Nach Umsatzwarnung

Rheinmetall-Aktie im Fokus: Rettungsboot Rüstungssparte

15.11.19 08:34 Uhr

Rheinmetall-Aktie im Fokus: Rettungsboot Rüstungssparte | finanzen.net

Die maue Konjunktur auf dem Automarkt zieht den Automobilzulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall in unruhiges Fahrwasser.

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Wie schon zum Halbjahr hielt die Rüstungssparte Umsatz und Gewinn des Konzerns im dritten Quartal im Plus, aber die Prognose für das Gesamtjahr war nicht zu halten - die Aktie stürzte ab. Was sonst noch beim Unternehmen los ist, was die Analysten sagen und wie die Aktie reagiert.

WAS BEI RHEINMETALL LOS IST:

Wie bereits von UBS-Analyst Sven Weier vermutet, musste Rheinmetall bei Bekanntgabe der Ergebnisse für das dritte Quartal seine Umsatzprognose für das laufende Jahr kappen. Nur knapp über ein Prozent statt um vier Prozent soll es im Gesamtjahr nach oben gehen. Der Grund: Der Automobilbereich konnte sich laut Konzernchef Armin Papperger der eingetrübten konjunkturellen Lage nicht entziehen. Hinzu kam ein Hackerangriff Ende September, der die Produktion in Nord- und Südamerika zeitweise schwer beeinträchtigte. Damit steht knapp die Hälfte des Geschäfts weiterhin konjunkturell unter Beschuss.

Ein Hoffnungsträger ist die Rüstungssparte: Mit zweistelligen Umsatzwachstum und einem Plus von 45 Prozent beim operativen Gewinn federte sie im dritten Quartal den Ergebnis-Einbruch beim Konzern ab. Das Geschäft profitiere vom Nachholbedarf in der militärischen Beschaffung vieler Länder, erklärte der Konzernchef. Dabei erwähnt Papperger auch den Heimatmarkt Deutschland. Hier sollen die Rüstungsausgaben nach Vorstellung von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bis 2031 zum Nato-Ziel von 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufschließen.

Doch damit nicht genug der politischen Rückendeckung: Das kürzlich zwischen Frankreich und Deutschland geschlossene Rüstungsabkommen öffnet eine Hintertür in die von der Bundesrepublik erlassenen Rüstungsbeschränkungen gegenüber Saudi-Arabien und der Türkei. Die Abmachung enthält laut Bundesregierung eine sogenannte De-Minimis-Regel: Unterschreitet der Anteil des jeweils anderen Landes an einem gemeinsamen Rüstungsprojekt die Schwelle von 20 Prozent, so gelte eine Ausnahmegenehmigung.

Dies könnte eine Gelegenheit für Rheinmetall sein, das Geschäft mit Saudi-Arabien gemeinsam mit Partnern wieder aufzunehmen. Auch die Türkei war zumindest in der Vergangenheit ein guter Kunde der deutschen Rüstungsindustrie. Im vergangenen Jahr machten die Lieferungen an das Land mit 242,8 Millionen Euro immer noch fast ein Drittel aller deutschen Kriegswaffenexporte aus. Nach einem kürzlich erteilten Milliarden-Auftrag der britischen Streitkräfte ruhen die langfristigen Hoffnungen der Rheinmetall-Führung auf Ausschreibungen in den USA und Australien. In den kommenden Jahren winken dort Milliardenumsätze.

WAS DIE ANALYSTEN SAGEN ZU RHEINMETALL:

Branchenexperte Weier von der Schweizer Großbank UBS bezeichnete die starke Kürzung der Jahresziele als kluges Erwartungsmanagement. Damit setze das Management die Latte für die Zukunft niedrig an. Genauso positiv fällt sein Urteil für die Kombination aus einem weiteren Wachstum des Rüstungsbereichs und einer möglichen Erholung der Autokonjunktur aus. Kurz- und mittelfristig wagt er wegen der bestehender Exportbeschränkungen keine Prognose für den Rüstungsbereich. Die angekündigten Steigerungen in den Rüstungsbudgets gäben Rheinmetall jedoch Aufwind. Alles in allem bestätigt er seine Kaufempfehlung für die Aktie und das Kursziel von 128 Euro.

Das Analysehaus Kepler Cheuvreux beließ sein Kursziel für Rheinmetall nach den Zahlen von 120 auf 118 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Hold". Das dritte Quartal habe erneut die Merkmale der Zwei-Säulen-Strategie der Düsseldorfer gezeigt. Mit Blick auf die jetzigen Ziele für das Gesamtjahr kompensiere die positive Entwicklung der Rüstungssparte fast komplett die eingetrübten Aussichten für das Autogeschäft.

Das Analysebarometer im dpa-AFX-Analyser hat sich nach den Zahlen in Richtung "Halten" gesenkt. Von sechs Branchenexperten, die sich seit der Kappung der Gewinnprognose am 7. November zu der Aktie geäußert haben, raten fünf zum Halten der Papiere. Nur UBS-Analyst Weier rät zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel der sechs Experten liegt bei rund 116 Euro und damit noch über dem Schlusskurs von 113,65 Euro vom 6. November. Vom aktuellen Kursniveau aus hätte sie damit sogar rund 12 Prozent Luft nach oben.

WAS DIE RHEINMETALL-AKTIE MACHT:

Seit 2015 befanden sich die Papiere von Rheinmetall auf einem stetigen Wachstumspfad - jedenfalls bis April 2018. Danach verlor das Papier innerhalb eines halben Jahres rund 42 Prozent an Wert und landete bis Ende Oktober des Vorjahres bei einem Kurs von 68,94 Euro.

Seitdem erholte sich der Kurs und erreichte Ende September mit 118,60 Euro wieder den Stand, den er im Jahr 2018 schon einmal innehatte. Nach den Quartalszahlen ging es nun wieder steil bergab. Die Aktie pendelte zu Wochenbeginn um die 200-Tage-Linie, die vielen Anlegern als längerfristiger Trendindikator gilt.

Insgesamt ist Rheinmetall an der Börse derzeit rund 4,5 Milliarden Euro wert. Im MDAX, dem Index für mittelgroße Unternehmen, liegt der Konzern damit im unteren Mittelfeld und damit hinter dem Ticketvermarkter CTS Eventim und dem Online-Marktplatz-Betreiber Scout24.

/ssc/stw/ag/zb

DÜSSELDORF (dpa-AFX)

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Bildquellen: PATRIK STOLLARZ/AFP//Getty Images

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