIN (Dow Jones
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