Lufthansa-Aktie: Wie Lufthansa-Chef Spohr die Krise zur Expansion nutzt
Die Luftfahrtindustrie muss sich nach der Pandemie neu sortieren. Der MDAX-Konzern Lufthansa will dabei eine aktive Rolle spielen. Jetzt sucht die Alitalia-Nachfolgerin ITA einen Partner, und die Kranich-Linie steht bereit.
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von Ralf Witzler, Euro am Sonntag
In der Vergangenheit hat die Lufthansa immer wieder deutliches Interesse am italienischen Markt bekundet. Jetzt scheint sich die Gelegenheit zu bieten, bei der ITA, Nachfolgerin der insolventen Alitalia, einzusteigen. Denn die Italiener suchen Anschluss an eine der großen Fluglinien und scheinen zumindest eine gewisse Präferenz für den deutschen Konzern zu haben.
In der Diskussion ist aktuell eine Übernahme der ITA durch die Container- und Kreuzfahrt-Reederei MSC (Mediterranean Shipping Company), die selbst italienische Wurzeln hat, gemeinsam mit der Lufthansa.
Ob das so kommen wird und wenn ja, wie genau, ist noch unklar. MSC und Lufthansa wollen sich 90 Arbeitstage Zeit nehmen, um mit der ITA über das weitere Vorgehen zu verhandeln. Bislang hat MSC die Absicht erklärt, die ITA mehrheitlich zu übernehmen, die Lufthansa solle als kommerzieller Partner beteiligt sein.
Ein Sprecher der Airline sagte, der Konzern prüfe das Angebot, aber auch weitere Optionen. Darunter könnte ein Einstieg bei den Italienern mit eigenem Kapital zählen. Erst vor wenigen Tagen wurde zunächst von italienischen Medien berichtet, die Lufthansa habe angeboten, sich mit bis zu 40 Prozent an der ITA zu beteiligen.
Sehnsuchtsort Italien
Der italienische Markt ist vor allem wegen der vielen touristischen Reisen für die deutsche Fluglinie der wichtigste Auslandsmarkt nach den Vereinigten Staaten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat, wie sein Vorgänger Wolfgang Mayrhuber, wiederholt Interesse bekundet, eine noch stärkere Rolle in Italien spielen zu wollen.
Die Sehnsucht der deutschen Fluggesellschaft scheint jedenfalls auf Gegenliebe zu stoßen. Der Verwaltungsratspräsident der ITA, Alfredo Altavilla, hatte vor Kurzem im "Handelsblatt" gesagt, die noch zu 100 Prozent in der Hand des italienischen Staats befindliche Fluggesellschaft sei auf Partnersuche. Es sei falsch, eigenständig zu bleiben. Der Lufthansa sei es in den vergangenen Jahren gelungen, andere kleinere Airlines wie Swiss oder Brussels mit großem Erfolg zu integrieren.
Mit einem Einstieg bei der italienischen Fluggesellschaft würde Spohr nicht nur die Position der Lufthansa in Italien stärken, sondern auch die Konkurrenz fernhalten. Der zweitgrößten Fluglinie in Europa, Air France-KLM, wird ebenso Interesse an ITA nachgesagt, auch der US-amerikanischen Delta Airlines.
Interessanter als zuvor
Die ITA war erst Mitte Oktober 2021 als Nachfolgerin von Alitalia gestartet, nachdem die italienische Traditionsfluggesellschaft wegen jahrelanger Verluste nicht mehr zukunftsfähig war. Nach dem Umbau ist die Fluggesellschaft nachhaltiger aufgestellt und für einen Einstieg interessanter geworden. Einige der Alitalia-Altlasten wurden von der ITA nicht übernommen. Auch die Zahl der Mitarbeiter wurde von 11.000 auf 2.200 reduziert. Im Dreierbündnis mit MSC könnte die Fluglinien als Zubringer zu den Kreuzfahrtschiffen der Reederei über die Langstrecke fungieren.
Die Lufthansa, die noch eine Weile die Belastungen der Pandemie spüren und deren Folgen abzuarbeiten haben wird, wäre der Einstieg bei der ITA ein Schritt aus der Krise hin zu einer neuen Marktaufteilung.
Chance: Die Lufthansa dürfte als
Europas Marktführer trotz hoher
Verschuldung von der Branchenkonsolidierung profitieren.
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