Griechen-Kredite am Ende nur noch einen Bruchteil wert
Griechenlands Gläubiger müssen am Ende auf den weitaus größten Teil ihrer Kredite an Athen verzichten, wenn gegenwärtig diskutierte Schuldenerleichterungen Wirklichkeit werden.
Das geht aus neuen Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervor. Werden die Tilgungen um weitere 30 Jahre gestreckt, sind Athens Schulden von 184 Milliarden Euro demnach nur noch 30 Milliarden Euro wert.
"Bei gängigen Annahmen beträgt der Gegenwartswert der Schuldenrückzahlungen weniger als die Hälfte der gewährten Kredite", erklärten die Ökonomen des IfW in ihrer Analyse, für die sie einen durchschnittlichen Kreditzins von 1,5 Prozent und eine Diskontrate von 5 Prozent für den entgangenen Nutzen durch eine alternative Verwendung des Kapitals unterstellen.
Der Gegenwartswert der Rückzahlung, die für die ausstehenden Kredite von nominal 184 Milliarden Euro fällig ist, beträgt unter diesen Annahmen nach dem Ergebnis der Forscher lediglich 87 Milliarden Euro. "Der Schuldenerlass, über den in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird, findet längst statt", betonte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.
Grund ist, dass Griechenland schon jetzt für seine Schulden Zinsen weit unter Marktniveau zahlt und mit der Tilgung frühestens in den 2020er Jahren beginnen muss. Ein weiterer Zahlungsaufschub um 20 oder 30 Jahre, wie ihn der Internationale Währungsfonds vorgeschlagen hat, würde nach den Kieler Berechnungen den Gegenwartswert der Rückzahlungen noch drastisch schmälern - auf 43 Milliarden Euro bei 20 Jahren Aufschub und nur 30 Milliarden bei 30 Jahren.
Kooths erklärte, die Entscheidung zwischen einem sofortigen Schuldenschnitt und einer weiteren Lockerung der Konditionen möge "aus der fiskalischen Warte der Geberländer als ökonomisch äquivalent erscheinen". Denn damit könnten die Geberländer den Reformdruck aufrecht erhalten. "Eine Garantie für den Erfolg der Reformpolitik ist dies indes nicht," hob der Ökonom aber hervor.
BERLIN (Dow Jones)
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