Goldman Sachs schickt Praktikanten nachts nach Hause

Ab Mitternacht ist Schluss! Zumindest für Praktikanten, die bei der US-Investmentbank Goldman Sachs ihr Sommerpraktikum absolvieren. Die Bank hat neue Vorschriften erlassen, nach denen die Kurzzeit-Angestellten zwischen Mitternacht und sieben Uhr in der Früh nicht im Büro sein dürfen. Mit den neuen Vorschriften will das Finanzhaus "die allgemeinen Arbeitsbedingungen für unsere Praktikanten" verbessern.

3.000 Junior-Analysten bei Goldman Sachs

Allein in diesem Sommer sind von den neuen Regelungen fast 3.000 Studenten betroffen, die als Junior-Analysten bei der Bank ein Sommerpraktikum absolvieren. Viele Nachwuchs-Banker erhoffen sich von der Arbeit in der Investmentbanking-Sparte des Finanzhauses eine spätere Festanstellung. Um aus der Masse der Mitkonkurrenten herauszustechen und einen guten Eindruck bei den Verantwortlichen der Bank zu hinterlassen, sind viele Praktikanten bereit, an ihre körperlichen und psychischen Grenzen zu gehen. Ein großer Teil des künftigen Banker-Nachwuchses versucht, durch Nachtschichten und einen überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz im Rennen um einen Job beim Wall Street-Haus die Nase vorn zu haben.
Doch damit soll nach dem Willen von Goldman Sachs nun Schluss sein. Nachtschichten seien unerwünscht, bestätigte ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Zwischen Mitternacht und sieben Uhr morgens sollen die Praktikanten sich nicht im Büro aufhalten, nach 17 Stunden Arbeitszeit soll Schluss sein.

Großbanken reagieren auf tragischen Zwischenfall

Die neuen Arbeitszeitvorschriften kommen dabei nicht von ungefähr. Im Jahr 2013 war ein Praktikant der Bank of America in London zu Tode gekommen - auch er hatte sich durch ein exzessives Arbeitspensum für einen Job empfehlen wollen. Er wurde nach einer 72-Stunden-Schicht tot in seiner Dusche gefunden - offenbar hatte er infolge langer Arbeitszeiten einen epileptischen Anfall erlitten. Die Bank hatte Praktikanten daraufhin verordnet, mindestens vier Wochenend-Tage im Monat nicht zu arbeiten. Auch die direkten Konkurrenten der Bank of America hatten daraufhin reagiert: Bei JPMorgan wirbt man um Nachwuchs mit dem Versprechen, dass ein Wochenende im Monat arbeitsfrei sein soll. Nach dem Willen der Credit Suisse soll der Nachwuchs an Samstagen nicht arbeiten. Goldman Sachs schickt seine Praktikanten eben nachts nach Hause.

Redaktion finanzen.net