Fed-Bazooka verpufft: Darf die US-Notenbank jetzt Aktien kaufen?
Die Anleger an den Märkten zeigen sich weiter stark verunsichert. Die US-Notenbank lotet alle Optionen aus, um den Marktverwerfungen entgegen zu treten. Auch den Kauf von Aktien?
• Fed mit unbegrenzten Anleihekäufen
• Auch Aktienkäufe halten Experten für denkbar
• Wie wahrscheinlich ist ein Fed-Einstieg in den ETF-Markt?
Die US-Notenbank will mit unbegrenzten Anleihekäufen aktiv werden, um die wirtschaftlichen Folgen der Wirtschaftskrise infolge der Corona-Pandemie abzumildern. Sowohl Staatsanleihen als auch bestimmte mit Hypotheken besicherte Wertpapiere sollen erworben werden, "soweit dies für das ordnungsgemäße Funktionieren von Finanzmärkten und Geldpolitik erforderlich" sei, so die Währungshüter. Einen deutlichen Rebound gab es infolge der von der Fed abgefeuerten Bazooka aber nicht - die Unsicherheit an den Finanzmärkten bleibt weiterhin hoch, die Schwankungen bleiben groß.
Optionen der Fed
Welche Interventionsmöglichkeiten hat die US-Notenbank angesichts der Krise derzeit noch? Für den Kauf von Aktien fehlt ihr die Berechtigung. Doch immer mehr Marktbeobachter gehen davon aus, dass dieser Schritt für die Federal Reserve durchaus denkbar wäre - dann nämlich, wenn in absehbarer Zeit keine Marktberuhigung eintritt und die Wirtschaft infolge der Maßnahmen, mit denen die Ausbreitung des Corona-Virus eingedämmt werden soll, noch deutlicher belastet wird und dies auch weiter auf die Finanzmärkte durchschlägt.
Ein Eintritt der Fed in den Börsenmarkt würde vor allem eins schaffen: Vertrauen bei den Anlegern. Denn die Währungshüter haben die Lizenz zum Gelddrucken, eine direkte Beteiligung der Fed an Unternehmen würden deren Überleben zumindest wahrscheinlicher machen.
Der Chef der Bostoner Fed, Eric Rosengren, hat einen solchen möglichen Schritt der Währungshüter zumindest schon einmal ins Gespräch gebracht: "Wir sollten der Notenbank erlauben, ein breiteres Spektrum an Wertpapieren oder Vermögenswerten zu kaufen", erklärte er Anfang März im Rahmen einer Sitzung des Shadow Open Market Committees.
Und auch Ökonomen halten es durchaus für möglich, dass die Federal Reserve bei weiteren Marktverwerfungen diese Grenze überschreiten und direkt Aktien kaufen könnte. Quincy Krosby, Chef-Marktstrategin bei Prudential Financial, hält einen solchen Schritt angesichts der sich immer wieder verändernden Marktbedingungen für zumindest nicht ausgeschlossen: "Nichts kommt mehr nicht in Frage. Die Frage ist, wird es gebraucht? Hat die Fed genug getan, um die Märkte zu stabilisieren, um Stress abzubauen, damit die Märkte normal und ordnungsgemäß funktionieren können?", zitiert CNBC die Expertin. Jetzt lägen Optionen auf dem Tisch, über die man vor sechs Wochen noch nicht mal nachgedacht hätte.
Vorbild Japan: Kauft die Fed ETFs?
Statt direkt Aktien strauchelnder Unternehmen zu erwerben, scheint es allerdings viel wahrscheinlicher, dass die Fed börsengehandelte Indexfonds kauft. Einen entsprechenden Schritt zur Stützung der Finanzmärkte hatte zuvor bereits die japanische Zentralbank unternommen und auf diesem Weg rund eine Milliarde US-Dollar in die Märkte gepumpt.
Auch für die US-Notenbank wären passive Investments wie ETFs wahrscheinlich die erste Wahl. So könnten die Währungshüter vermeiden, Einzelinvestments zu tätigen, für die man sich möglicherweise rechtfertigen müsste und könnten stattdessen an der Entwicklung kompletter Börsenbarometer wie S&P 500 oder Dow Jones Industrial teilhaben.
Einen Einstieg der Fed in den ETF-Markt hält auch Vincent Reinhart, Chefökonom und Makro-Stratege bei BNY Mellon Asset Management, für realistisch: "Andere Zentralbanken haben es geschafft. Dies ist der ETF-Weg, den die Bank of Japan eingeschlagen hat. Ich würde nicht ausschließen, dass sie [die Fed] in Aktien investiert", erklärt der Marktexperte gegenüber CNBC.
Was zuvor passieren muss
Zum jetzigen Zeitpunkt fehlt der Federal Reserve aber die Berechtigung, am Aktienmarkt aktiv zu werden. Um einen derartigen Vorstoß zu unternehmen, bedarf es zunächst der Zustimmung des Kongresses, denn die Fed würde ihre derzeitigen Befugnisse damit deutlich ausweiten.
Doch davon unabhängig glauben Experten auch, dass es den Aktienmärkten noch deutlich schlimmer ergehen müsste, bis die Fed auf diese Weise eingreift. Halten die Verwerfungen aber an und vernichtet die Panik der Anleger weiterhin Marktkapitalisierung in enormer Höhe, werden die Währungshüter Alternativwege einschlagen müssen. "Wir haben bereits gesehen, dass die Fed gezeigt hat, dass sie bereit und in der Lage ist, alles zu tun, um sicherzustellen, dass sich die Märkte effizient öffnen. Sie unternehmen alle möglichen Schritte ", so Lindsey Bell, Chief Investment Strategist bei Ally Invest, bei CNBC. "Das wäre Neuland für die Fed, aber vor Neuland haben sie keine Angst".
Redaktion finanzen.net
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