GRENKE-Aktie legt kräftig zu: GRENKE passt Geschäftsmodell an - prüft weiterhin Klage gegen Leerverkäufer Perring
Der seit Wochen mit einer Leerverkäufer-Attacke ringende Leasingspezialist GRENKE will das heftig attackierte Franchise-System beenden.
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Die 16 Franchise-Gesellschaften, die der Konzern noch nicht übernommen hat, sollen in den kommenden 12 bis 18 Monaten in den Konzern integriert werden, kündigte das Unternehmen am Donnerstag in Baden-Baden an. Damit reagiert der Leasingspezialist unter anderem auf die Vorwürfe der Investorengruppe Viceroy. Zudem soll der Vorstand erweitert werden. Das Unternehmen betonte zudem, dass die Shortseller-Attacke keine Auswirkungen auf das Geschäft hatte.
Viceroy hatte GRENKE Mitte September angegriffen. Hinter dem Shortseller steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard angelegt hatte. Viceroy wirft GRENKE unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit unlauteren Praktiken, Scheingewinnen und zu hoch ausgewiesenen Geldbeständen vor. Viceroy beschuldigt auch den Unternehmensgründer Wolfgang GRENKE selbst, sich durch Mauscheleien bereichert zu haben.
Die Corona-Krise belastete das Ergebnis des Leasingspezialisten im dritten Quartal weiter. Die Kosten für die Schadensabwicklung und Risikovorsorge stiegen im Vergleich zum Vorjahr um rund die Hälfte auf knapp 49 Millionen Euro.
Der Gewinn sank deshalb um die Hälfte auf 17,7 Millionen Euro. Das Zinsergebnis sei um 2,5 Prozent auf 96 Millionen Euro gestiegen. "GRENKE reüssiert trotz Pandemie und Shortseller-Angriff", sagte Unternehmenschefin Antje Leminsky. "Wir sind zuversichtlich, durch die breite Unterstützung von Kunden, Investoren und Mitarbeitern auch weiterhin erfolgreich zwei Wellen zeitgleich bezwingen zu können."
Wegen der coronabedingten Beschränkungen rechnet der Vorstand im vierten Quartal mit einem Neugeschäft auf ungefähr 60 Prozent des Vorjahresniveaus. "Der Konzern ist in der Lage, auf Basis eines geringeren Neugeschäftsvolumens und angemessenen Kosteneinsparungen auch in der Krise profitabel zu arbeiten", hieß es. Auf Basis der guten Liquiditätslage sowie der stabilen Anzahl von Mitarbeitern - insbesondere im Vertrieb - könne der Konzern auf mögliche Lockerungen und Normalisierungen sofort reagieren.
Unterdessen teilte GRENKE mit, dass der Vorstand erweitert wird. "Um die Compliance sowie das gesamte interne Kontrollsystem weiterzuentwickeln, installiert GRENKE einen Chief Risk Officer (CRO) auf Vorstandsebene", hieß es. Zudem werde die Verantwortung für die interne Revision der Konzernchefin Leminsky übertragen. Sebastian Hirsch, im Vorstand bereits verantwortlich für die Bereiche Controlling, M&A, Treasury, Recht, Steuern und Investor Relations, sei mit sofortiger Wirkung zum Finanzvorstand ernannt worden.
Um die Franchise-Gesellschaften in den nächsten 18 Monaten übernehmen zu können, will der Vorstand zügig Gespräche mit den bisherigen Eigentümern dieser Gesellschaften aufnehmen. GRENKE forcierte die internationale Expansion unter anderem über diese Franchise-Unternehmen, an denen die geschäftsführenden Gesellschafter mit einer substanziellen Minderheitsbeteiligung beteiligt sind. Die Kapitalmehrheit liegt bei verschiedenen Finanzinvestoren, darunter die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH (CTP).
Der indirekte Eigentümer der CTP, Unternehmensgründer Wolfgang GRENKE, hatte bereits im September angeboten, seine Beteiligungen an den Franchise-Unternehmen an GRENKE zu veräußern. Gleiches gelte für die Garuna AG, die ebenso Anteile hält. Etwaige Transaktionen in diesem Zusammenhang sollen auf Basis unabhängiger Wertgutachten erfolgen. "Der Konzern plant, den Erwerb der Anteile von allen Finanzinvestoren in den nächsten 12 bis 18 Monaten schrittweise zu vollziehen."
GRENKE prüft weiterhin Klage gegen Leerverkäufer Perring
Der Leasingkonzern GRENKE denkt weiterhin über eine Klage gegen den Leerverkäufer Fraser Perring nach.
Der Vorstand prüfe dies nach wie vor, es stehe aber derzeit nicht im Zentrum, sagte Firmenchefin Antje Leminsky in einer Telefonkonferenz am Donnerstag. GRENKE wolle sich auf sein Geschäft konzentrieren.
Das macht die GRENKE-Aktie
Nach der Ankündigung der Integration der Franchise-Gesellschaften, der Vorstandserweiterung und den Zahlen für das dritte Quartal zog der Aktienkurs via XETRA letztlich 8,83 Prozent an auf 34,00 Euro. Trotz des Anstiegs am Donnerstag liegt er weiter rund 40 Prozent unter dem Niveau vor der Attacke von Viceroy. Damit sank der Börsenwert seitdem um knapp 1,1 Milliarden auf 1,5 Milliarden Euro.
Da der GRENKE-Kurs bereits vor der Attacke unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten hatte, summieren sich die Verluste in diesem Jahr auf 64 Prozent. Mehr hat im MDAX nur die Aktie des Industrie- und Stahlkonzerns thyssenkrupp verloren.
(Reuters / dpa-AFX)
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