Nach Absatzplus

Mercedes-Benz-Aktie fester: Gewinn von Mercedes-Benz schießt hoch - Nachfrage auf gutem Niveau

26.10.22 17:57 Uhr

Mercedes-Benz-Aktie fester: Gewinn von Mercedes-Benz schießt hoch - Nachfrage auf gutem Niveau | finanzen.net

Mercedes-Benz hat mit stark gestiegenem Absatz den operativen Gewinn im dritten Quartal sprunghaft gesteigert.

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Von Juli bis September verdiente Mercedes-Benz vor Zinsen und Steuern 5,2 Milliarden Euro - das waren 83 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, als der Chipmangel die Auslieferungen bremste, wie der Autobauer am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn übertraf damit die Erwartungen am Finanzmarkt. Der Umsatz legte um 19 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro zu. Die Marke mit dem Stern hatte die Pkw-Auslieferungen im Sommer um mehr als ein Drittel auf rund 530.000 Fahrzeuge gesteigert. Vor allem das China-Geschäft, das nicht mehr so stark unter Corona-Lockdowns litt, kurbelte die Verkaufszahlen an.

Der DAX-Konzern hob die Jahresprognose für den Gewinn an: Die Umsatzrendite für Pkw und Vans soll jetzt jeweils einen Prozentpunkt höher ausfallen mit 13 bis 15 Prozent beziehungsweise neun bis elf Prozent. Der Betriebsgewinn werde deutlich und nicht mehr nur leicht über der Vorjahresmarke von 16 Milliarden Euro liegen.

Treiber der besseren Aussichten für 2022 ist der gute Absatz von teuren Autos. Vorstandschef Ola Källenius will den Konzern nach der Trennung vom Nutzfahrzeuggeschäft stärker auf Luxus trimmen, um die Rendite hochzutreiben. Im dritten Quartal hatte Mercedes zwar leichte Probleme bei der Endkunden-Auslieferung von Top-End-Luxusmodellen, wie das Unternehmen seine teuersten und renditeträchtigsten Modelle nennt. Vor allem sorgten Zertifizierungsprobleme beim Flaggschiff S-Klasse in den USA für Verzögerungen.

Allerdings setzte Mercedes neben mehr Autos im unteren und mittleren Segment auch mehr Top-Modelle an die Händler ab - und das zählt letztlich für den Umsatz. Der Absatz legte im dritten Quartal um 38 Prozent auf 530 414 Autos zu. Derjenige von vollelektrischen Autos verdoppelte sich. Vor einem Jahr hatten fehlende Elektronikchips die Produktion und die Verkäufe des Autobauers deutlich eingeschränkt.

Das Preisumfeld für Neuwagen tut sein Übriges, die Nachfrage übersteigt dem Unternehmen zufolge weiter das Angebot. So muss Mercedes bei langen Wartezeiten wenig Rabatte geben, um die Autos zu verkaufen. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge im Pkw-Geschäft lag im dritten Quartal bei 14,5 Prozent. Nach neun Monaten stehen sogar 15 Prozent zu Buche und damit das obere Ende der neuen Prognosespanne.

Vergleichbar mit anderen Autobauern ist die Marge von Mercedes nicht direkt. Experte Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies rechnete vor, dass die um unternehmensspezifische Buchungspraktiken bereinigte Marge schon nicht mehr ganz so herausragend wirke. Mercedes rechnet seine Gewinne aus den chinesischen Gemeinschaftsunternehmen in die Pkw-Spartenergebnisse ein, genauso wie bestimmte in der Bilanz aktivierte Forschungs- und Entwicklungsausgaben. So würden aus den 14,5 Prozent operativer Marge letztlich kaum herausstechende 11,4 Prozent, erklärte Houchois.

Das Unternehmen wählte zudem vorsichtige Worte zur Umschreibung der Lage: Die Unsicherheiten in der Energieversorgung in Europa und die anhaltenden COVID-Herausforderungen in Asien wirkten sich weiterhin auf die Verbraucherstimmung aus. Die rigide Null-COVID-Strategie der chinesischen Regierung habe zu einiger Verunsicherung geführt, auch bei der Verbraucherstimmung in China, sagte Wilhelm. Wenn der Weg auch 2023 weiter beschritten würde, müsse man von weiteren Schwankungen ausgehen.

Im laufenden Jahr hatten China teils ganze Regionen abgeschottet und die wirtschaftliche Aktivität dort lahmgelegt, was auch die Autobauer im Land belastete. China ist für Mercedes wie auch die anderen deutschen Autokonzerne der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt.

Mercedes-Benz sieht Nachfrage derzeit auf gutem Niveau

Der weltweite Konjunkturabschwung schlägt sich nach Einschätzung von Mercedes-Benz-Finanzchef Harald Wilhelm bisher nicht auf die Nachfrage nieder.

Derzeit sei die Nachfrage in China, den USA und Europa auf gutem Niveau, sagte Wilhelm am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Der hohe Auftragsbestand reiche bis ins kommende Jahr. Der Autobauer sei zuversichtlich, das höhere Preisniveau halten zu können und die Rabatte nicht wieder hochzufahren. "Wir haben keine Absicht, die Listenpreise zu senken und keine Absicht, die Anreize zu verstärken", sagte Wilhelm. Die Fixkosten wolle das Unternehmen zugleich unter Kontrolle halten.

Experten zweifeln daran, dass es der Autobranche im Abschwung diesmal gelingt, nicht zu Preisnachlässen zu greifen, um die Fabriken weiter auszulasten. Wilhelm erteilte jedoch der Strategie eine Absage, mit Rabatten Autos in den Markt zu drücken. "In einem Umfeld, was makroökonomisch schwächer ist, würden wir wahrscheinlich eher mit Volumen reagieren", sagte er - das sei Teil der Strategie, die Margen zu schützen. Auch im kommenden Jahr will Mercedes so per saldo Preisverbesserungen erreichen. Womöglich könne man auch von zurückgehenden Kosten für Rohmaterialien profitieren, wenn die Wirtschaft schwächle, meinte Wilhelm.

In Russland steht Mercedes-Benz vor dem Verkauf von Anteilen an Industrie- und Finanzdienstleistungsgeschäften an einen lokalen Investor, erklärte Wilhelm weiter. Das werde keine finanziellen Auswirkungen haben. Hierbei handele es sich nicht um die Beteiligung am Nutzfahrzeughersteller Kamaz, ergänzte eine Unternehmenssprecherin.

Mercedes-Benz verkauft Russland-Geschäft an lokalen Investor

Die Mercedes-Benz Group AG will ihr Russland-Geschäft an den lokalen Investor Avtodom verkaufen. Der Vollzug der Transaktion werde derzeit von den Behörden geprüft, sagte Mercedes-Finanzvorstand Harald Wilhelm in in einer Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen zum dritten Quartal. Es soll keine zusätzlichen Auswirkungen auf den Gewinn geben, die über das hinausgehen, was bereits bekannt gegeben wurde, so Wilhelm.

Im bisherigen Jahresverlauf habe der Autobauer im Zusammenhang mit dem Russland-Geschäft einen Verlust von rund 800 Millionen Euro hinnehmen müssen, sagte ein Sprecher zu Dow Jones Newswires. Einen möglichen Preis für die Veräußerung wollte er nicht nennen.

Im März hatte Mercedes angesichts des Ukraine-Krieges die Fertigung in Russland und Exporte in das Land ausgesetzt.

So reagiert die Aktie von Mercedes-Benz

Auf XETRA ging es für die Papiere von Mercedes-Benz am Mittwoch zunächst abwärts, im Verlauf waren jedoch Gewinne zu sehen: Zum Handelsschluss legten die Anteilsscheine um 1,1 Prozent auf 58,94 Euro zu.

In den vergangenen Tagen hatte sich der Kurs schon deutlich von den jüngsten Tiefs Mitte Oktober erholt. Zudem hatten Analysten angesichts des guten Abschneidens in der ersten Jahreshälfte und wegen des bekannten Verkaufsanstiegs für das dritte Quartal mit einer Anhebung der wichtigsten Prognosen gerechnet. Analyst Tom Narayan von der Royal Bank of Canada verwies darauf, dass die Erwartungen zuvor bereits ziemlich hoch gewesen seien.

Die Ergebnisse auf operativer Ebene und die Margen hätten über den Erwartungen gelegen, sagte ein Händler. Letztlich sei alles so ausgefallen wie erhofft, mit Ausnahme des Umsatzes.

Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan nannte in einer ersten Reaktion die Resultate stark. Er sieht Spielraum für weitere Gewinnverbesserungen im Schlussquartal. Allerdings habe das Unternehmen auch auf das recht volatile Konjunkturumfeld hingewiesen.

Frankfurt (Reuters / dpa-AFX / Dow Jones)

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Bildquellen: Vladi333 / Shutterstock.com, wegosi / Shutterstock.com

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