Lufthansa-Aktie in Grün: Lufthansa-Aktionäre segnen neuen Kapitalrahmen ab - Spohr verbreitet bei Hauptversammlung Zuversicht
Die Aktionäre der Deutschen Lufthansa haben eine mögliche Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu 5,5 Millionen Euro mit großer Mehrheit abgesegnet.
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Die Ermächtigung gilt für einen Zeitraum von fünf Jahren und soll dem durch die Corona-Krise in Schieflage geratenen Airline-Konzern zu geeigneter Zeit ermöglichen, einen Teil der erhaltenen Staatshilfen zurückzuzahlen.
97,79 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen votierten für das sogenannte neue Genehmigte Kapital C. Die gültigen Stimmen entsprachen einem Anteil von 40,21 Prozent des eingetragenen Grundkapitals.
"Der Beschluss soll uns in die Lage versetzen, flexibel eine Kapitalerhöhung durchzuführen, damit wir unsere Bilanzkennzahlen wieder stärken und zu alter finanzieller Stabilität zurückkehren können", warb CEO Carsten Spohr in seiner Rede für den Beschluss. Über Zeitpunkt und Höhe einer solchen Maßnahme sei noch nicht entschieden. Der Konzern finanziere sich lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler, so Spohr.
Von den 6,8 Milliarden Euro Staatshilfe, die dem Konzern von der Bundesregierung zur Stabilisierung zugesagt wurden, wurden bislang nur 2,3 Milliarden Euro abgerufen. Davon wurde 1 Milliarde Euro durch die Rückzahlung des KfW-Kredits bereits wieder getilgt. Finanzvorstand Remco Steenbergen stellt allerdings in Aussicht, dass der Konzern zuerst Gelder des Wirtschaftsstabilisierungsfonds abrufen könnte, ehe er eine Entscheidung zur Ausnutzung des neuen genehmigten Kapitals treffe.
Die Schaffung des neuen Kapitalrahmens war bei den Anteilseignern auf geteiltes Echo gestoßen. Während die DWS den Schritt als "zwingend notwendig" befürwortete, hatte Union Investment vorab angekündigt, dem Konzern mit Verweis auf eine "schwachen Historie bei der Krisenbewältigung" keinen Blankoscheck ausstellen zu wollen.
"Wir wollen kleinere, schrittweise Kapitalmaßnahmen, bei denen die Aktionäre gefragt werden müssen und die Lufthansa mit einem überzeugenden Restrukturierungsplan aufwarten muss, den wir bislang nicht erkennen können", forderte Fondsmanager Michael Gierse.
Für Deka Investment kommt die Entscheidung über einen neuen Kapitalrahmen nicht überraschend, da die Bilanz deutlich gestärkt werden müsse. Die Fondsgesellschaft der Sparkassen warnte aber, es werde kein Kinderspiel sein, den richtigen Zeitpunkt abzupassen: "Angesichts dieser Gemengelage muss der Vorstand den Weg wählen, der dem Aktienkurs am wenigsten wehtut", sagte Nachhaltigkeitsexpertin Vanessa Golz.
Lufthansa-Chef Spohr verbreitet bei Hauptversammlung Zuversicht
Bei der Hauptversammlung der Lufthansa haben Vorstand und Aufsichtsrat versucht, Zuversicht für eine Bewältigung der Corona-Krise zu verbreiten. Gründe zum Optimismus seien schnelle Impf-Fortschritte, der wieder vorhandene Zugang zum Kapitalmarkt sowie die Motivation der Mitarbeiter für einen Neustart, sagte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley am Dienstag in Frankfurt.
Spohr versprach, dass der Konzern die Krise gestärkt verlassen werde. "Wir werden diese Krise nicht nur meistern, sondern sie als Chance nutzen, unsere globale Position in unserer in so vieler Hinsicht einzigartigen Branche weiter zu stärken. Die Lufthansa Group wird in Zukunft zunächst kleiner sein - aber auch fokussierter, digitaler, effizienter und nachhaltiger." Unter anderem setzt der Konzern auf modernere Flugzeuge mit niedrigerem Verbrauch.
Die Umsätze des MDAX-Konzerns waren 2020 wegen des zusammengebrochenen Flugverkehrs um 63 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro abgesackt, woraus sich ein Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro ergab. Das Eigenkapital schmolz auf zuletzt noch rund 2 Milliarden Euro. Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 haben innerhalb eines Jahres rund 30 000 von einst 140 000 Mitarbeitern den Konzern verlassen. Das Catering-Geschäft in Europa wurde verkauft, die Airlines Germanwings und SunExpress Deutschland wurden geschlossen.
Der Konzern hatte in der vergangenen Woche bekräftigt, allein in Deutschland weitere 10 000 Vollzeitstellen streichen zu wollen. Ende März gab es noch 93 500 Vollzeitstellen im Konzern, von denen 52 200 auf Deutschland entfielen.
Lufthansa kauft zehn neue Langstreckenflugzeuge
Die Lufthansa kauft fünf Langstreckenflugzeuge des Typs Airbus A350-900 und fünf Boeing 787-9. Dadurch sollen 30 Prozent Treibstoff- und CO2-Einsparungen erzielt werden, teilte die Fluggesellschaft mit. Die neuen Flugzeuge ersetzen ältere Flugzeugtypen auf der Kurz-, Mittel- und Langstrecke. Die Flugzeuge sollen in der Lufthansa Airline die Kernmarke stärken.
Lufthansa habe Gespräche mit Boeing geführt und eine Möglichkeit gefunden, fünf bereits produzierte 787-9-Flugzeuge zu kaufen. Gleichzeitig verständigte sich der Konzern mit dem Hersteller auf eine Umstrukturierung der geplanten Auslieferungen.
Die fünf neu bestellten Airbus A350-900 werden 2027 und 2028 ausgeliefert. Damit erhöht sich die Anzahl der Festbestellungen des Typs A350 auf insgesamt 45 Flugzeuge. Gleichzeitig vereinbart die Lufthansa Group auch mit diesem Hersteller eine Umstrukturierung der geplanten Auslieferungen. Die Auslieferung von weiteren 107 Airbus-Flugzeugen der A320neo-Familie ist bis 2027 geplant.
Lufthansa-Papiere steigen im XETRA-Handel zeitweise um 0,36 Prozent auf 11,06 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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