Nach MSC-Deal

HHLA-Aktie fester: Hamburg erteilt Kühne-Vorschlag für HHLA-Mehrheit eine Absage - Eurogate-Aktionär erwägt Gegenangebot

14.09.23 17:00 Uhr

HHLA-Aktie fester: Hamburg erteilt Kühne-Vorschlag für HHLA-Mehrheit eine Absage - Eurogate-Aktionär erwägt Gegenangebot | finanzen.net

Hamburg hat dem Vorschlag für einen Verkauf der städtischen Mehrheit am Hafenbetreiber HHLA an den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne eine Abfuhr erteilt.

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"Der Senat hat keine Auktion begonnen, sondern gestern eine strategische Partnerschaft vorgestellt, die die Stärkung des Hafenstandortes und des Unternehmens zum Ziel hat", teilte die Wirtschaftsbehörde am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters mit. "Wir kennen das Bekunden von Herrn Kühne, eine Mehrheit der städtischen Anteile übernehmen zu wollen", erklärte ein Behördensprecher. Ein formales Angebot liege aber nicht vor. 

Am Kapitalmarkt seien gegenwärtig nur rund 30 Prozent der HHLA-Anteile verfügbar. Der Rest liege im Besitz der Stadt, betonte die Behörde. "Daher ist unklar, welche Zielrichtung die neuerliche Ankündigung von Herrn Kühne hat."

Hamburg hatte am Mittwoch den Einstieg der Containerreeder MSC bei dem größten Terminalbetreiber der Hansestadt angekündigt. Dazu soll sich der Branchenführer mit knapp der Hälfte der Anteile an der Hafen und Logistik AG (HHLA) beteiligen. Die Hansestadt reduziert ihren Anteil von knapp 70 Prozent auf 50,1 Prozent.

Kühne hatte daraufhin mitgeteilt, er erwäge ein Gegenangebot für die HHLA. Seine Holding würde es aber vorziehen, wenn eine Verständigung mit der Stadt Hamburg über eine Privatisierung gelänge. Sei es über die Kühne Holding oder über die Containerreederei Hapag-Lloyd, an der der Milliardär 30 Prozent hält. Die MSC-Offerte hatte die Gemüter in Hamburg in Wallung gebracht. Hapag-Lloyd hatte sich überrascht über die neue Konkurrenz in seinem Heimathafen gezeigt und erwägt Konsequenzen.

Nach Kühne erwägt auch Eurogate-Aktionär Gegenangebot zum HHLA-Deal

Nach dem Milliardär Klaus-Michael Kühne erwägt nun auch der Hauptaktionär des Eurokai-Konzerns, Thomas Eckelmann, ein Gegenangebot für den geplanten HHLA-Deal der Stadt Hamburg mit der Reederei MSC abzugeben. "Dieser Deal wäre eine Katastrophe für den Hamburger Hafen. Deshalb erwäge ich für die Eurokai-Gruppe, dem Senat ein Gegenangebot zu MSC zu unterbreiten. Zu den gleichen Konditionen", sagte Eckelmann dem "Hamburger Abendblatt" (Donnerstag).

Die weltweit größte Containerreederei MSC und der Senat hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass das Schweizer Unternehmen beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA einsteigen will. Der in Genf ansässige Konzern und die Hansestadt unterzeichneten dabei einen verbindlichen Vorvertrag zur Gründung einer strategischen Partnerschaft. Derzeit hält die Stadt rund 69 Prozent an der börsennotierten Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Diese soll künftig in einem Joint Venture gemeinsam geführt werden, wobei die Stadt 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent der Anteile halten sollen.

Auf sein Unternehmen Eurokai und das zusammen mit dem Bremer Hafenlogistik-Unternehmen BLG betriebene Eurogate-Terminal in Hamburg sieht Eckelmann keine Probleme zukommen. Zwar würde MSC zu den HHLA-Terminals wechseln und etwa 25 bis 30 Prozent an Eurogate-Umschlag mitnehmen, sagte Eckelmann. "Das wäre ein schmerzhafter Verlust. Aber im Gegenzug könnten viele HHLA-Kunden zu uns wechseln. Wir sind für jeden offen. Am Ende könnte das für Eurogate sogar einen Zugewinn bedeuten", sagte er der Zeitung.

Kühne hatte noch am Tag der Vertragsunterzeichnung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und dem "Hamburger Abendblatt" gesagt, der Deal sei ein Affront gegenüber Hapag-Lloyd als größtem Reederei-Kunden des Hamburger Hafens. Er riet Hapag-Lloyd, an der er über seine Kühne Holding 30 Prozent hält, selbst ein Übernahmeangebot für 49,9 Prozent der HHLA-Aktien abzugeben: "Wenn Hapag-Lloyd es nicht tun würde, erwägt meine Kühne Holding AG, es kurzfristig zu tun."

Eine Übernahme durch andere Akteure als MSC gilt als sehr schwierig. Schon wegen des verbindlichen Vorvertrags dürfte die Stadt Hamburg ihre Anteile jenseits von 50,1 Prozent kaum an jemand anderen abtreten. Blieben noch die rund 31 Prozent im Streubesitz, um die sich MSC bereits mit einem Angebot von 16,75 Euro je Aktie bemüht. Drittanbieter könnten den MSC-Deal noch verhindern und den Status quo aufrechterhalten, wenn sie an mindestens zehn Prozent der Aktien gelangen.

Anders als bei der Minderheitsbeteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco am HHLA-Terminal Tollerort sieht Bundeswirtschaftminister Robert Habeck (Grüne) beim geplanten MSC-Einstieg keine Probleme. Er habe mit Blick auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung keine Bedenken, betonte der Grünen-Politiker auf der Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen. "Das will ich ausdrücklich sagen. Es ist ein Unterschied zwischen einem chinesischen Unternehmen und einem europäischen wie MSC."

Ganz erhebliche Bedenken äußerte die Gewerkschaft Verdi. Hier sehe man nicht nur die Zukunft der HHLA-Beschäftigten und die Arbeitsbedingungen in Gefahr, sagte der für den Hafen zuständige Fachbereichsleiter André Kretschmar. Auch müsse der Hafen in öffentlicher Hand bleiben. "Die HHLA gehört den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt", sagte er.

Zudem monierte er den Verlauf der Verhandlungen, von denen die Mitarbeiter erst aus den Medien erfahren hätten. "Die Pläne wurden komplett hinter verschlossenen Türen geschmiedet, Aufsichtsrat und Arbeitnehmervertreter waren nicht eingebunden", sagte Kretschmar. "Damit hat der Senat viel Vertrauen bei der Belegschaft verspielt." Mitarbeiter hätten das Gefühl, "verraten und verkauft worden zu sein". Für kommenden Dienstag hat die Gewerkschaft zu einer Demonstration gegen die Pläne aufgerufen.

Hapag-Lloyd droht mit Abzug von Transportvolumen

Als Konsequenz aus dem Einstieg der weltgrößten Containerreederei MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA denkt Hapag-Lloyd über die Verlagerung von Transportvolumen nach.

"Wir wickeln im Moment fast 100 Prozent unseres Volumens, das nach Zentraleuropa geht, über Hamburg ab", sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag in einem Interview. "Ich könnte mir auch ein Szenario vorstellen, in dem das nur noch 70 oder 80 Prozent sind." Damit hätte die Containerreederei immer noch eine sehr starke Position im Hamburger Hafen. Die Ankündigung von Großaktionär Klaus-Michael Kühne, ein Konkurrenzangebot zu MSC für HHLA abzugeben, sieht der Hapag-Lloyd-Chef skeptisch: "Ich glaube nicht, dass es in unserem Interesse ist, ein Gegenangebot zu machen", sagte Habben Jansen.

Hamburg erteilte dem Vorschlag für einen Verkauf der städtischen Mehrheit an der HHLA an Kühne eine Abfuhr. "Der Senat hat keine Auktion begonnen, sondern gestern eine strategische Partnerschaft vorgestellt, die die Stärkung des Hafenstandortes und des Unternehmens zum Ziel hat", teilte die Wirtschaftsbehörde auf Anfrage von Reuters mit.

Hamburg hatte am Mittwoch den Einstieg der Schweizer Containerreederei MSC bei dem größten Terminalbetreiber der Hansestadt angekündigt. Dazu soll sich der Branchenführer mit knapp der Hälfte der Anteile an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) beteiligen. Die Hansestadt reduziert ihren Anteil von knapp 70 Prozent auf 50,1 Prozent.

Hapag-Lloyd hatte sich daraufhin verärgert über die neue Konkurrenz vor der eigenen Haustür gezeigt. Ein Insider sprach von einer kalten Dusche für das Unternehmen. Man fühle sich vor den Kopf gestoßen. Die 1847 gegründete Reederei stellt zusammen mit ihren Allianz-Partnern mehr als 50 Prozent des Containerumschlags in Hamburg.

"ES KANN NICHT ALLES BEIM ALTEN BLEIBEN"

Er könne den Schritt des Hamburger Senats nachvollziehen, da MSC eine zusätzlich Umschlagmenge von einer Million Standardcontainern (TEU) im Jahr verspreche, sagte Habben Jansen zu Reuters. Hapag-Lloyd müsse aber seine eigenen Interessen vertreten. Der Einstieg von MSC führe dazu, dass sich der Wettbewerb im Hafen ändere. Das Verhältnis zur Stadt Hamburg, die auch Miteigentümer von Hapag-Lloyd ist, sei gut, und werde sich aus einer Sicht auch nicht verändern. "Es kann aber nicht alles beim Alten bleiben. Es hat sich etwas geändert. Es wäre nicht gut, wenn wir einfach darüber hinweg gehen würden", betonte der Reedereichef.

Hamburg werde ein wichtiger Hafen bleiben. "Ich glaube aber auch, dass das Volumen, das in Hamburg abgefertigt werden kann, seine Grenzen hat." Da die Reedereien immer mehr große Containerschiffe mit Kapazitäten deutlich über 20.000 Standardcontainer (TEU) einsetzen, sinken für Hamburg die Chancen für weiteres Wachstum. Die Zahl großer Schiffe hat seit der Elbvertiefung zwar zugenommen - dennoch hat die Hansestadt Marktanteile an die konkurrierenden Nordseehäfen Rotterdam und Antwerpen verloren. Das gilt auch als Grund dafür, dass MSC an Bord geholt wird.

Der Schritt des Senats könnte sich allerdings als Nullsummenspiel erweisen. Seine Reederei habe bereits einiges an Transportvolumen nach Wilhelmshaven verlagert, sagte Habben Jansen. "Wir haben uns am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven beteiligt, weil wir davon ausgehen, dass dieser Hafen künftig eine größere Rolle spielen wird." Umschlagvolumen werde man künftig nicht in Hamburg gewinnen, sondern in Wilhelmshaven oder vielleicht auch in Bremerhaven. Wilhelmshaven ist Deutschlands einziger Tiefwasserhafen.

"EINE KATASTROPHE FÜR DEN HAMBURGER HAFEN"

Der Hafenunternehmer Thomas Eckelmann meldete sich nun ebenfalls zu Wort. "Dieser Deal wäre eine Katastrophe für den Hamburger Hafen", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Deshalb erwäge seine Eurokai-Gruppe, dem Senat ein Gegengangebot für die HHLA zu unterbreiten - und zwar zu den gleichen Konditionen wie MSC.

Für sein Unternehmen Eurokai und das zusammen mit der BLG Logistics betriebene Eurogate-Terminal in Hamburg sieht Eckelmann indes keine Probleme: "Für Hamburg ist der Deal schlecht, für uns könnte er sich aber als Glücksfall erweisen." Zwar würde MSC als Partner von Eurogate zu den HHLA-Terminals wechseln und am Ende etwa 25 bis 30 Prozent an Eurogate-Umschlag mitnehmen. "Das wäre ein schmerzhafter Verlust. Aber im Gegenzug könnten viele HHLA-Kunden zu uns wechseln", sagte Eckelmann. Am Ende könnte das für Eurogate sogar einen Zugewinn bedeuten.

Via XETRA steigt die HHLA-Aktie zwischenzeitlich um 2,33 Prozent auf 17,60 Euro. Hapag-Lloyd-Titel gewinnen 0,16 Prozent auf 183,50 Euro.

HAMBURG / BREMEN (Reuters / dpa-AFX)

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Bildquellen: HHLA

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