SAP-Manager Naoum: "Taktiktafeln reif fürs Museum?"

von Thomas Schmidtutz, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: SAP hat die Nationalmannschaft zur WM 2014 mit einer umfassenden Softwarelösung etwa zur Gegner­analyse oder Trainingssteuerung unterstützt, und Deutschland ist Weltmeister geworden. Jetzt hat SAP die Lösung noch mal verfeinert. Die Titelverteidigung ist also ­eigentlich nur noch Formsache, oder?
Fadi Naoum: Das wünschen wir uns natürlich (lacht).

Wie haben Sie Ihr Produkt SAP Sports One vor der WM in Russland verbessert?
Wir haben die Lösung deutlich erweitert. Die Spieler erhalten zum Beispiel im Player Dashboard jetzt weiterführende Informationen zu künftigen Gegnern und können nun auch selbst gezielt nach Szenen zu bestimmten Spielsituationen suchen, zum Beispiel zum Gegenpressing.

Nun wollen Sie die Lösung um künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen erweitern. Wie muss man sich das vorstellen?
Wir wollen einen Algorithmus entwickeln, der bestimmte Spielsituationen selbstständig erkennen kann, um wiederkehrende Muster in verschiedenen Spielsystemen zu identifizieren. Dazu werden Vergleichsmuster angelegt, und die Maschine arbeitet sich durch die Videodaten. Das ist der erste Schritt. Der viel wesentlichere Schritt wird sein, nach dem Erkennen von Situationen auch deren Bewertung vorzunehmen. Daran arbeiten wir mit dem DFB.

Also brauchen wir bald keine Scouts mehr?
Doch. Machine Learning und künstliche Intelligenz sollen die Spielbeobachtung erleichtern und beschleunigen, aber nicht ersetzen. Die Taktik und die Strategie wird immer der Trainer bestimmen.

Die Taktiktafel muss also noch nicht ins Deutsche Fußballmuseum?
Nein (lacht). Das ist nicht der Fall und wird es auch nicht sein.




____________________