Nach Umsatzeinbruch

adidas im Fokus: Unsicherheitsfaktor Corona und immer wieder Reebok

09.11.20 13:12 Uhr

adidas im Fokus: Unsicherheitsfaktor Corona und immer wieder Reebok | finanzen.net

Der von der Corona-Pandemie hart erwischte Sportartikelkonzern adidas dürfte sich im dritten Quartal kräftig erholt haben.

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Die Aktie hat in den vergangenen Monaten daher ordentlich zugelegt. Zuletzt hemmte jedoch die Sorge wegen einer zweiten Corona-Welle die Entwicklung. Unterdessen keimen die Spekulation über eine Trennung von der US-Tochter Reebok wieder auf. Was bei adidas los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

LAGE BEI ADIDAS:

Der Sportartikelhersteller adidas sah nach einem schwachen zweiten Quartal zuletzt wieder Licht am Ende des Tunnels. Unternehmenschef Kasper Rorsted kündigte eine Erholung der Geschäfte im dritten Quartal an. Zuvor war adidas durch die Corona-Krise in die Verlustzone gerutscht. So rechnete der Konzern für die Monate Juli bis September mit einem Betriebsgewinn zwischen 600 und 700 Millionen Euro - das wäre rund eine Milliarde Euro mehr als in den drei Monaten zuvor.

Die Pandemie hatte den Sportartikelhersteller im Frühjahr erheblich ausgebremst: So brachen durch die weltweiten Ladenschließungen die Umsätze weg. In den noch offenen Läden kauften zudem erheblich weniger Kunden ein als sonst. Im zweiten Quartal war der Umsatz um 35 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro eingebrochen. Im operativen Geschäft verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 333 Millionen Euro - nach einem Gewinn von 643 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Als Reaktion auf die Corona-Pandemie hat adidas wie so viele andere Konsumgüterhersteller auch angekündigt, seine Kräfte auf den florierenden Internethandel zu konzentrieren. Das starke Wachstum im E-Commerce kann derzeit aber die Verluste im stationären Handel noch nicht ausgleichen. 2020 will adidas die Umsätze aus diesem Kanal auf vier Milliarden Euro steigern, 2019 waren es fast drei Milliarden Euro. Investitionen sollen in die digitalen Kanäle verschoben werden.

adidas legt am 10. November Zahlen für das dritte Quartal vor. Diese dürften zwar deutlich besser ausfallen als im Vorquartal, jedoch nach Ansicht der Analysten erheblich hinter dem Vorjahr zurück bleiben. Mit Spannung wird erwartet, ob sich adidas für das Gesamtjahr einen Ausblick zutraut - nach dem Rückzug der Prognose im Frühjahr hatte sich adidas hinsichtlich der weiteren Entwicklung zurückgehalten. Konkurrent Puma etwa hatte trotz gut erholender Geschäfte im dritten Quartal eine Prognose für 2020 weiter gescheut.

Die Vorsicht ist dabei berechtigt: So haben die Infektionszahlen insbesondere in Europa aber auch den USA wieder erheblich zugenommen, in vielen europäischen Ländern haben die Regierungen ihre Maßnahmen erneut deutlich verschärft. So wurden etwa in Frankreich oder Großbritannien die Geschäfte wieder geschlossen. In Deutschland gibt es auch wieder Beschränkungen des öffentlichen Lebens, allerdings bleibt der Handel weiter offen.

Wieder ins Blickfeld gerückt ist unterdessen die US-Tochter Reebok. Mehreren Medienberichten zufolge erwägt adidas nun doch einen Verkauf. Reebok ist seit Jahren ein Restrukturierungsfall. Die hohen Erwartungen, die mit der Übernahme 2006 verbunden waren, konnte das Unternehmen nie erfüllen. Zuletzt hatte adidas die Marke wieder ganz auf Fitness ausgerichtet. Vorstandschef Rorsted hatte immer wieder gesagt, Reebok selbst sanieren zu wollen. Jedoch wird seit Jahren immer wieder über einen Verkauf spekuliert.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Marktexperten sind adidas gegenüber vermehrt uneins eingestellt. Bei den im dpa-AFX Analyser vertretenen Analysten, die sich seit August zu der Aktie geäußert haben, halten sich Empfehlungen zum Kauf, Verkauf und zum Halten in etwa die Waage. Zu den Skeptikern gehört etwa die schweizerische Bank Credit Suisse. Deren Analyst Simon Irwin schrieb jüngst in einer Studie, er bevorzuge PUMA im Vergleich zu adidas. PUMA weise die bessere Umsatzdynamik und das höhere Margenpotenzial aus. adidas könnte dagegen im Rahmen der Planung für die nächsten fünf Jahre vor nötigen Neuinvestitionen stehen.

Auf der Pessimistenseite steht auch das Analysehaus Warburg Research. Der Sportartikelhersteller dürfte ein starkes Quartal hinter sich haben, allerdings habe die Erholung ihren Zenit nun wohl erreicht, so Analyst Jörg Frey.

Auf der Optimistenseite befindet sich dagegen die französische Großbank Societe Generale. Analyst Antoine Riou hat dabei einen möglichen Reebok-Verkauf im Blick. Die Bedeutung der Marke sei im Konzern gesunken, so der Experte. Die Konsequenzen für adidas würde er vorerst positiv einschätzen.

Ebenfalls auf einen möglichen Verkauf blickt die Commerzbank. Der Zeitpunkt dafür sei nicht ideal, aber wenn die neue mittelfristige Agenda früh im Jahr 2021 ohne Reebok angegangen werde, könnte das Management den Fokus stärker auf die Marke adidas lenken, glaubt Analyst Andreas Riemann.

Unter dem Strich wäre ein solcher Schritt positiv für den deutschen Sportartikelhersteller, findet auch JPMorgan-Analystin Chiara Battistini. Die Marke Reebok habe einiges an Strahlkraft eingebüßt, so dass es schwierig werden dürfte, einen Verkaufspreis mit einem ähnlichen Bewertungsniveau wie bei der Übernahme 2005 zu erzielen. Mit einem Reebok-Verkauf könnte sich der DAX-Konzern aber vollständig auf die Marke adidas konzentrieren.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Aus Börsensicht war das erste Quartal 2020 für adidas historisch. In den ersten beiden Wochen des Jahres kletterte der Kurs noch auf ein Rekordhoch von 317,45 Euro. Anschließend gab er etwas nach und pendelte dann wochenlang um die Marke von 290 Euro. Ende Februar wurde die Aktie im Sog des sich im chinesischen Wuhan ausbreitenden Coronavirus in die Tiefe gerissen. In nur drei Wochen brach der Kurs um mehr als 40 Prozent ein.

Auf diesem Niveau - Kurse knapp über 160 Euro - waren die Aktien letztmals vor drei Jahren gehandelt worden. Vom Rekordhoch am 16. Januar bis zum Crash-Tief auf den Tag genau zwei Monate später war ein Börsenwert von mehr als 30 Milliarden Euro vernichtet worden.

Seitdem haben Investoren wieder Vertrauen gefasst. Anfang Juni übersprang adidas wieder die Marke von 260 Euro und arbeitete sich danach zwischenzeitlich auf bis rund 286 Euro hoch. Ab Ende Oktober hemmte die Sorge im Zusammenhang mit der zweiten Coronavirus-Welle die Kursentwicklung, die Aktie fiel zeitweise wieder unter die 260-Euro-Marke. Aktuell notiert sie bei etwa 277 Euro.

In den vergangenen drei Monaten hat das Papier um fast 14 Prozent zugelegt. Seit Jahresbeginn kommt es jedoch auf ein Minus von rund vier Prozent. Damit hat sich die Aktie schlechter entwickelt als Konkurrent PUMA, der auf Dreimonatssicht auf ein Plus von etwas mehr als ein Fünftel kommt und im laufenden Jahr um 17 Prozent zugelegt hat.

Allerdings ist PUMA im Gegensatz zu adidas ein Leichtgewicht: Mit einer Marktkapitalisierung von rund 12 Milliarden Euro ist das Unternehmen deutlich kleiner als der große Herzogenauracher Lokalrivale, der an der Börse aktuell knapp 56 Milliarden Euro wert ist.

/nas/eas/he

HERZOGENAURACH (dpa-AFX)

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