United Internet und Drillisch enttäuschen mit Ausblick - Aktien brechen ein
Der Telekommunikations-Konzern United Internet will nach der Übernahme des Mobilfunkanbieters Drillisch mit viel Geld neue Mobilfunkkunden anlocken.
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Im ersten vollen gemeinsamen Jahr will United Internet rund 300 Millionen Euro zusätzlich in Subventionen für Smartphones stecken. Das Geld will Konzernchef Ralph Dommermuth über die Tariflaufzeit der Verträge zwar wieder hereinholen, wie er am Donnerstag sagte. Doch am Aktienmarkt sorgten die massiven Investitionspläne für Kopfzerbrechen bei den Anlegern: Die Papiere von United Internet und 1&1 Drillisch schmierten kräftig ab.
Die hohen Investitionen sollen dabei helfen, insgesamt rund 1,2 Millionen neue Kundenverträge im Mobilfunk sowie für DSL-Internet zu gewinnen. Dommermuth will unter anderem bei den Internetmarken des Konzerns, GMX und Web.de, sowie bei den 1&1 Drillisch-Marken Smartmobil und Yourfone mit günstigeren Smartphones und höheren Werbebudgets punkten. "Bei GMX und Web.de gab es bis Ende letzten Jahres keine Hardware, sondern nur Sim-Karten - das ändern wir jetzt", sagte Dommermuth im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
"Auch bei Drillisch gab es bisher keine subventionierten Smartphones, sondern nur gegen hohe Einmalzahlung", so der Mitgründer und Großaktionär. "Wir wollen in diesem Bereich unsere Marktchancen nutzen, denn die Konkurrenten bieten das auch an." Die Netzanbieter wie Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland bieten über ihre Discountermarken Congstar, Otelo und Blau teils teure Oberklasse-Smartphones ohne hohe Einmalkaufpreise an - diesen Markt will Dommermuth nun stärker ins Visier nehmen.
Am Donnerstagmittag rutschte die United-Internet-Aktie zeitweise um mehr als 11 Prozent ab. Zum Handelsschluss stand ein Minus von 9,46 Prozent bei 51,50 Euro an der Kurstafel. Commerzbank-Analystin Heike Pauls sah das in der neuen Prognose angepeilte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,2 Milliarden Euro zwar nominell in der Höhe wie am Markt erwartet. Allerdings steigt das operative Ergebnis allein aus der Änderung von Bilanzregeln um rund 300 Millionen Euro. Mit den zusätzlichen 300 Millionen Euro an Rabatten für Telefone hatte die Expertin nicht gerechnet. Grundsätzlich seien sie aber sinnvoll - schließlich beackere Dommermuth damit einen bisher unangetasteten Bereich.
Die Ankündigung steigender Zuschüsse für Smartphones dürfte den Wettbewerb auf dem deutschen Markt verschärfen, schrieb Analyst Joshua Mills von Goldman Sachs. Die Wachstumsinitiative habe einen hohen Preis. Die Prognose für den operativen Gewinn in diesem Jahr dürfte um rund 40 Prozent unter den aktuellen Durchschnittsschätzungen des Marktes liegen, so der Experte.
Dommermuth hatte mit der Drillisch-Übernahme im vergangenen Jahr seinen lange gehegten Wunsch wahr gemacht, aus United Internet einen größeren Konkurrenten für die deutschen Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland zu schmieden. Im Mobilfunk muss 1&1 Vorleistungen von den Netzbetreibern einkaufen, weil die Westerwälder kein eigenes Netz haben.
Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um 10,5 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, fast 330 Millionen stammten davon aus der Erstkonsolidierung von Drillisch und Strato. In diesem Jahr will Dommermuth die Erlöse um rund ein Viertel auf 5,2 Milliarden Euro steigern. Dabei spielen auch die Übernahmen weiter eine Rolle, 2017 gehörte Drillisch seit September zum Konzernkreis, Strato seit April.
Das operative Ergebnis stieg 2017 um 17 Prozent auf 980 Millionen Euro. Auch hier schlugen die Übernahmen zu Buche, ausgeklammert waren hingegen außerordentliche Erträge aus der Neubewertung von bereits gehaltenen Drillisch-Anteilen nach der Übernahme. Unter dem Strich stieg der Konzerngewinn inklusive vieler Sondereffekte auf 687 Millionen Euro - knapp das Vierfache des Vorjahreswerts.
Das Unternehmen will eine um 5 Cent auf 0,85 Euro erhöhte Dividende je Aktie zahlen. Von den so auszuschüttenden knapp 170 Millionen Euro erhält Dommermuth als größter Aktionär mit einem Anteil von 40 Prozent rund 68 Millionen Euro.
Die Drillisch-Dividende soll dagegen von 1,80 Euro auf 1,60 Euro je Anteilsschein sinken. Dommermuth begründete das mit der durch die Übernahme deutlich gestiegenen Aktienzahl - insgesamt sei die Ausschüttung von 99 auf 283 Millionen Euro gestiegen. "Wir können nur das ausschütten, was wir haben - unsere Regel zur Ausschüttungsquote liegt bei zirka 80 Prozent des operativen Gewinns", sagte er.
Die finanzielle Möglichkeiten für weitere Zukäufe seien da, so Dommermuth. "Die Frage ist, was man angeboten bekommt und wie es passt." Der angedachte, aber noch nicht beschlossene Börsengang der Sparte mit Geschäftsanwendungen braucht aber laut Dommermuth noch Zeit. In diesem Jahr komme dieser "auf keinen Fall", sagte der Konzernchef.
1&1 Drillisch ist der Konzernteil für das Privatkundengeschäft mit Telekommunikationsanschlüssen und weiterhin an der Börse im TecDax notiert. United Internet besitzt rund 73 Prozent der Aktien. Auch für die Papiere von 1&1 Drillisch ging es nach Bekanntgabe der Zahlen zeitweise um mehr als 12 Prozent nach unten. Bis Handelsschluss konnte das Papier die Verluste aber wieder auf rund 6 Prozent eingrenzen.
MONTABAUR (dpa-AFX)
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