Daimler-Chef: Sparprogramm ist keine Abkehr von unserer Strategie
Daimler-Chef Ola Källenius richtet den Kurs des Autobauers angesichts knapperer Kassen neu aus und sortiert die Prioritäten neu.
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Eine Abkehr von Zukunftsprojekten wie etwa der Entwicklung von Roboterautos oder neuen Mobilitätsdiensten sieht er darin aber nicht - auch wenn diese teilweise etwas zurückgestellt werden. "Selbstverständlich haben wir eine langfristige Innovations- und Technologiestrategie als auch Geschäftsstrategie", sagte Källenius der Deutschen Presse-Agentur. "Parallel, als Teil der Transformation, müssen wir unsere Kostenstruktur verändern", betonte er in dem Interview am Rande der Technikmesse CES in Las Vegas.
"Aber das ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch", sagte Källenius. "Wir haben jetzt in den nächsten zwei, drei Jahren das Thema, dass wir die Kostenstruktur anpassen. Und selbstverständlich haben wir parallel dazu auch die langfristige Strategie im Blick."
Daimler hatte seine Strategie schon vor einigen Jahren, noch unter Källenius' Vorgänger Dieter Zetsche, komplett auf vier Zukunftsfelder ausgerichtet: Vernetzung, autonomes Fahren, Sharing-Angebote und Elektromobilität - abgekürzt CASE, nach den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe. Vergangenen Herbst hatte Källenius dann ein Sparprogramm angekündigt: Er will die Investitionen deckeln und bis Ende 2022 allein beim Personal 1,4 Milliarden Euro einsparen. Mehr als 10 000 Stellen sollen dadurch früheren Angaben zufolge wegfallen.
Das habe die CASE-Strategie in der öffentlichen Wahrnehmung in den vergangenen Monaten etwas überlagert. "In der Realität sind diese technischen Trends genauso stark wie vor einem Jahr oder vor zwei oder vor drei", sagte Källenius. "Was wir im Rahmen unserer Strategie gemacht haben, ist: Fokussieren. Dabei haben wir uns nochmal angeschaut: Wie entwickeln sich die technologischen Trends? Wo investieren wir das meiste Kapital? Wie sieht die Reihenfolge aus? Das wird dann möglicherweise so aufgefasst, als habe es einen anderen Stellenwert. Aber dem ist nicht so."
Daimler setze auf dem Weg zu einer CO2-freien Mobilität auf Elektro, bei Nutzfahrzeugen ergänzt um die Brennstoffzelle. "Das ist der Kern unserer Strategie", betonte Källenius. "Und der Weg zu einer komplett CO2-neutralen Flotte ist gesetzt. Das haben wir jetzt angereichert mit der Botschaft, dass es nicht nur um CO2 geht. Der Ressourcenverbrauch ist auch ein Teil davon."
Källenius hatte das Thema in den Mittelpunkt seines Auftritts bei der CES in Las Vegas vergangene Woche gestellt und ein Zukunftsfahrzeug präsentiert, das zusammen mit den Machern des Films "Avatar" entworfen wurde. Der sogenannte Vision AVTR solle Möglichkeiten der Interaktion zwischen Mensch, Maschine und Umwelt aufzeigen - ein Motiv, das auch im Film eine wichtige Rolle spielt.
Nicht mehr im Mittelpunkt, zumindest vorerst, steht dagegen die Entwicklung komplett autonom fahrender Autos. Anstatt schon bald sogenannte Robotaxis auf die Straße zu bringen, will Daimler sich zunächst auf die Weiterentwicklung seiner Assistenzsysteme konzentrieren, die dem Fahrer zwar schon vieles abnehmen, aber das Auto nicht komplett allein steuern können.
"Für das vollautonome Fahren haben wir die Reihenfolge verändert: Wir glauben, dass es sich am schnellsten im Truck-Bereich auszahlen wird", sagte Källenius. "Das heißt nicht, dass wir mit vollautonomen Pkw aufgehört haben. Aber das Szenario von einem urbanen Robotaxi oder ähnlichem sehen wir noch weiter in der Zukunft."
Die technische Herausforderung sei größer als noch vor einigen Jahren gedacht. Dazu kämen wirtschaftliche und operative Hürden: "Wenn man ein funktionierendes Mobilitätssystem komplett ersetzen möchte mit einer Robotaxi-Flotte von Zigtausend oder Hunderttausenden von Fahrzeugen, dann reden wir von sehr großen Milliardeninvestitionen. Und das hat sich, unabhängig von der technischen Herausforderung, noch keiner getraut."
Grundsätzlich glaube er aber an den Nutzen und die Wirtschaftlichkeit autonom fahrender Fahrzeuge - Lastwagen sowieso, aber auch Autos. Bei Trucks machten die Kosten für den Fahrer auf langen Strecken mit Abstand den größten Anteil aus. "Ich bin überzeugt davon, sobald man das Thema technisch im Griff hat, wird man das umsetzen", sagte Källenius.
"Im Prinzip gilt das auch für ein urbanes Szenario mit einem Robotaxi", betonte er. "Bloß: Aufgrund der technischen Komplexität durch die sehr unterschiedlichen Verkehrssituationen in Städten ist dieser Fall noch viel schwieriger zu lösen. Aber auch diese Herausforderung wird sicherlich eines Tages gemeistert werden. Und dann gilt das mit den wegfallenden Kosten für den Fahrer auch hier. Marktwirtschaft funktioniert und wird auch hier funktionieren."
/eni/DP/zb
STUTTGART/LAS VEGAS (dpa-AFX)
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