Nach Kursverlusten

Commerzbank-Aktie leicht im Plus: US-Finanzinvestor will anscheinend zwei Sitze im Aufsichtsrat

10.06.20 17:59 Uhr

Commerzbank-Aktie leicht im Plus: US-Finanzinvestor will anscheinend zwei Sitze im Aufsichtsrat | finanzen.net

Der Großaktionär Cerberus setzt die Commerzbank-Spitze unter Druck.

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In einem geharnischten Schreiben an den kompletten Aufsichtsrat des Frankfurter Instituts vom 9. Juni kritisiert der US-Finanzinvestor das Management deutlich und fordert zwei Posten im 20-köpfigen Kontrollgremium.

Das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut befinde sich ein einer "äußerst schwierigen und prekären Lage", stellt Cerberus in dem fünfseitigen Schreiben fest, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über das am Mittwoch mehrere Medien berichteten.

Die Commerzbank bestätigte in einer schriftlichen Stellungnahme den Eingang des Schreibens von Cerberus Capital Management. "Den Gremien der Bank ist bewusst, dass die Wertentwicklung am Kapitalmarkt, in der sich vielfältige Einflüsse niederschlagen, nicht zufriedenstellend ist", erklärte die Bank. "Meinungsäußerungen von Aktionären - auch kritischer Art - nimmt die Bank sorgfältig auf und wird diese auch künftig in interne Erörterungen und in den Dialog mit ihren Eigentümern einfließen lassen." Mit Cerberus führe die Bank "seit mehreren Jahren intensive Gesprächen". Aufsichtsratsmitglieder werden normalerweise von den Aktionären auf der Hauptversammlung gewählt - und die war gerade am 13. Mai.

"Cerberus ist zutiefst beunruhigt, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat weigern, den empirischen Tatsachen ins Auge zu sehen und den Ernst der Lage zu erkennen, und über Jahre eklatant versagt haben, angemessene Gegenmaßnahmen zu ergreifen", heißt es in dem Schreiben.

Cerberus ist seit Sommer 2017 an der Commerzbank beteiligt und mit gut fünf Prozent nach dem deutschen Staat, der 15,6 Prozent hält, der zweitgrößte Aktionär des Instituts. Der US-Finanzinvestor ist auch an der Deutschen Bank beteiligt. Seit dem Einstieg von Cerberus bei der Commerzbank ist der Kurs der Aktie um fast 60 Prozent gefallen.

Der US-Fonds, der nach dem dreiköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie benannt ist und daher den Spitznamen "Höllenhund" trägt, kritisiert in dem Schreiben "die zahlreichen Fehlentscheidungen und die Tatenlosigkeit des Vorstands" in den vergangenen Jahren. "Die unausgereiften und schlecht umgesetzten Bemühungen der Geschäftsführung, den Niedergang der Commerzbank zu verhindern, demonstrieren ein Maß an Fahrlässigkeit und Arroganz, welches wir nicht länger hinzunehmen bereit sind", schreibt Cerberus.

Die Commerzbank habe keine bedeutenden Initiativen mit Blick auf Geschäftsabläufe, Technologie oder Management ergriffen, wirft der Großaktionär der Führung der Bank vor. Vorschläge von Investoren seien nicht aufgegriffen worden. "Die prekäre Lage der Commerzbank erfordert jetzt schnelles und entschlossenes Handeln", mahnt Cerberus

- auch wegen des noch schwieriger gewordenen wirtschaftlichen

Umfelds.

Commerzbank-Chef Martin Zielke hatte seine Strategie für die nächsten Jahre im September vorgestellt. Dabei wurde der Abbau weiterer 2300 Stellen und die Schließung jeder fünften der etwa 1000 Filialen angekündigt. Im Februar stellte der Vorstand weitere Einsparungen in Aussicht. Bei der Hauptversammlung bekräftigte Zielke, die Bank werde ihr "Kostenmanagement in diesem Jahr nochmals intensivieren". Zur Vorlage der Halbjahreszahlen am 5. August will die Commerzbank Details zu weiteren Sparmaßnahmen vorstellen.

So reagiert die Aktie

Bei den Anlegern der Commerzbank hat sich am Mittwoch ein Stück weit Hoffnung auf einen Ausweg aus der aktuellen wirtschaftlichen Misere durch Druck des Großaktionärs Cerberus breit gemacht. Nach einem Kursrücksetzer am Vortag erholten sich die Aktien nur kurzfristig. Zum XETRA-Schluss stand ein Minus von 0,48 Prozent auf 4,38 Euro an der Tafel. So ist der seit Sommer 2017 an der Bank beteiligte Finanzinvestor laut eines Berichts der Nachrichtenagentur Bloomberg mit der Führung des Frankfurter Geldhauses sehr unzufrieden und wolle deshalb zwei Sitze im Aufsichtsrat.

Der Kurs der Commerzbank-Aktie ist seit dem Einstieg von Cerberus, das laut der Bloomberg-Datenbank rund 5 Prozent hält, um fast 60 Prozent gefallen. So machen Niedrigzinsen, die Konjunkturflaute und in den letzten Jahren deutlich gestiegene Regulierungskosten dem seit der Finanzkrise teilverstaatlichten MDAX-Konzern zu schaffen.

In der Corona-Krise war der Kurs dann auf ein Tief von 2,804 Euro gefallen, da Anleger massive Kreditausfälle im Sog einer Wirtschaftskrise befürchteten. Zuletzt hellten sich die Konjunkturperspektiven aber angesichts zahlreicher Lockerungen des Corona-Shutdowns zumindest ein wenig auf. Das trieb auch eine Erholung von Bankaktien an. So legten die Commerzbank-Papiere im Vergleich zum Rekordtief vom März um bis 70 Prozent zu, bevor Anleger am Dienstag branchenweit erst einmal Gewinne mitnahmen.

Investoren dürften nun darauf setzen, dass Cerberus die Daumenschrauben anzieht, erklärte ein Händler die positive Reaktion der Aktien. Zudem könnten abermals Übernahmefantasien geweckt werden.

Der Kursanstieg am Mittwochmorgen dürfte aber auch ein Stück weit an einer Empfehlung des Bankhauses Metzler liegen. Das Kreditgeschäft wachse offenbar, schrieb Analyst Jochen Schmitt in seiner Studie. Zudem stiegen die Kundenzahlen weiter und bei der Tochter comdirect scheinen die Kunden recht aktiv an der Börse zu handeln, was gut für die Provisionserträge sei. Daher hob Schmitt seinen Gewinnerwartungen an. Bei einem Kursziel von 5,90 Euro (zuvor: 5) rät er weiterhin zum Kauf der Papiere.

Hinzu kommt eine Gegenbewegung der Bankenkurse nach dem Vortagesrücksetzer des europäischen Sektorindex um etwa dreieinhalb Prozent. So legten die Papiere der Konkurrentin Deutsche Bank am Mittwochmorgen auf Tradegate um fast ein Prozent. Die Corona-Scharte haben beide Aktien damit aber noch nicht ausgewetzt. Den Commerzbank-Papieren fehlen noch rund 43 Prozent. Besser sieht es bei den Aktien der Deutschen Bank aus: Ihnen fehlen noch etwas weniger als 10 Prozent bis zu ihrem Vor-Corona-Niveau vom 21. Februar. Danach hatte die Virus-Panik an den Finanzmärkten um sich gegriffen.

/ben/stw/DP/jha

FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Frank Gaertner / Shutterstock.com

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