Mitgift der Akquisitionen

Diese Kennzahl in der Bilanz von Aphria und Aurora Cannabis ist mehr als bedenklich

08.08.19 18:31 Uhr

Diese Kennzahl in der Bilanz von Aphria und Aurora Cannabis ist mehr als bedenklich | finanzen.net

Das kanadische Cannabis-Unternehmen Aphria sorgte mit der Vorlage der Quartalsergebnisse für eine wahre Sensation, die vor allem die Aktionäre erfreute. Eine Kennzahl in der Bilanz sorgt nun aber nicht nur bei Aphria für Skepsis.

• Aphria mit kräftigen Umsatzplus
• Goodwill in bedenklicher Höhe
• Akquisitionen könnten zu Abschreibung führen

In vielerlei Hinsicht lieferte Aphria im vierten Quartal, welches bei dem Konzern zum 31. Mai 2019 endete, ein Ergebnis ab, auf das die Investoren und der Kapitalmarkt seit dem Börsengang gewartet haben. Dieser enorme Erfolg war auch unmittelbar nach der Veröffentlichung der Zahlen an der Aktienkursentwicklung des Konzerns abzulesen. Die Anteilscheine sprangen innerhalb kürzester Zeit von unter 7 Kanadische Dollar auf über 9 Kanadische Dollar und generierten somit ein Kursplus von über 30 Prozent.

Aphria glänzt mit Umsatzplus…

Der Umsatz der Cannabisfirma stieg im vierten Quartal um etwas mehr als 97 Millionen US-Dollar in den USA und auf 128,6 Millionen US-Dollar in Kanada, was einer Steigerung von insgesamt 75 Prozent gegenüber dem Vorquartal und einer Erhöhung von 969 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dass Aphria mit seinen Cannabisverkäufen einen so extremen Umsatzsprung vollziehen konnte, lag vor allem an der Tatsache, dass der Konzern erhebliche Fortschritte bei der Versorgung des US-amerikanischen Marktes gemacht hat.

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… und überrascht die Analysten

Während die durchschnittlichen Schätzungen der Analysten mit einem Verlust von insgesamt 12 Millionen CAD oder 0,05 CAD je Aktie gerechnet haben, triumphierte der Konzern mit einem Nettogewinn von insgesamt 15,8 Millionen Kanadischen Dollar. Darüber hinaus gab Aphria auch den Ausblick für das kommende Geschäftsjahr 2020 bekannt. Nach Angaben des Konzerns soll der Umsatz dann sogar im Bereich von 650 und 700 Kanadischen Dollar liegen, diese nahezu Verdreifachung des Umsatzes würde dann zu einem bereinigten EBITDA in Höhe von rund 90 Millionen CAD führen.

Angesicht dieser hervorragenden Geschäftsentwicklung und des zuversichtlichen Ausblicks für das kommende Geschäftsjahr überrascht es kaum, dass die Aktie nun wieder zu den beliebtesten Werten im Sektor zählt.

Der tadellose Schein trügt

Die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens erzählt jedoch nur die halbe Wahrheit. Investoren, die einen genaueren Blick in die Bilanz des Cannabisproduzenten werfen, werden eine Kennzahl ausfindig machen, welche für weniger Freude sorgen dürfte. Dabei handelt es sich um den Goodwill des Konzerns, welcher zum Geschäftsjahresende auf rund 670 CAD kalkuliert wurde. Verglichen mit der gesamten Bilanzsumme des Konzerns, welche bei rund 2,442 Milliarden CAD liegt, nimmt der immaterielle Vermögensposten, welcher durch den entgeltlichen Erwerb von anderen Firmen entstanden ist, einen bedenklichen Teil ein.

Goodwill - die Mitgift einer Akquisition

Nach Angaben von Aphria stammen dabei 377 Millionen CAD an Goodwill aus der Nuuvera-Akquisition, 146 Millionen CAD aus dem Erwerb von Broken Coast und weitere 139 Millionen CAD aus dem Zukauf von Vermögenswerten aus Südamerika.

Natürlich ist es am Kapitalmarkt üblich, dass bei einer lohnenswerten Akquisition ein gewisser Goodwill gezahlt werden muss. Schließlich muss die Firma, welche den Zukauf vollziehen möchte, mit ihrem Angebot einen Großteil der Aktionäre der anderen Partei zur Annahme der Offerte bewegen. Dennoch ist es bei Aphria nun mehr als ungewiss, ob der gezahlte Goodwill zu einem späteren Zeitpunkt wieder generiert werden kann. Denn ein Großteil der Investitionssummen von Aphria ist direkt nach der Übernahme wieder in den Goodwill geflossen.

Sollte es bei dem Cannabiskonzern zu einem späteren Zeitpunkt zu einer größeren Goodwill-Abschreibung kommen, dürfte sich diese extrem negativ auf den Aktienkurs auswirken. Analysten, wie John Zamparo von der Investmentbank CIBC, gehen sogar davon aus, dass Aphria seinen gesamten Goodwill aus der Nuuvera-Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt abschreiben muss. Ein solches Szenario würde zu einem Verlust in Höhe von fast 1,50 Kanadischen Dollar je Aktie führen und rund 15 Prozent des Gesamtvermögens des Konzerns vernichten.

Aurora mit Milliardenrisiko

Mit diesem Problem ist Aphria jedoch längst nicht allein, so beläuft sich der Goodwill des Branchenvorreiters Aurora Cannabis gegenwärtig auf rund 3,18 Milliarden CAD, was rund 57 Prozent der Bilanzsumme des Unternehmens entspricht. Diese enorme Summe wurde aufgrund von mehr als einem Dutzend Übernahmen generiert. Sollte es bei Aurora jemals zu einer Goodwill-Abschreibung kommen, wären die Auswirkungen somit noch gravierender als bei Aphria.

Das Beispiel von Kraft Heinz mahnt zur Vorsicht

Welche Kurskapriolen eine größere Abschreibung auf die immateriellen Vermögenswerte auslösen kann, zeigt das jüngste Beispiel von Kraft Heinz. Der US-Nahrungsmittelriese musste zu Beginn des Jahres eine Abschreibung in Höhe von rund 16 Milliarden US-Dollar auf sein umfassendes Markenportfolio vornehmen. Daraufhin verlor die Aktie, die zu den Lieblingen von Starinvestor Warren Buffett zählt, mehr als 33 Prozent an Wert.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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Bildquellen: Matilde Campodonico/AP, Opra / Shutterstock.com

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