BMW präsentiert Auto komplett aus Recyclingmaterial - CO2-Ziele verschärft - BMW-Aktie in Grün
BMW-Chef Oliver Zipse hat am Montag ein zu 100 Prozent aus Altmaterial und nachwachsenden Rohstoffen hergestelltes Auto vorgestellt.
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BMW wolle "der nachhaltigste Autohersteller der Welt" werden, sagte Zipse auf der Automesse IAA in München. Der BMW i Vision Circular sei nicht bloß eine Designstudie, sondern nach den Worten Zipses "die Denkweise, mit der wir die Neue Klasse entwickeln", die elektrische Fahrzeugarchitektur für die Modellgenerationen ab 2025.
Die Karosserie des Kleinwagens besteht aus wiederverwertetem, nicht lackiertem Aluminium und Stahl. "Es kann genau so wieder in den Kreislauf zurückgebracht werden", sagte BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk. Chrom, Doppelrahmen, Stege, Zierleisten und Dekors wurden weggelassen, das BMW-Logo einfach ins Metall gelasert.
Auch im Inneren des Fahrzeugs gibt es weder Chrom noch Leder, sondern ausschließlich recyceltes Material. Wo Materialien aufeinandertreffen, sind sie mit Steckern und Schrauben verbunden, so dass sie beim Abwracken des Autos leicht wieder getrennt und wiederverwendet werden können. "Das Vermeiden von Verbundwerkstoffen ist ganz wichtig", sagte Zipse. Auf Bildschirme verzichtet der i Vision Circular: Für den Fahrer wichtige Anzeigen werden auf der Windschutzscheibe eingeblendet.
Wohlhabende Kunden und soziale Aufsteiger stellten wachsende Ansprüche an verantwortungsvollen Konsum, sagten BMW-Designer. Der Autobauer hat die Kreislaufwirtschaft zu seinem Leitmotiv auf der IAA gemacht und will mit dem i Vision Circular zeigen, dass Kundenansprüche an Luxus und Lifestyle auch mit einem Auto aus Recyclingmaterial zu erfüllen sind. Es soll einen Ausblick geben, "wie individuelle, nachhaltige und luxuriöse Mobilität im urbanen Umfeld im Jahr 2040 aussehen könnte". Nach der Weltpremiere am Messestand soll das Fahrzeug ab Dienstag auch in der Stadt auf dem Platz vor der Staatsoper gezeigt werden.
BMW gehe es nicht nur um Klima und Umwelt, sondern auch um Betriebswirtschaft: Rohstoffe werden knapper und teurer. BMW rechnet in diesem Jahr mit Zusatzkosten von mindestens einer halben Milliarde Euro für Rohmaterial. Heute seien knapp 30 Prozent der BMW-Autos aus recyceltem Material gefertigt. Mit der neuen Klasse sollen es in Zukunft 50 Prozent werden.
BMW verschärft Ziele für CO2-Ausstoß
BMW verschärft seine im Sommer 2020 ausgegebenen Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen erneut. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß je Fahrzeug und gefahrenem Kilometer gegenüber dem Jahr 2019 nun mindestens halbiert werden, wie BMW anlässlich der Automesse IAA Mobility in München mitteilte. Entscheidend dafür ist der Hochlauf der Elektromobilität.
BMW will in den nächsten zehn Jahren etwa 10 Millionen Elektrofahrzeuge verkaufen. 2030 soll mindestens die Hälfte des weltweiten Absatzes aus vollelektrischen Fahrzeugen bestehen. Die Marke Mini stellt ab Anfang der 2030er Jahre komplett auf Elektroautos um. Das Liefervolumen bei Batteriezellen hat BMW dafür nahezu verdoppelt. Wie der Konzern mitteilte, ist für die fünfte Generation des BMW-E-Antriebs mit den Lieferanten aktuell ein Volumen von 22,4 Milliarden Euro vereinbart.
Bei der beschleunigten CO2-Reduzierung legt BMW den Fokus auf die Nutzungsphase der Fahrzeuge, die 70 Prozent der Emissionen des Konzerns ausmacht. Darüber hinaus will BMW auch an der Lieferkette ansetzen. Werden Fahrzeuge des Konzerns aktuell im Durchschnitt zu knapp 30 Prozent aus recycelten und wiederverwendeten Materialien gebaut, soll dieser Wert mit dem Ansatz "Secondary First" nach und nach auf 50 Prozent steigen.
"Der Umgang mit CO2-Emissionen ist zu einem zentralen Bewertungsfaktor für unternehmerisches Handeln geworden", sagte Vorstandschef Oliver Zipse.
BMW rechnet mit Chipkrise noch sechs bis zwölf Monate
Die Halbleiterkrise dürfte die Autoindustrie nach Einschätzung von BMW-Chef Oliver Zipse noch bis weit ins nächste Jahr bremsen. "Ich denke, dass die grundsätzliche Anspannung in den Lieferketten die nächsten sechs bis zwölf Monate andauern wird", sagte Zipse am Montag auf der IAA in München.
Der Bedarf an Elektronikchips sei größer als die Produktionskapazität, und der Aufbau neuer Kapazitäten dauere eineinhalb Jahre. Langfristig werde der Chipmangel für die Autoindustrie aber kein Problem mehr sein, weil sie für Chiphersteller ein attraktiver Partner sei. Ein Joint-Venture mit Chipproduzenten würde die Autobauer nicht weiterbringen, sagte Zipse.
Ungeachtet der Ankündigungen von Konkurrenten will BMW auch weiterhin Benzin- und Dieselautos bauen. "Es gibt keinen Grund, voreilig einen Ausstieg zu verkünden", sagte Zipse. Er sieht BMW "goldrichtig unterwegs". 2030 werde Zipses Einschätzung nach vielleicht die Hälfte der Neufahrzeuge elektrisch sein - vorausgesetzt, die Infrastruktur fürs Laden wachse schnell genug. Wer die andere Hälfte des Marktes nicht mehr bediene, werde "auf Schrumpfungskurs" gehen: "Wer ein profitables, wachsendes Unternehmen sein will, muss das Angebot haben." Technologieoffenheit sei dazu der einzige Weg.
"Unter den Premiumherstellern haben wir die meisten elektrifizierten Fahrzeuge verkauft", betonte Zipse. Das Bestellvolumen für Batteriezellen für die Jahre bis 2030 habe BMW jetzt fast verdoppelt von 12 auf 22 Milliarden Euro. Anders als VW (Volkswagen (VW) vz) und Daimler will BMW keine eigenen Gigafabriken aufbauen. Der Markt funktioniere sehr gut. "Aus Gründen der Verfügbarkeit gibt es keinen Grund, da reinzugehen." Zudem sei der technologische Wandel zu schnell. "Wir bleiben dabei, dass das aus unserer Sicht nicht notwendig ist", sagte Zipse. Entscheidend sei das eigene Know-how, nicht die Produktion.
Vor 2030 will BMW auch ein Wasserstoff-Auto auf den Markt bringen. Die Serie werde groß genug sein, um profitabel zu werden. Wasserstoff sei der einzige Weg, um gerade nicht gebrauchten Wind- und Sonnenstrom zu speichern. Für eine Wasserstoff-Tankstelle brauche es auch keine große Infrastruktur, es genüge ein Container.
An der XETRA-Börse legt die BMW-Aktie zeitweise um 0,58 Prozent zu auf 79,86 Euro.
MÜNCHEN (dpa-AFX) / MÜNCHEN (Dow Jones)
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