NN IP-Kolumne

Argentinien hat die Kehrtwende geschafft

24.04.17 10:14 Uhr

Argentinien hat die Kehrtwende geschafft | finanzen.net

Argentinien hat vier Jahre mit schwachem Wirtschaftswachstum hinter sich, die Inflation war außer Kontrolle, da die Regierung hohe Haushaltsdefizite mit der Gelddruckmaschine finanzierte

• Präsident Macri hat jedoch die Kehrwende eingeleitet - er hat Schlüsselfunktionen mit erfahrenen Technokraten besetzt und verfolgt einen behutsamen Wandel
• Dieses Jahr dürften öffentliche Infrastrukturinvestitionen deutlich steigen und das Interesse ausländischer Investoren an Beteiligungen im Energie-, Agrar- und Bausektor zunehmen
• Die leicht positiven Wachstumszahlen bei den Reallöhnen verheißen Gutes für einen Konsumanstieg

Aus wirtschaftlicher Sicht könnte die Lage Argentiniens kaum schlechter sein. Aber rund eineinhalb Jahre nach dem Amtsantritt von Präsident Mauricio Macri, findet allmählich ein gewaltiger Wandel statt. Macri kann als der erste nicht-populistische Präsident Argentiniens seit den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bezeichnet werden. Technokraten besetzen Schlüsselrollen in allen wichtigen Ministerien und in der Zentralbank. Nur einige Monate nach Amtseinführung hatte die neue Regierung bereits die Barrieren im Devisenhandel beseitigt, die verzerrendsten Steuern abgeschafft oder gesenkt und den langjährigen Konflikt mit ausländischen Gläubigern beigelegt.

Macri würdigt auch die Sozialkosten von Reformen, was in einem lateinamerikanischen Kontext sicher nicht selbstverständlich ist. Das erklärt die sorgfältigen Versuche, die Löcher im Haushalt zu stopfen. Statt einer Schocktherapie schlägt der Präsident einen langsameren Weg in Richtung Wandel ein. Staatliche Zuschüsse für die Menschen im Land werden reduziert, aber nur schrittweise und mit Ausgleichsleistungen für die niedrigsten Einkommensgruppen. Das hat bislang soziale Unruhen im Land verhindert.

Der Nachteil dieses vorsichtigen Ansatzes ist, dass das Haushaltsdefizit kaum geschrumpft ist. Auf Jahresbasis besteht immer noch eine Lücke von 6 Prozent, die finanziert werden muss. Da der argentinische Kapitalmarkt wenig Spielraum bietet - wichtige Reformen in diesem Bereich müssen noch vom Kongress bewilligt werden -, hängt die Finanzierung weitgehend von ausländischen Kapitalflüssen ab. Die hohen Zinsen des Landes ziehen viele ausländische Investoren an, so dass es nicht schwierig ist, Anleihen zu emittieren. Das erhöht jedoch den Zufluss von Hartwährungen in das Land, und der aktuell starke Peso hat einen negativen Einfluss auf den inländischen Konsum und Investitionen.

Das ist Macris Hauptsorge. Das Wirtschaftswachstum zieht zwar leicht an, bleibt aber schwach. Für einen schnelleren Rückgang des Haushaltsdefizits ist es zu niedrig. Da die Gelddruckmaschine nur schrittweise heruntergefahren wird, ist die Inflation außerdem nach wie vor hoch. Folglich können die Zinsen nur langsam sinken, und das Investitionswachstum legt kaum zu. Dennoch bewegt sich das Land eindeutig in die richtige Richtung. Dieses Jahr werden die öffentlichen Infrastrukturinvestitionen sowie der Konjunkturoptimismus in Argentinien unserer Ansicht nach deutlich steigen. Außerdem wird das Interesse ausländischer Investoren an einer Beteiligung im Energie-, Agrar- und Bausektor unseres Erachtens zunehmen. Darüber hinaus verheißen leicht positive Wachstumszahlen bei den Reallöhnen Gutes für einen Konsumanstieg. Insgesamt wird die Wirtschaft dieses Jahr voraussichtlich rund 3 Prozent wachsen. Es gibt auch andere Schwellenländer mit einer positiven Reformdynamik: Brasilien, Indien und Indonesien sind hier Beispiele. Argentinien hat jedoch sowohl in der Wirtschaft als auch hinsichtlich des Aktienmarkts eindeutig mehr Luft nach oben. Der Reformkurs mag vielleicht behutsam sein, aber die Kehrtwende ist vollzogen.

Maarten-Jan Bakkum, Senior Strategist, Emerging Markets bei NN Investment Partners

Rechtliche Hinweise:

Diese Publikation dient allein Informationszwecken. Sie stellt keine Anlage-, Steuer- oder Rechtsberatung dar. Insbesondere handelt es sich hierbei weder um ein Angebot oder einen Prospekt noch eine Aufforderung zum Erwerb oder Verkauf von Wertpapieren, zur Abgabe eines Angebots oder zur Teilnahme an einer bestimmten Handelsstrategie. Dieses Dokument ist nur für professionelle Anleger im Sinne der MiFID-Richtlinie bestimmt. Obwohl die hierin enthaltenen Informationen mit großer Sorgfalt zusammengestellt wurden, übernehmen wir keine - weder ausdrückliche noch stillschweigende - Gewähr für deren Richtigkeit oder Vollständigkeit. Wir behalten uns das Recht vor, die hierin enthaltenen Informationen jederzeit und unangekündigt zu ändern oder zu aktualisieren. Eine direkte oder indirekte Haftung der NN Investment Partners B.V., NN Investment Partners Holdings N.V. oder anderer zur NN-Gruppe gehörender Gesellschaften sowie deren Organe und Mitarbeiter für die in dieser Publikation enthaltenen Informationen und/oder Empfehlungen ist ausgeschlossen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind nicht als Anlageberatung oder -leistungen zu verstehen. Falls Sie Anlageleistungen wünschen, setzen Sie sich bitte mit unserer Geschäftsstelle in Verbindung. Sie nutzen die hierin enthaltenen Informationen auf eigene Gefahr. Investitionen sind mit Risiken verbunden. Bitte beachten Sie, dass der Wert der Anlage steigen oder sinken kann und die Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Gewähr für die zukünftige Wertentwicklung bietet. Diese Publikation und die darin enthaltenen Informationen dürfen ohne unsere schriftliche Genehmigung weder kopiert, vervielfältigt, verbreitet noch Dritten in sonstiger Weise zugänglich gemacht werden. Diese Publikation ist kein Angebot für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren und richtet sich nicht an Personen in Ländern, in denen die Verbreitung solcher Materialien rechtlich verboten ist. Für alle Ansprüche im Zusammenhang mit diesem Haftungsausschluss ist niederländisches Recht maßgeblich.

Deutschland: NN Investment Partners B.V. German Branch, Westhafenplatz 1, 60327 Frankfurt am Main, www.nnip.com.
Kontakt: christian.kronberger@nnip.com, Tel. + 49 69 50 95 49-15

Schweiz: NN Investment Partners (Switzerland) Ltd., Schneckenmannstrasse 25, 8044 Zürich, Switzerland, www.nnip.com,
Kontakt: switzerland@nnip.com, Tel. +41 58 252 55 50

Österreich: NN Investment Partners - Vienna Branch, Ungargasse 64-66/3/305, A-1030 Wien,
Kontakt: info@nnip.com, Tel. +39 02 89 629 22 22

Über NN Investment Partners

NN Investment Partners (NN IP) ist der Asset Manager der NN Group N.V., einer an der Börse (Euronext Amsterdam) gehandelten Aktiengesellschaft. NN IP hat seinen Hauptsitz in Den Haag in den Niederlanden und verwaltet weltweit rund 195 Milliarden* EURO (205 Mrd.* USD) Assets under Management für institutionelle Kunden und Privatanleger. NN IP beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter und ist in 15 Ländern in Europa, USA, Lateinamerika, Asien und dem Nahen Osten vertreten.

*Stand: Q4 2016, 31. Dezember 2016

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.nnip.com und www.nn-group.com

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: atm2003 / Shutterstock.com