Normalisierung der Nachfrage

Sartorius-Aktie bricht zweistellig ein: Sartorius macht weniger Umsatz und Gewinn als erwartet

20.04.23 17:45 Uhr

Sartorius-Aktie bricht zweistellig ein: Sartorius macht weniger Umsatz und Gewinn als erwartet | finanzen.net

Der Labor- und Pharmaausrüster Sartorius hat im ersten Quartal 2023 einen stärkeren Rückgang bei Umsatz und Ergebnis verzeichnet als am Markt erwartet.

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Nachdem das coronabezogene Geschäft und ein Lagerbestandsaufbau bei Kunden in den Vorjahren das Wachstum verstärkten, setzte sich die Normalisierung der Nachfrage zu Jahresbeginn erwartungsgemäß fort. Die Jahresprognose bestätigte der im TecDAX und DAX notierte Konzern. Die Unsicherheiten aufgrund der globalen politischen und wirtschaftlichen Situation seien weiter hoch.

"Starke Nachfrageschwankungen stellen immer eine besondere Herausforderung dar, vor diesem Hintergrund sind wir mit dem Start in das Jahr 2023 zufrieden", sagte Vorstandschef Joachim Kreuzburg laut der Mitteilung. "Im Rahmen unseres fokussierten Kostenmanagements haben wir die kurzfristigen Kapazitäten der aktuellen Nachfrage angepasst, und wir gehen weiter davon aus, dass die Normalisierungseffekte im zweiten Halbjahr keine wesentliche Rolle mehr spielen werden."

Der Konzernumsatz ging im Zeitraum Januar bis März um 11,9 Prozent auf 903 Millionen Euro zurück. Darin enthalten ist ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen von rund 1 Prozentpunkt. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts lag der Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives EBITDA) sank um 22,1 Prozent auf 272 Millionen Euro. Daraus ergab sich eine operative EBITDA-Marge von 30,1 Prozent nach 34,1 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Den Konzerngewinn steigerte Sartorius erreichte 116 Millionen Euro, nach 167 Millionen im Vorjahreszeitraum. Je Vorzugsaktie verdiente Sartorius 1,70 Euro, nach 2,45 Euro. Der Auftragseingang lag mit 765 Millionen Euro um fast ein Drittel unter dem Vorjahresquartal.

Analysten hatten im Konsens mit einem Umsatz von 1,06 Milliarden Euro, einem bereinigten EBITDA von 354 Millionen Euro und einem Nettogewinn von 168 Millionen Euro gerechnet.

Im laufenden Jahr erwartet die Sartorius AG weiterhin ein Umsatzwachstum im unteren einstelligen Prozentbereich, ohne Corona-Geschäft soll das Wachstum im oberen einstelligen Bereich liegen. Die operative EBITDA-Marge soll in etwa das Vorjahresniveau erreichen.

So reagiert die Sartorius-Aktie

Sartorius hat am Donnerstag die Anleger mit einem schwachen ersten Quartal in die Flucht geschlagen. Die im deutschen Leitindex DAX notierten Vorzugsaktien des Labor- und Pharmaausrüsters brachen in der Spitze um knapp 13 Prozent ein. Damit sind die im bisherigen Jahresverlauf 2023 verbuchten Gewinne komplett dahin.

Zum Handelsende stand noch ein Minus von 10,72 Prozent auf 344,90 Euro zu Buche. Damit war Sartorius der mit Abstand schwächste Wert im DAX.

Sartorius habe bei allen Kennziffern die Erwartungen erheblich verfehlt, sagte ein Händler. Der währungsbereinigt um fast ein Drittel eingebrochene Auftragseingang sei schockierend. Analysten hätten zwar ein schwächeres erstes Quartal auf der Rechnung gehabt, so der Börsianer, aber nicht in diesem Ausmaß.

Der Konzern war im ersten Jahresviertel deutlich hinter seinen Vorjahreswerten geblieben. Weil die Kunden ihre Lagerbestände abbauten und das Coronageschäft mittlerweile kaum noch einen Beitrag leistet, ging der Umsatz zurück. Zudem sorgten höhere Kosten für eine schwächere Profitabilität.

Der überraschend schwache Jahresauftakt und der unerwartet träge Auftragseingang der Sparte Bioprocess Solutions (BPS) sorgten für Unsicherheit mit Blick auf den Geschäftsverlauf im Jahr 2023, schrieb Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan. Daran ändere auch die Bestätigung der Jahresziele nichts. In dem Bereich bietet der Konzern auch Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika sowie Impfstoffen an. Dies macht den Großteil des Sartorius-Geschäfts aus.

Etwas zuversichtlicher äußerte sich der Experte Michael Heider vom Analysehaus Warburg Research. Das erste Quartal sollte hinsichtlich des sinkenden Auftragseingangs die Talsohle markiert haben. Der Experte verwies auf die sehr starken Fundamentaldaten der Branche und die hervorragende Marktpositionierung von Sartorius.

Mit dem Kursrutsch sind die in den ersten Wochen des Jahres eingefahrenen Gewinne mittlerweile dahin. Von den einstigen Höchstständen über 600 Euro gegen Ende 2021, als die Corona-Pandemie bei dem Unternehmen für eine Sonderkonjunktur gesorgt hatte, haben sich die Aktien weit entfernt. Anleger, die seitdem investiert sind, müssen einen Abschlag von rund 44 Prozent hinnehmen.

Auch das Chartbild hat sich mit dem Rückschlag am Donnerstag deutlich eingetrübt. Mittlerweile notiert der Kurs deutlich unter den wichtigsten Durchschnittslinien, welche die kurz-, mittel- und langfristigen Trends beschreiben.

FRANKFURT (Dow Jones) / FRANKFURT (dpa-AFX Broker)

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