Corona-Krise: Finanzieller Spielraum bei thyssenkrupp "weitaus geringer als angenommen" - Aktie knickt ein
Mit dem Milliardenerlös aus dem Verkauf der Aufzugsparte wollte sich thyssenkrupp sanieren - doch die Coronakrise zwingt Vorstandschefin Martina Merz zu einer Neubewertung der Strategie.
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"Mittelfristig werden die Corona-bedingten Liquiditätsabflüsse aller Voraussicht nach dazu führen, dass der finanzielle Spielraum aus dem Verkauf des Aufzuggeschäfts weitaus geringer als ursprünglich angenommen sein wird", zitiert das Handelsblatt aus einem Brief des Vorstands an die Mitarbeiter vom vergangenen Donnerstag, der der Zeitung vorliegt. "Wir bereiten Lösungswege dafür vor."
Die Presseabteilung des Unternehmens war am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Ursprünglich hatte Merz den Ruhrkonzern mit den erwarteten Einnahmen von 17,2 Milliarden Euro entschulden und restrukturieren wollen. Doch weil die Nachfrage in zahlreichen Geschäftsbereichen in den vergangenen Wochen rapide eingebrochen ist, rechnet thyssenkrupp in diesem Jahr mit deutlich höheren Kapitalabflüssen als zunächst veranschlagt. Die Prognose für das laufende Jahr, die einen negativen Cashflow vor Verkäufen und Übernahmen von deutlich über einer Milliarde Euro vorgesehen hatte, wurde wegen der Coronakrise schon im März kassiert. Um Liquiditätsengpässe bis zum Abschluss des Elevator-Deals zu überbrücken, hatte sich thyssenkrupp vor wenigen Tagen ein Darlehen über eine Milliarde Euro bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gesichert.
Noch in diesem Monat wolle Merz ihre Strategie nach dem abgeschlossenen Verkauf der Aufzugsparte konkretisieren, schreibt die Zeitung. Bislang sehe der Plan eine größere Eigenständigkeit für die verbleibenden Geschäfte sowie den Abbau von mindestens 6.000 Stellen vor. "Zur weiteren Ausgestaltung der Strategie und vor allem für die konkrete Umsetzung werden wir die Auswirkungen der Corona-Krise weiterhin kontinuierlich analysieren, bewerten und unsere Planungen entsprechend aktualisieren", zitiert das Handelsblatt weiter aus dem Mitarbeiterbrief.
thyssenkrupp rutschen nach Pressebericht wieder kräftig ab
Für die Papiere von thyssenkrupp hatte es am vergangenen Donnerstag noch nach einer erfolgreichen Bodenbildung ausgesehen. Die Aktie hatte ein neues Erholungshoch von 6,468 Euro erreicht. Am Montag sackten die Anteile des Stahl- und Industriekonzerns im wieder deutlich eingetrübten Marktumfeld via XETRA aber deutlich ab. zumm Börsenschluss büßten sie 14,31 Prozent auf 5,21 Euro ein.
Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel sprach von einem aktuell sehr hohen Kapitalverzehr des Konzerns, der für ihn aber nicht überraschend komme. Für mögliche weitere Restrukturierungsmaßnahmen könne man nicht mit Vorschusslorbeeren rechnen.
Dow Jones Newswires / ESSEN (dpa-AFX)
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