Geschäft mit Rechenzentren gibt Intel kräftigen Schub - Intel-Aktie bricht dennoch ein
Der Ausbau von Rechenzentren in der Corona-Krise hat dem Chipriesen Intel im vergangenen Quartal einen kräftigen Schub beschert.
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Der Konzernumsatz stieg im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar (16,9 Mrd Euro). Das Geschäft mit Rechenzentren schoss dabei um 43 Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar hoch. Die Corona-Krise hatte durch die Verlagerung ins Homeoffice und die verstärkte Nutzung von Streaming-Diensten den Ausbau der Netzwerk-Kapazitäten notwendig gemacht. Der Bedarf an Chips dafür lasse inzwischen aber wieder nach, sagte Intels Finanzchef George Davis.
Zugleich wurden in den vergangenen Monaten mehr Notebooks für Heimarbeit gekauft. Intel profitierte davon mit einem Umsatzplus von sieben Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar in seiner Computerchip- Sparte. Zugleich musste der Konzern die Einführung einer neuen Chip-Generation um weitere sechs Monate verschieben.
Die Prozessoren mit Strukturbreiten von 7 Nanometern sollen nun voraussichtlich Ende 2022 in erste Computer kommen, sagte Intel-Chef Bob Swan. Das wäre ein Jahr später als ursprünglich anvisiert. Je niedriger die Strukturbreiten, desto mehr Prozessoren passen auf eine Halbleiter-Scheibe bei der Produktion. Zudem arbeiten die Chips dadurch effizienter und stromsparender.
Das Problem mit Intels 7-Nanometer-Produktion ist, dass sie zu viele unbrauchbare Chips abwirft. In der Chipfertigung sind niedrige Fehlerquoten wichtig, um mit Gewinn arbeiten zu können. Intel habe die Ursachen des Problems inzwischen gefunden und stelle sie ab.
Bei Intel hatte sich schon der Übergang zur 10-Nanometer-Technologie, auf die der Konzern nun für die nächste Zeit setzt, verzögert. Der kleinere Konkurrent AMD (Advanced Micro Devices) und seine Produktionspartner fertigen unterdessen bereits 7-Nanometer-Chips. Intel setzt anders als AMD und diverse weitere Chipkonzerne auf eigene Fertigung, statt sie an spezialisierte Anbieter auszulagern.
Die erneute Verzögerung bei Intel wirft auch ein neues Licht auf Apples jüngste Entscheidung, in seinen Mac-Computern Prozessoren des Konzerns durch Chips aus eigener Entwicklung zu ersetzen. Apple musste in der Vergangenheit wiederholt die Erneuerung seiner Modelpalette bremsen, weil die erforderlichen Intel-Prozessoren nicht verfügbar waren.
Swan zeigte sich trotz der Probleme zuversichtlich für die Zukunft. Über die Hauptprozessoren hinaus steckten in verschiedenen Geräten immer mehr Intel-Halbleiter, betonte er. Der Markt sei groß: "Wir sehen eine Welt, in der im Grunde alles zum Computer wird." Und Intel werde auf Wachstum ausgerichtet.
Ein wichtiger Baustein dafür ist die zugekaufte Firma Mobileye, die Autoherstellern Ausrüstung für Fahrassistenz-Systeme anbietet und an Technologie zum autonomen Fahren arbeitet. Im vergangenen Quartal sackte der Mobileye-Umsatz allerdings wegen schwächelnder Autoverkäufe um 27 Prozent auf 146 Millionen Dollar ab.
Unterm Strich machte Intel einen Quartalsgewinn von 5,1 Milliarden Dollar - 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Allerdings lag die Umsatzprognose für den Rest des Jahres unter den Erwartungen der Analysten.
Chip-Probleme verschrecken Intel-Anleger
Die weitere Verzögerung bei der Einführung einer wichtigen Chip-Technologie hat am Freitag die Aktionäre von Intel verschreckt. Die Papiere brachen im NASDAQ-Handel schließlich um 16,24 Prozent auf 50,59 US-Dollar ein.
Analysten reagierten zum Teil sehr negativ auf die Nachricht. Die strukturellen Probleme bei Intel seien nun deutlich erkennbar geworden, schrieb etwa der Experte Stacy Rasgon von Bernstein Research. Auch wenn der Chipriese sage, man wisse, wo das Problem liege, habe es auf der Telefonkonferenz des Unternehmens nicht nach einer baldigen Lösung geklungen.
Dem Fachmann Ingo Wermann von der DZ Bank zufolge droht Intel gegenüber der Konkurrenz technologisch ins Hintertreffen zu geraten. Die erneute Verschiebung von "7nm-Produkten" sei sehr enttäuschend und dürfte neben einem Imageschaden auch zu Marktanteilsverlusten führen. Bisher hatte Wermann für Intel-Aktien mit "Kaufen" votiert, riet nun aber zum "Verkaufen".
Auch Analyst Blayne Curtis von der britischen Investmentbank Barclays stufte Intel ab und rät nun zum Verkauf. Er stellte ebenfalls auf die Verzögerung bei der 7-Nanometer-Prozessortechnologie ab, weshalb sich Intel zunächst weiter auf die weniger profitable 10-Nanometer-Technologie konzentriere. Der Aktie fehlten derzeit die Impulse, auch weil sich das PC-Geschäft im kommenden Jahr womöglich abschwächen könnte und kein brauchbarer Plan vorliege, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
(dpa-AFX)
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