Gibt es bald einen Deal im Handelsstreit? Jamie Dimon ist anderer Meinung
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China scheint sich immer weiterzuziehen. Viele Beobachter sind derzeit positiv gestimmt, dass er bald beigelegt werden könnte. Jamie Dimon ist da anderer Meinung: Vor 2020 wird es laut ihm keine Einigung geben.
• China wartet Präsidentschaftswahlen 2020 ab
• Fairer, wechselseitiger Deal nötig
• USA stärker als China
Das erklärte der CEO von der US-Großbank JPMorgan jüngst in einer Diskussion auf dem Bloomberg Global Business Forum. Er geht davon aus, dass die Volksrepublik China mit einer Einigung im Handelskonflikt so lange warten wird, bis die US-Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr gelaufen sein wird. Zwar erläutert er diese Annahme nicht weiter, es ist jedoch wahrscheinlich, dass er davon ausgeht, dass China auf einen demokratischen Präsident hofft, mit dem die Einigung eventuell einfacher sein und für China positiver ausfallen könnte.
"Sie sollten den Handel ernster nehmen"
"Ich erwarte nicht, dass es [ein Handelsdeal, Anm. d. Red.] vor den Wahlen passieren wird, wenn ich ehrlich bin", äußerte Dimon. "Aber ich hoffe, dass wir uns auf einen fairen Deal einigen können." Mit seiner Aussage zeigt sich der Chef von JPMorgan recht negativ gegenüber einer baldigen Einigung. Zudem positioniert er sich negativ gegenüber China. Die Volksrepublik agiere seiner Ansicht nach nicht fair.
"Fair bedeutet auch eine Wechselseitigkeit. Der Handel war zwar nie ganz wechselseitig, aber ging in diese Richtung, und zwar so, dass es gut für alle war", führt er seine Gedanken weiter aus. Die Volksrepublik nehme den Handelskonflikt und einen möglichen Deal nicht ernst genug: "Sie sollten den Handel ernster nehmen, als sie es bisher tun."
USA besser positioniert als China
Dimon erklärt außerdem, dass sich die USA seiner Meinung nach in einer deutlichen stärkeren Position als China befänden. "Die Leute sollten China ein bisschen anders betrachten, das sage ich aus Gründen des Respekts", fügt er hinzu.
Die Volksrepublik habe "nicht genug Essen, Wasser und Energie". Zudem seien die Nachbarländer - Nord- und Südkorea, Japan, Indonesien, Vietnam, Pakistan, Indien und Russland - "ziemlich kompliziert", da hätten es die Vereinigten Staaten mit ihren Nachbarländern einfacher.
BIP pro Kopf in den USA höher als in China
Dimon geht auch auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ein, das in China bei 10.000 US-Dollar liege - laut Schätzungen der IWF lag das BIP pro Kopf 2017 in China bei knappen 9.000 US-Dollar, das in den USA bei knappen 60.000 US-Dollar. China habe "500 Millionen Menschen, die in Armut leben", so Dimon.
"Selbst wenn wir in den nächsten 30 Jahren einen beschissenen Job in diesem Land machen, wird unser BIP pro Kopf in 30 Jahren immer noch dreimal so hoch sein", meint Dimon. Mit seinen Aussagen positioniert sich der Wirtschaftsmanager klar gegen China und geht nicht auf das schnelle Wirtschaftswachstum und die Innovationen aus der Volksrepublik ein, die selbst den USA gefährlich werden könnten. Ob dies der richtige Umgang mit der Thematik ist, sei dahingestellt. Fakt ist: Von einem schnellen und fairen Handelsdeal würden sowohl die USA als auch China profitieren.
Redaktion finanzen.net
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